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N-Ergie

Belastung durch die Energiewende

Die Energiewende sorgt bei dem regionalen Versorger N-Ergie AG für verhaltene Stimmung. Dabei richtet sich die Kritik weniger gegen das eigentliche Ziel, als vielmehr um den Weg dorthin. Nach Worten des Vorstandsvorsitzenden Josef Hasler ist nicht zu erkennen, dass alle ökonomischen, ökologischen und versorgungstechnischen Aspekte angemessen berücksichtigt werden. Es sei zu hoffen, dass nach der Bundestagswahl im September ein abgestimmtes „Design“ für den künftigen Energiemarkt entwickelt werde.

Ein ungeklärter Aspekt ist etwa der deutschlandweite Ausbau der Stromnetze für Hoch-, Mittel- und Niederspannung, deren Investitionskosten bis zum Jahr 2030 je nach Quelle auf 27 bis 42 Mrd. Euro veranschlagt werden. Für sein Haus kalkuliert Hasler Investitionen im dreistelligen Millionenbereich ein. Der Vorstandschef plädiert für eine „bezahlbare Energiewende“ und verweist darauf, dass der Strompreis für die Haushalte zur Hälfte Kosten beinhalte, die von den Stromerzeugern nicht zu verantworten seien, z.B. Mehrwertsteuer, Konzessionsabgabe, EEG-Umlage, Offshore-Haftungsumlage und Stromsteuer.

Die Energiewende hat auch bei dem 2010 in Betrieb genommenen Gaskraftwerk Irsching 5, an dem die N-Ergie mit rund einem Viertel beteiligt ist, zu absurden Auswirkungen geführt. Das nach eigenen Angaben „zweiteffizienteste Gaskraftwerk der Welt“ kann nicht einmal mit halber Kraft gefahren werden, weil regenerativer Strom aus Sonne und Wind vorrangig ins Netz eingespeist wird. Der unrentable Betrieb wird nach einem Betreiberbeschluss im April trotzdem fortgeführt. Wenn die Politik Netzwerkstabilität und Versorgungssicherheit wolle, müsse sie sich auch an den Kosten beteiligen, forderte Hasler.

Insgesamt konnte der Versorger 2012 in einem wettbewerbsintensiven Umfeld den Umsatz leicht auf rund 2,6 Mrd. Euro steigern. Dafür hat insbesondere der höhere Stromverkauf an zusätzliche Großkunden außerhalb des eigentlichen Geschäftsgebiets gesorgt, denen maßgeschneiderte Verträge angeboten wurden. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 60 Mio. Euro investiert, vor allem in die Erneuerung des Bestandsnetzes (darunter über 27 000 Kilometer Stromleitungen), in den gesetzlich vorgeschriebenen Anschluss von Photovoltaikanlagen sowie in eine Netzübernahme vom Versorger Eon. Zuletzt ging das Biomasse-Heizkraftwerk am Nürnberger Standort Sandreuth in Betrieb, das von der Tochtergesellschaft Regenerativ betrieben wird, in der die N-Ergie ihr Engagement rund um erneuerbare Energien bündelt.

Steigender Personalaufwand für die 2 400 Mitarbeiter und 138 Azubis, höhere Abschreibungen sowie ein deutlich verschlechtertes Finanzergebnis drückten das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit um ein Viertel auf 95 Mio. Euro. Davon wird die Dividende für den Minderheitsgesellschafter Thüga in Höhe von 28 Mio. Euro fällig. Außerdem bekommt der Mutterkonzern Städtische Werke Nürnberg GmbH (StWN) eine leicht auf 54 Mio. Euro erhöhte Ergebnisabführung. Unter dem Strich weist die Bilanz der N-Ergie einen Jahresüberschuss von sechs Mio. Euro aus, der damit gegenüber dem Vorjahr um drei Viertel eingebrochen ist. Für das laufende und auch das kommende Jahr geht Hasler von einem weiterem Druck auf das Ergebnis aus, auch wenn aktuell etwa von Irsching 5 keine weiteren Abschreibungen drohen.

Im Herbst dieses Jahres startet die N-Ergie mit dem Bau eines riesigen Wärmespeichers in Nürnberg-Sandreuth. Innerhalb von eineinhalb Jahren soll ein 70 Meter hoher Stahlbehälter für rund 33 000 Kubikmeter Wasser entstehen. Der Wärmespeicher ermöglicht es, die Wärme- und die Stromerzeugung zu entkoppeln. Wird viel Strom aus erneuerbaren Energien in das Stromnetz eingespeist, wird die Leistung des benachbarten Kraftwerks gedrosselt und der Brennstoffverbrauch reduziert. Die notwendige Fernwärmeversorgung erfolgt dann über eine Entladung des Wärmespeichers.

Autor/in: 
tt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2013, Seite 78

 
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