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Barmer GEK

Programme für fitte Mitarbeiter

Der Krankenversicherer Barmer GEK Mittelfranken ist mit zwei Nürnberger Arztnetzen eine Kooperation eingegangen. Auf diese Weise soll die medizinische Versorgung der Patienten verbessert werden, erklärte Alfred Kindshofer, Geschäftsbereichsleiter Verträge bei der Barmer GEK Bayern. Damit ist Nürnberg ein exponierter Standort für Arztnetze: Von sieben derartigen Kooperationen, die die Barmer deutschlandweit unterhält, sind zwei in Nürnberg.

Partner sind das Praxisnetz Nürnberg Süd e.V. (PNS) mit rund 150 Arztpraxen und das Gesundheitsnetz Qualität & Effizienz eG (QuE). Die Versicherten sollen von der Diagnose über die Therapie bis zur Nachsorge eine qualitativ bessere Behandlung bekommen und zudem davon profitieren, dass sie eine ärztliche Zweitmeinung einholen können. Das funktioniert etwa bei PNS dadurch, dass alle individuellen Patientendaten (z.B. Unverträglichkeiten, Laborwerte, Diagnosen und Medikationen) in einem besonders geschützten Bereich hinterlegt sind, so PNS-Vorsitzender Dr. med. Michael Bangemann.

Im Durchschnitt besucht ein Patient 18 Mal im Jahr einen Arzt. Bei chronisch Kranken komme es vor, dass ein Arzt Medikamente gegen ein Leiden verschreibe und ein weiterer Arzt ein anderes Medikament gegen die Nebenwirkungen der ersten Verordnung, so Bangemann. QuE überprüfe regelmäßig, ob solch unnötige „Mehrfachmedikationen“ vorliegen, erklärte QuE-Vorstandsvorsitzender Dr. med. Veit Wambach. Immerhin bekommen 35 Prozent der Männer und 40 Prozent der Frauen über 65 Jahre in Deutschland neun oder mehr Wirkstoffe in Dauertherapie. Das ist für Wambach wegen der damit einhergehenden Wechsel- und Nebenwirkungen inakzeptabel. Die vergleichbare QuE-Quote der Mehrfachmedikation liege bei lediglich 16 Prozent.

Wenn unnötige Medikationen und Untersuchungen eingespart werden, profitieren davon auch die Patienten in Form von kürzeren Wartezeiten, zudem bekommen sie schneller einen Termin beim Facharzt. Wie sich das Mehr an Qualität und die Kosteneinsparungen in Heller und Pfenning für die Barmer GEK auswirken, kann Regionalleiter Andreas Haupt noch nicht beziffern: „Wir werden erst einmal die Ergebnisse der nächsten Jahre abwarten.“ Angesichts der bundesweit explodierenden Gesundheitskosten könne aber die Vernetzung von Ärzten, Krankenhäusern und Apotheken der Einstieg in eine neue Behandlungs- und Kostenkultur sein. Während Kindshofer allen heute bestehenden Modellen und Praxisformen ihre Berechtigung zuspricht, sieht Bangemann den allein agierenden und nicht vernetzten Haus- oder Facharzt in den nächsten zehn Jahren als Auslaufmodell.

Für Nürnberg hat der Pilotversuch auch deshalb Bedeutung, weil hier im deutschlandweiten Vergleich eine höhere Anzahl an psychischen Krankheiten und Herzinfarkten diagnostiziert wird. In Bayern entfielen 2011 allein 17 Prozent der Fehltage auf psychische Störungen. Diese Krankheitsgruppe ist laut Gesundheitsreport 2012 der Barmer GEK in Bayern hauptsächlich für den Anstieg der Fehlzeiten verantwortlich. Ein wichtiger Aspekt ist deshalb die Prävention, zu der die Barmer GEK Nürnberg eine Studie der Puls Marktforschung aus Schwaig vorgelegt hat. Der repräsentativen Erhebung „Mitarbeiter-Energie“ zufolge fühlen sich mehr als 25 Prozent der Beschäftigten am Arbeitsplatz unterfordert. Puls-Firmenchef Dr. Konrad Weßner bringt es auf den Punkt: „Ein Viertel der Lohnsumme bezahlen die Unternehmen ohne Gegenleistung.“ Als Hauptgrund für nicht ausgeschöpftes Leistungsvermögen nannten die Befragten Unterforderung, mangelndes Feedback, zu geringe Identifikation mit Werten und Strategien des Arbeitgebers sowie zu wenig Stolz und Gemeinschaftsgefühl. Erst wenn in den Betrieben wirksam an diesen Themen gearbeitet werde, entfalte die betriebliche Gesundheitsförderung ihre volle Wirkung.

Die Praxis zeige, dass ein Gesundheitsmanagement die Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter stärken könne. Speziell in Mittelfranken hat die Barmer GEK zahlreiche Angebote zur Gesundheitsförderung aufgelegt, etwa zu den Themen betriebliches Gesundheitsmanagement, Work-Life-Balance oder Vorbeugung von Burnout. Neu ist u.a. der Balance-Check, mit dem überprüft wird, inwieweit Mitarbeiter zu Entspannung und Regeneration in der Lage sind. Seit Längerem sind die Gesundheitstage im Programm, die die Krankenversicherung in Mittelfranken zusammen mit rund 100 Unternehmen organisiert. In der Region sind 121 000 Mitglieder bei der Barmer versichert, die von 350 Mitarbeitern betreut werden.

Autor/in: 
tt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 02|2013, Seite 68

 
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