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Duales Studium

Doppelte Chance

Beim Verbundstudium wird eine betriebliche Ausbildung mit einem Hochschulstudium kombiniert. Es bietet Unternehmen eine gute Möglichkeit, um engagierte Abiturienten frühzeitig an sich zu binden. Von Samuel Heller

Das Interesse am dualen Studium ist ungebrochen: Die Zahl der Studienplätze, die in der zentralen Datenbank „AusbildungPlus“ des Bundesinstituts für Berufsbildung erfasst sind, stieg im Jahr 2012 um 7,5 Prozent auf mehr als 64 000. Darin spiegeln sich die steigende Nachfrage der Wirtschaft und die hohe Kooperationsbereitschaft der Hochschulen wider. Auch in der Metropolregion Nürnberg gibt es ein reges Interesse an dieser Form der Qualifizierung: An den dortigen Hochschulen waren im Jahr 2012 über 1 300 dual Studierende eingeschrieben, davon über 600 allein an der Technischen Hochschule Nürnberg. Zudem hat der Kooperationsvertrag zwischen der IHK Nürnberg für Mittelfranken und der Universität Erlangen-Nürnberg dazu beigetragen, dass viele Abiturienten das duale Studium als attraktive Alternative sehen. Der Vertrag sieht vor, dass rund 200 IHK-Berufe mit über 100 Bachelor-Studiengängen kombiniert werden können. Duale Studiengänge gibt es u.a. auch an den Hochschulen (früher Fachhochschulen) Ansbach, Coburg, Hof und Amberg-Weiden.

Beim dualen Studium werden im Wesentlichen zwei Modelle unterschieden:

  • Studiengänge mit integrierter Ausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf („Verbundstudium“). Sie führen in vier bis viereinhalb Jahren zu einem beruflichen Abschluss und zu einem akademischen Studienabschluss an einer Hochschule.
  • Studiengänge, die ein Studium und mehrere Praxisabschnitte im Betrieb verbinden („Studium mit vertiefter Praxis“). Sie dauern drei bis dreieinhalb Jahre und führen zu einem akademischen Abschluss.

Für die Metropolregion Nürnberg, die mit anderen Regionen in Deutschland im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte steht, birgt die doppelte Ausbildung eine doppelte Chance: Der Standort profitiert nicht nur von den Studienangeboten und Studierenden, die aus der Region kommen, sondern kann darüber hinaus junge, motivierte Menschen von außerhalb bereits nach deren Schulabschluss für diesen Ausbildungsweg gewinnen. Bietet ein hiesiger Betrieb beispielsweise für einen Studiengang an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg den nötigen Praxisteil an, erreicht er damit auch Studienbewerber aus dem Nachbarland und weiteren Bundesländern. Ein Großteil der Absolventen dualer Studiengänge wird übernommen und bleibt somit der Region erhalten.

Vor allem Mittelständler, die weniger bekannt sind als Großunternehmen und geringere Ressourcen für die Personalentwicklung haben, nutzen nach Angaben des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) die Vorteile des dualen Studiums. Sie können auf diese Weise frühzeitig geeignete Bewerber rekrutieren und ihnen eine attraktive Ausbildung anbieten. Hinzu kommen die allgemeinen Vorzüge aus Arbeitgebersicht, u.a. die praxisnahe, bedarfsgerechte Ausbildung hoch qualifizierter Fachkräfte, der Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sowie die erhöhte Sicherheit bei der Personalplanung.

Unternehmen, die duale Studiengänge anbieten wollen, sollten vor allem zwei Voraussetzungen erfüllen: Sie müssen den Anforderungen der Ausbildungsordnung im jeweiligen Ausbildungsberuf entsprechen und zu einer flexiblen Gestaltung der Ausbildung bereit sein, denn die Lehr- und Studienphasen sind eng getaktet und müssen zeitlich optimal aufeinander abgestimmt sein. Falls ein Unternehmen nicht alle Kriterien erfüllt, sind Kooperationen mit Partnerunternehmen möglich. Hilfestellung für die Praxis geben u.a. die Industrie- und Handelskammern und die Initiative „Hochschule dual“, die im Jahr 2006 vom Hochschule Bayern e.V. gegründet wurde.

An die „dualen Studenten“ werden hohe Anforderungen gestellt, sie müssen große Einsatzbereitschaft mitbringen. Dafür haben sie durch die Ausbildungsvergütung finanzielle Sicherheit und es eröffnen sich durch den gleichzeitigen Erwerb von zwei Bildungsabschlüssen sehr gute Karrieremöglichkeiten. Die Chance, von ihrem Ausbildungsbetrieb übernommen zu werden, ist sehr hoch. Die Modelle sind also ein Gewinn für alle drei Seiten: für die jungen Nachwuchskräfte, für die Unternehmen und für die Hochschulen – sozusagen eine Win-Win-Win-Situation.

Info zum dualen Studium

  • IHK Nürnberg für Mittelfranken, Gerd Reinert, Tel. 0911 1335-237, gerd.reinert@nuernberg.ihk.de, Kerstin Lesche, Tel. 1335-253, kerstin.lesche@nuernberg.ihk.de, www.ihk-nuernberg.de/duales-studium
  • Unternehmen können auch duale Studienangebote in den regionalen Ausbildungsatlas der IHK Nürnberg für Mittelfranken und in die deutschlandweite Lehrstellenbörse der IHKs einstellen: www.ihk-ausbildungsatlas.de, www.ihk-lehrstellenboerse.de.
  • Das Info-Magazin „dipolo – duales Studium in der Metropolregion Nürnberg“, das von den IHKs Nürnberg, Coburg und Bayreuth herausgegeben und vom Nürnberger Verlag Willmy Consult & Content erstellt wird, richtet sich an Abiturienten und stellt duale Studien- und Ausbildungsmöglichkeiten bei Unternehmen in der Metropolregion Nürnberg vor (www.magazin.dipolo.de).
  • „Hochschule dual“ ist eine Initiative des Hochschule Bayern e.V., die auch von den Industrie- und Handelskammern in Bayern unterstützt wird. Informationen für Unternehmen, zum Beispiel Musterverträge, finden sich unter www.hochschule-dual.de.
Autor/in: Samuel Heller, ist Redakteur bei der Willmy Consult & Content GmbH (Willmy MediaGroup) in Nürnberg (s.heller@willmycc.de).
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2013, Seite 30

 
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