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Universität Erlangen-Nürnberg

Risikomodelle für Versicherungen

Voraussichtlich im Jahr 2016 soll die europaweite Reform des Versicherungsaufsichtsrechts unter dem Namen „Solvency II“ in Kraft treten. Ähnlich wie im Bankensektor (Stichworte Basel II und III) müssen Versicherungsunternehmen dann Eigenkapital in bestimmter Höhe hinterlegen, je nachdem wie hoch das Risiko ihrer Anlagepolitik einzustufen ist. Die Universität Erlangen-Nürnberg und die Universität St. Gallen entwickeln vor diesem Hintergrund gemeinsam Modelle, mit denen sich die Risiken von Versicherungsunternehmen berechnen lassen. Die Federführung des Projekts mit dem Titel „Implicit Constraints, Incentives and Systemic Risk Imposed by New Insurance Regulation” liegt bei Prof. Dr. Nadine Gatzert, Inhaberin des Lehrstuhls für Versicherungswirtschaft und Risikomanagement.

Im Rahmen von Solvency II wurde zwar ein Standardmodell für die Risikobewertung entwickelt, das aber nicht alle individuellen Gegebenheiten der einzelnen Versicherungsunternehmen abdecken kann. Prof. Gatzert und die anderen beteiligten Wissenschaftler entwerfen deshalb mit Hilfe komplexer mathematischer Berechnungen Modelle für die Risikobewertung, in die verschiedene Faktoren eingehen: Beispielsweise allgemeine Versicherungsrisiken wie Häufigkeit von Naturkatastrophen oder die Entwicklung der Sterblichkeit, Risiken der Anlagepolitik des jeweiligen Versicherers sowie systemische Effekte, die aufgrund des gleichgerichteten Verhaltens vieler Versicherungsunternehmen auftreten können. In die Analyse eingehen sollen auch Veränderungen bei der Risikobewertung bestimmter Anlageformen. Ein Beispiel: Europäische Anleihen galten bislang als sichere und von Versicherern geschätzte Anlage, dies hat sich jedoch im Zuge der Schuldenkrise geändert.

Das Forschungsprojekt, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und vom Schweizerischen Nationalfonds gefördert wird, konzentriert sich bei dieser anspruchsvollen Aufgabe auf die klassischen Kapitallebensversicherungen, weil sie zu den wichtigsten Versicherungsprodukten in Deutschland gehören. Ziel der Forschungsarbeiten ist es, Handlungsempfehlungen für Politik und Versicherungswirtschaft zu entwickeln, wie Risikomodelle adäquat ausgestaltet werden könnten.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2013, Seite 47

 
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