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Mittelfranken und Shenzhen

Enge Kontakte zum Perlfluss-Delta

Seit 15 Jahren sind die Wirtschaftsregion Nürnberg und die südchinesische Sonderwirtschaftszone Shenzhen durch eine enge Partnerschaft verbunden. In dieser Zeit wurde eine Vielzahl von gemeinsamen Projekten in den Bereichen Wirtschaft, Hochschulen, Umweltschutz, Gesundheitswesen, Kultur, Verwaltung und Medien realisiert.

Im vergangenen Jahr stand die Partnerschaft auch im Zeichen großer Umwälzungen in China: Mit der Benennung von Xi Jingping, dem designierten Chef der Kommunistischen Partei der Volksrepublik China, und Li Keqiang, dem künftigen Premierminister und Nachfolger von Wen Jiabao, hat China einen Generationenwechsel in der politischen Führung eingeleitet. Beide gelten als moderate Reformer und sagen öffentlich, dass die Korruption eine der größten Gefahren für die Stabilität des Landes sei. Zudem sollen der wirtschaftliche Reformkurs und die Öffnung des Landes fortgesetzt werden, erklärte Xi bei der Vorstellung des neuen ständigen Ausschusses des Politbüros, der im März seine Arbeit aufnehmen wird. Zudem fanden im August 2012 die zweiten Deutsch-Chinesischen Regierungskonsultationen statt, bei denen auch das 40-jährige Bestehen der diplomatischen Beziehungen zwischen China und Deutschland gefeiert wurde. Doch auch mit neuen chinesischen Partnern steht die deutsche Wirtschaft vor alten Herausforderungen, denn deutsche Unternehmen sehen sich bei Geschäften mit China noch immer mit zahlreichen Handelshemmnissen konfrontiert, z.B. in den Bereichen Rohstoffe, Patentschutz sowie Zugang zu Kapital und öffentlichen Aufträgen.

In diesem Umfeld fand im November ein gemeinsames Wirtschaftsforum der Regionen Nürnberg und Shenzhen statt, zu dem eine Delegation aus Mittelfranken unter der Leitung von IHK-Präsident Dirk von Vopelius und Hauptgeschäftsführer Markus Lötzsch nach Shenzhen gereist war. In der Metropole am Perlflussdelta mit ihren 15 Mio. Einwohnern äußerten beide Seiten ihr Interesse, die erfolgreiche Zusammenarbeit fortzusetzen und dabei Schwerpunkte auf die Felder Energie- und Umwelttechnik sowie Automatisierungstechnik zu legen. Verstärkt werden soll u.a. die Kooperation mit der Shenzhen Energy Group, einem der führenden Energiekonzerne Chinas, mit der die IHK Nürnberg bereits bei der Ausbildung von chinesischen Fachkräften zum „European Energy Manager“ zusammenarbeitet. Wichtige Partner sind zudem das Chinesisch-Deutsche Zentrum für Erneuerbare Energien und die Deutsche Energieagentur. Als neuer Partner gewonnen wurde die China Renewable Energy Society (CRES) in Peking, eine der renommiertesten chinesischen Expertengemeinschaften für erneuerbare Energien. Sie ist nicht nur in der Forschung aktiv, sondern berät auch zu aktuellen energiepolitischen Fragen. Im Rahmen ihrer weltweiten Kooperationen bereitet die CRES derzeit gemeinsam mit der Deutschen Energieagentur eine vergleichende Studie zu den Energiestrategien in China und Deutschland vor.

Zeitgleich zum Besuch der IHK-Delegation fand in Shenzhen die China Hi-Tech Fair statt, Chinas Technologieleitmesse und seit zwölf Jahren ein Höhepunkt des Bayerischen Messebeteiligungsprogramms. Mit zwölf Unternehmen war der Freistaat wieder stark auf der Messe vertreten, zu der über 600 000 Messebesucher aus ganz China nach Shenzhen gekommen waren. Auch 2013 wird Bayern wieder mit einem Gemeinschaftsstand auf der China Hi-Tech Fair präsent.

Ein weiterer wichtiger Partner für die Region Nürnberg ist der Pekinger Stadtbezirk Changping, der nicht nur 740 000 Einwohner, sondern auch moderne Wissenschafts- und Industrieparks sowie rund 1 300 Unternehmen und mehr als 40 Forschungsinstitute beherbergt.

Zusätzlich zur allgemeinen wirtschaftlichen Zusammenarbeit, die bereits 2006 zwischen Nürnberg und Changping unterzeichnet wurde, will man nun auch in der Berufsausbildung nach dem Vorbild des deutschen dualen Systems zusammenarbeiten. Dieses Abkommen wird vor Ort getragen durch die Deutsch-Chinesischen Auslandshandelskammern, mit denen die Nürnberger IHK in einem Pilotprojekt bereits chinesische Berufsschullehrer aus Peking mit dem Thema Prüfungswesen vertraut macht. Das erklärte Ziel ist es, deutsche Unternehmen bei der Suche nach qualifizierten chinesischen Facharbeitern zu unterstützen. Interesse für ein Berufsbildungsprojekt wurde zudem von Berufs-Colleges in der Partnerstadt Shenzhen signalisiert.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 01|2013, Seite 19

 
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