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Mexiko

Weltmeister im Freihandel

Das lateinamerikanische Land wird oft unterschätzt, doch nach den USA und Kanada ist es die drittgrößte Handelsmacht auf dem Kontinent. Vor allem als Ausgangspunkt für Exporte eröffnet Mexiko auch Chancen für deutsche Unternehmen.

Die Potenziale Mexikos werden nicht voll genutzt“, meinte Christian Weber, Repräsentant des Freistaats Bayern in Mexiko, bei einer IHK-Veranstaltung in Nürnberg. Das Land sei in puncto Wirtschaftskraft mit derjenigen der viel zitierten BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China) vergleichbar, beim Handelsvolumen sei Mexiko im Jahr 2012 sogar noch vor Brasilien gelegen.

Außerdem ist das Land, das zu Lateinamerika zählt, aber wirtschaftlich besonders stark mit Nordamerika verknüpft ist, laut Weber ein „Weltmeister im Freihandel“. Mexiko hat zwölf Freihandelsabkommen mit 45 Ländern abgeschlossen. Wichtig für Deutschland ist das Kooperationsabkommen Mexikos mit der EU, in das ein Freihandelsabkommen eingebettet ist. Zudem hat sich Mexiko gemeinsam mit Kanada und den USA zum Nordamerikanischen Freihandelsabkommen (Nafta) zusammengeschlossen.

Dies ist ein wichtiger Grund, warum Mexiko von vielen Unternehmen als Plattform für Exporte in die USA geschätzt wird. Etwa 80 Prozent der mexikanischen Ausfuhren gingen 2012 in das nördliche Nachbarland. Weber ermunterte deshalb bayerische Betriebe, „die ihre Wertschöpfungskette ergänzen wollen“, Mexiko zum einen als Vertriebsplattform und zum anderen als Produktionsstandort zu nutzen.

Die Audi AG macht dies gerade vor: Sie errichtet im mexikanischen Puebla ihre erste Produktionsstätte auf dem amerikanischen Kontinent und will dort ihren Geländewagen Q5 vor allem für den Export in die USA herstellen. Bis im Jahr 2016 die ersten Autos vom Band rollen, will der Autohersteller nach eigenen Angaben bis zu zwei Mrd. Euro in den neuen Standort investieren. Solche Großprojekte ziehen nach Worten Webers erfahrungsgemäß auch ausländische Zulieferunternehmen an, für die sich damit gute Geschäftschancen in Mexiko ergeben.

Industrieparks für den Export

Doch auch kleinere Unternehmen, die nicht das wirtschaftliche Potenzial und das Außenwirtschafts-Know-how wie Audi haben, können sich in Mexiko engagieren, wie Wolfgang E. Meier, Europa-Repräsentant der US-amerikanische Entrada Group, erläuterte. Für Unternehmen, die in Mexiko produzieren und von dort auch nach Nordamerika exportieren wollen, bietet Entrada sogenannte Shelter-Dienstleistungen an. So wird zum Beispiel in der mexikanischen Stadt Fresnillo ein eigener Industriepark betrieben, in dem moderne und kostengünstige Produktionsflächen zur Verfügung stehen. Entrada kümmert sich um alle juristischen und praktischen Belange beim Aufbau der Produktion und beim Transport der Exportgüter über die Grenze in die USA.

Nicht nur als Ausgangspunkt für Exporte ist Mexiko interessant, sondern auch wegen des Binnenmarktes mit seinen 115 Mio. Einwohnern, zu dem eine sehr kaufkräftige Oberschicht und eine wachsende Mittelschicht gehören. Zunehmend bedeutsam ist das lateinamerikanische Land als Markt für Industriegüter, so sind mexikanische Unternehmen aus den Bereichen Metallindustrie, Baustoff- und Bauindustrie, Lebensmittelindustrie sowie Erdöl- und Gasgewinnung sehr an ausländischen Technologien interessiert. Mit guten Erfolgsaussichten können sich ausländische Anbieter mittlerweile auch an Ausschreibungen für Projekte in den Bereichen Infrastruktur und Gesundheitssektor beteiligen, berichtete Weber, dessen Büro bei der Deutsch-Mexikanischen Industrie- und Handelskammer in Mexiko-Stadt angesiedelt ist. Die Bereitschaft der öffentlichen Hand sei gewachsen, Konzessionen zum Beispiel beim Eisenbahnbau, zu vergeben.

Die Sicherheitsprobleme, die sich aus dem mexikanischen Drogenkrieg ergeben, schätzen die ausländischen Unternehmen offensichtlich nicht als großes Hemmnis ein. Man müsse lediglich die unsicheren Gebiete kennen und darauf achten, wohin man in Mexiko gehe, meinte ein Tagungsteilnehmer. Weber geht zudem davon aus, dass die neue mexikanische Regierung das Kriminalitätsproblem besser in den Griff bekommen kann.

Deutsches Know-how gefragt

Deutsche Unternehmen sind in Mexiko sehr geschätzt, sie haben ein besseres Image als die US-Amerikaner, meinte Dr. Marcus Felsner von Rödl & Partner. Das internationale Beratungs- und Prüfungsunternehmen mit Sitz in Nürnberg unterhält seit 1977 Büros in Mexiko und ist selbst ein Beispiel für ein Dienstleistungsunternehmen, das erfolgreich in Mexiko investiert hat. 25 deutsche und mexikanische Mitarbeiter sind in Mexiko-Stadt und in Puebla derzeit vor allem für Investoren aus dem deutschen Sprachraum tätig.

Wenn ein deutsches Unternehmen sich neu in Mexiko engagiert, gilt es besonders auf interkulturelle Klippen zu achten, sonst rückt ein möglicher Geschäftserfolg schnell in weite Ferne. Wer in Mexiko verhandelt, sollte den mexikanischen Kommunikationsstil kennen, wie Katrin Sihling von Sihling Intercultural Communication in München mahnte. Ein kleines Beispiel: In Mexiko gehört es zum guten Benehmen, Gesprächspartner mit ausgestrecktem und nicht mit angewinkeltem Arm zu begrüßen. Dadurch signalisiere man ein herzliches Entgegenkommen. Allgemein gebe es in Mexiko auch mehr Körperkontakt: Man könne einem Mann zur Begrüßung zusätzlich auch kurz auf die Schulter klopfen oder einer Frau einen Wangenkuss geben – aber nur einmal auf die linke Wange.

Derzeit sind insgesamt mehr als 1 000 deutsche Unternehmen in Mexiko aktiv. Laut Armin Siegert, Leiter des IHK-Geschäftsbereichs International, haben rund 100 Unternehmen aus Mittelfranken dauerhafte Engagements in Mexiko wie beispielsweise Produktionsstätten, Niederlassungen oder Joint-Ventures.

 

Autor/in: 
sm.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2013, Seite 16

 
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