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"Zentrifuge"

Vom Fabrikgelände zum kreativen Kraftfeld

Dem früheren AEG-Werk in der Fürther Straße wurde neues Leben eingehaucht. Heute sind „Auf AEG“ viele Kreative zu finden, die in der Metropolregion kulturelle Impulse setzen. Von Michael Schels

Das Motto „Heimat für Kreative“ ist als strategisches Leitmotiv der Europäischen Metropolregion Nürnberg (EMN) richtungsweisend formuliert. Doch wie kann diese Strategie umgesetzt werden? Haben wir in Nürnberg und der Region das Potenzial, um als Kreativraum international wahrgenommen zu werden? Können wir unternehmerische Kreative hier halten, kreative Projekte entwickeln und kreativwirtschaftliche Unternehmen anziehen?

Raum für Kreativität bietet das ehemalige AEG Gelände: „Auf AEG“ ist ein Paradebeispiel für die Umwandlung eines früheren Industriegeländes, das nun völlig neu genutzt wird. Gelungen ist dies durch den Projektentwickler Bertram Schultze von der MIB Fünfte Investitionsgesellschaft mbH, der künstlerischen und kreativen Entwicklungen viel Raum bietet. „Auf AEG“ sind im Haus 74 nahezu 100 bildende Künstler sowie im Haus 14 der Kreativ-Cluster und die Kreativplattform Zentrifuge ansässig.

Drehscheibe für Künstler

Die Zentrifuge entstand 2008 aus der Kunst- und Kreativszene heraus und bietet seitdem eine optimale Infrastruktur für Künstler und Kreative. Gerade am Standort „Auf AEG“, aber auch darüber hinaus ist die Zentrifuge eine bedeutende Drehscheibe: Sie vernetzt Kreative und Künstler, schafft Grundlagen für Synergien, initiiert Projekte und motiviert zum Engagement. Die „Zentrifuge Akademie“ unterstützt die Kreativen dabei, ihre Unternehmen professioneller zu führen, außerdem ist sie eine Plattform für die Präsentation von Ideen und kreativen Werken, die zum Austausch anregt.

„Auf AEG“ finden sich neben dem lebendigen Kunst- und Kreativstandort auch Firmen wie Siemens, Forschungsprojekte wie das E|Drive-Center (Bayerisches Technologiezentrum für elektrische Antriebstechnik) oder der 2013 hinzu kommende Energie Campus. Zu erwarten sind in den kommenden Jahren spannende Synergien zwischen Forschung, Wirtschaft, Kunst und Kreativen.

„Auf AEG“ ist also das hoch verdichtet, was in Zukunft immer wichtiger wird: Die Annäherung, Verbindung und der Austausch wirtschaftlicher Bereiche mit (inter-)nationalen künstlerisch-kreativen Initiativen und Projekten – all dies wird weit über die Region hinaus kommuniziert. Auch hier spielt die Zentrifuge eine wichtige Rolle: Sie bietet eine Plattform auf der sich Unternehmer, Ingenieure, Künstler, Kreative und andere Experten austauschen und gegenseitig inspirieren können. Menschen lassen sich in Phasen beruflicher Neuorientierung anregen und ermutigen, während Künstler und Kreative unternehmerisches Know-how erwerben. Die Zentrifuge wirkt somit letztlich als Inspirations- und Kreativraum für neues Denken und Innovation. Ein Beispiel ist „metropol.Z“ – ein Unternehmen neuen Typs, das unlängst aus der Zentrifuge heraus gegründet wurde. „metropol.Z“ arbeitet als eine Art Denkfabrik mit Strategie- und Entwicklungsabteilungen von Unternehmen zusammen und bindet dabei kreative Dienstleister aus der Metropolregion ein. Auf diese Weise sollen völlig neue Denkansätze für betriebliche Themen erarbeitet werden.

Es bieten sich unzählige Chancen für Unternehmen und gerade für den Mittelstand, in diesen spannenden, zukunftsweisenden Prozess einzusteigen. Einige Vorteile, die sich aus kultur- und kreativwirtschaftlichen Entwicklungen ergeben, sind eine stärkere Bindung der Mitarbeiter an das Unternehmen, die Steigerung der Standortattraktivität oder die Stärkung der Innovationskraft vor Ort – internationale Ausstrahlung inklusive. Im Detail und in der Summe sind Vorteile wie diese gerade für innovative Unternehmen und für die Metropolregion Gold wert.

Übersicht: Kreativwirtschaft in der Metropolregion

In der Metropolregion Nürnberg gibt es eine Reihe von Aktivitäten und Projekten, um die Kreativwirtschaft zu fördern. Ein Überblick:

  • Die Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft der Bundesregierung hat ein bundesweit tätiges Kompetenzzentrum installiert. Das 2010 gegründete Regionalbüro Bayern leitet Jürgen Enninger von München und Nürnberg aus.
  • 2010 haben die Foren „Wirtschaft und Infrastruktur“ und „Kultur“ für die EMN einen Kultur- und Kreativwirtschaftsbericht veröffentlicht. Daraus wurden bereits erste Maßnahmen abgeleitet mit dem Ziel, die Akteure besser zu vernetzen und die vorhandenen Potenziale zu stärken.
  • 2011 wurde das Festival „made in...“ von der Arbeitsgemeinschaft „Kultur im Großraum“ veranstaltet. Daraus ist die kommunal getragene Kreativplattform „mehrwertzone.net“ hervorgegangen. Diese Plattform wirkt als Sprachrohr, Projektbörse und Serviceplattform der Kulturschaffenden und Kreativen im Großraum und zunehmend auch der EMN.
  • Das seit 2011 stattfindende Symposium Kultur- und Kreativwirtschaft gibt wertvolle Impulse in Wirtschaft und Politik – in diesem Jahr fand es am 2. Oktober im Nürnberger Rathaus statt und beschäftigte sich mit dem Thema „Designwirtschaft“.
  • Da die Musikwirtschaft im Kulturwirtschaftsbericht als eine der relevantesten Teilbranchen identifiziert wurde, ist eine Musikmesse geradezu zwingend: Die „Verstärker“-Messe findet im April 2013 zum dritten Mal – diesmal in Nürnberg – statt.
  • Auch die IHK leistet für die kultur- und kreativwirtschaftliche Entwicklung in der EMN wertvolle Arbeit. Die mehrmals jährlich stattfindenden Veranstaltungen des IHK-Kulturforums bauen eine Brücke zwischen Kultur und Wirtschaft und fördern damit das unternehmerische Engagement hin zu einer kreativ(er)en Region.
  • Unter dem Leitgedanken „Rat geben – Raum geben – Impuls geben“ hat das Wirtschaftsreferat im März 2012 einen Dialog- und Kooperationsprozess mit der Kultur- und Kreativwirtschaft begonnen. Im Rahmen von Workshops werden gezielt Maßnahmen zur Stärkung und Förderung des kreativen Milieus in Nürnberg erarbeitet.
Autor/in: Michael Schels, ist freiberuflicher PR-Berater und arbeitet für Unternehmen, Künstler und Kulturprojekte. 2008 initiierte und gründete er den gemeinnützigen Verein Zentrifuge e.V., dessen Erster Vorstand er bis heute ist.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2012, Seite 36

 
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