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Bilanzierung

Was ist Wissen wert?

Image eines Unternehmens, Know-how der Mitarbeiter oder Beziehungen zu den Kunden - diese immateriellen Werte sind für Unternehmen wettbewerbsentscheidend. Aber wie lassen sich diese schwer quantifizierbaren Einflussfaktoren erfassen und bewerten?

Mit dieser Frage befasste sich das Forschungsprojekt „Wissensbilanz – Made in Germany“, das vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert wurde. Drei Jahre lang arbeiteten Wissenschaftler an Verfahren, mit denen die Identifikation, Erfassung, Messung und Entwicklung von immateriellen Werten systematisiert werden können. Koordiniert wurde das Projekt von der Technischen Universität Clausthal und von Prof. Dr. Thomas M. Fischer, Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre (insbesondere Rechnungswesen und Controlling) an der Universität Erlangen-Nürnberg.

Ein wichtiges Ziel der Forschungsarbeiten war es, alle immateriellen Einflussfaktoren und Messgrößen, die für den Unternehmenserfolg entscheidend sind, mit Hilfe von Indikatoren zu quantifizieren und in einer Wissensbilanz zu erfassen. Diese wiederum sollte in die Lageberichterstattung integriert werden. Berücksichtigt werden mussten dabei u.a. Regelungen und Vorschriften der Rechnungslegung sowie Anforderungen von Kreditinstituten (Rating nach Basel II) und Wirtschaftsprüfung.

Diese Arbeiten brachten eine Reihe von Ergebnissen hervor, die unmittelbar in der betrieblichen Praxis angewandt werden können: Entwickelt wurde eine verifizierbare und testierbare Berichtsstruktur, um immaterielle Werte als Element in die Lageberichterstattung zu integrieren. Die Lösung ist XBRL- und Datev-fähig und befindet sich bereits bei kleinen und mittleren Unternehmen in der Pilotanwendung. Nach Worten von Prof. Fischer hat es sich als sehr nützlich erwiesen, Experten aus Wirtschaftsprüfung, Wissenschaft und Kreditwirtschaft in die Forschungsarbeiten einzubinden. Dies habe für besondere Praxisnähe gesorgt, was wiederum die Akzeptanz der entwickelten Berichtsstruktur auf breiter Ebene gewährleiste.

Unternehmenskommunikation

Fischer nennt einen weiteren Aspekt der Wissensbilanz, den er – neben den Fragen des Rechnungswesens – für entscheidend hält: „Transparente und strukturierte Aussagen über immaterielle Werte sind auch für die Unternehmenskommunikation höchst interessant.“ Die Motivation, Informationen über nichtfinanzielle Größen zu veröffentlichen, sei vielschichtig: Der gute Ruf und das Image eines Unternehmens seien zu wichtigen Faktoren für unternehmerische Entscheidungen geworden, Kratzer an der Reputation eines Unternehmens hätten schwerwiegende Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit. Firmen, die mit einer guten „Bilanz“ bei immateriellen Werten punkten, hätten handfeste Vorteile wie beispielsweise eine höhere Kundenbindung, niedrigere Kosten für die Kapitalbeschaffung, eine höhere Loyalität der Mitarbeiter und eine höhere Attraktivität bei Bewerbern. „Es gibt mittlerweile eine Erwartungshaltung, aussagekräftige und glaubwürdige Informationen über ein Unternehmen zu erhalten“, so Fischer.

Informationen für Unternehmen

Für Unternehmen, die sich mit diesem Thema beschäftigen und von den Ergebnissen des Forschungsprojekts profitieren wollen, gibt es eine Reihe von Informationen:

  • Instrumente zur Umsetzung der Wissensbilanz: Auf der Projekt-Homepage (www.management-reporting.org/forschung/wissensbilanz.shtml) stehen eine Checkliste zur Identifikation immaterieller Werte sowie ein Berichtsleitfaden zur strukturierten Darstellung der erzielten Erkenntnisse kostenlos zum Download bereit. Zudem kann bei den Projektpartnern eine Software abgerufen werden, die als Dokumentations- und Analyseinstrument hilfreich ist.
  • Informationsveranstaltung am Donnerstag, 20. Juni 2013 (15.30 bis 19.30 Uhr bei der Datev eG, Virnsberger Straße 63, Nürnberg): Eingeladen sind Unternehmensvertreter, Wirtschaftsprüfer sowie Steuer- und Unternehmensberater. Erläutert werden die Ergebnisse des Forschungsprojektes und die Anwendungsmöglichkeiten von Wissensbilanzen in der Praxis. Zudem berichten Vertreter der Pilotunternehmen, die die Erkenntnisse bereits umsetzen, von ihren Erfahrungen. Moderiert wird die Veranstaltung von Mart Kivikas, Geschäftsführer der Wissenskapital ZFI/ECI GmbH in Oberreichenbach (Anmeldung: Datev, Jana Hunger, E-Mail: jana.hunger@datev.de, www.wissenskapital.info).
  • Literatur zum Forschungsprojekt: Die wichtigsten Forschungsergebnisse sind in dem Buch „Wissensbilanzen im Mittelstand – Kapitalmarktkommunikation, immaterielle Werte, Lageberichterstattung, Integrated Reporting, XBRL“ zusammengefasst (Herausgeber: Prof. Dr. Thomas M. Fischer und Prof. Dr. Inge Wulf, 240 Seiten, 49,95 Euro, 2013, ISBN: 9783799267175, Schäffer-Poeschel Verlag 2013).
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2013, Seite 18

 
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