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Wirtschaftstag Mongolei

Goldgräberstimmung im "Wilden Osten"

Die Mongolei verfügt über eine rasant wachsende Wirtschaft und gewaltige Bodenschätze. Noch ist das wirtschaftliche Potenzial des Landes zwischen Russland und China verhältnismäßig unbekannt.

Während vor 150 Jahren die Goldgräber ihr Glück im Westen suchten und in Scharen nach Kalifornien zogen, tun ihre modernen Nachfahren dies heute hauptsächlich im Osten. Riesige Bodenschätze locken in die ehemaligen Sowjetrepubliken. Doch nicht nur dort schlummert in der Erde, was die rohstoffhungrigen, aufstrebenden Volkswirtschaften China und Russland dringend benötigen, sondern auch in der Mongolei, die genau zwischen diesen beiden Ländern liegt. Vor allem Kupfer, Gold und Kohle lohnen den Abbau, für den schon heute deutsche Antriebstechnik eingesetzt wird.

In die Lokomotive mit einsteigen

„Die Oyu Tolgoi-Mine in der Wüste Gobi sprengt alles an Ausmaßen, was ich bisher auf der Welt gesehen habe“, berichtete Michael Herdecker von der Crailsheimer Voith Turbo GmbH & Co. KG auf dem „Wirtschaftstag Mongolei“ der IHK Nürnberg für Mittelfranken. Sein Unternehmen hat die Kupplungen für die 14 Kilometer langen Förderbänder geliefert.

Als eines der größten deutschen Familienunternehmen mit 42 000 Mitarbeitern weltweit engagiert sich Voith bewusst in einem Land, das zu den zehn rohstoffreichsten der Erde gehört. „Wir wollen diesmal nicht wie in China auf einen fahrenden Zug aufspringen, sondern direkt in die Lokomotive einsteigen“, so Herdecker. Wer sich heute in der Mongolei betätige, könne technische Standards mit bestimmen, da dort bislang technische Expertise weitgehend fehle.

Chancen auch für den Mittelstand

Doch kann das auch kleineren Unternehmen gelingen? Diese Frage stellten sich wohl die meisten der rund 50 Teilnehmer beim Wirtschaftstag. Ja, lautete jedenfalls die Antwort von Ingo F. Schreiber, Geschäftsführer der Schreiber und Weinert GmbH aus Hannover, die auf Einrichtungs- und Versorgungslösungen spezialisiert ist. Sein Unternehmen mit 25 Mitarbeitern stattete in der Mongolei bereits ein Logistikzentrum und mehrere Büros aus: „Sie können in der Mongolei erfolgreich sein, wenn Sie die Gepflogenheiten kennen und wissen, wo Sie die wichtigen Kontakte knüpfen.“

Ein perfekter Ort dafür seien die Treffen des Deutsch-Mongolischen Unternehmerverbands (DMUV) in der Hauptstadt Ulan-Bator, der bald zur Auslandshandelskammer avancieren könnte. Die 60 Mitglieder unterstützen Unternehmen ganz konkret bei ihren jeweiligen Anliegen. „Die können so vielschichtig sein, wie die mongolische Kultur selbst“, weiß Schreiber. Nicht zuletzt bestehe im „Wilden Osten“ eine große Kunst darin, überhaupt herauszufinden, wer tatsächlich für ein mögliches Kundenunternehmen sprechen und entscheiden darf.

Mongolen wollen Produkte anfassen

Doch Netzwerke allein genügen nicht, um tatsächlich erfolgreich in den mongolischen Markt einzutreten. Denn die Wirtschaft in dem asiatischen Staat tickt völlig anders als hierzulande. „Da ist zum einen der lange Winter: Zwischen Oktober und April werden kaum Entscheidungen getroffen, das sollten Sie bei ihrer Angebotserstellung bedenken“, berichtet Schreiber.

„Außerdem wollen Mongolen keine langen Erklärungen mit vielen Details, sondern die Produkte schlichtweg anfassen.“ Es sei freilich nicht machbar, mal eben zehn Tonnen Material via transmongolischer Eisenbahn vor Ort zu schaffen, auf den vagen Verdacht hin, dass dies dann vielleicht gefalle. Aber es sei unabdingbar, einzelne Produkte direkt vor Ort präsentieren zu können.

Dann allerdings sei der Verkauf nicht sonderlich schwierig – wenn man den richtigen Markt erwischt. „Ich habe den Eindruck, das Gesundheitswesen ist stark von Südkorea dominiert, die Verkehrsinfrastruktur dagegen von Japan“, sagt Schreiber. Chancen sieht auch er vor allem im Bergbau, auf den drei Fünftel der gesamten Industrieproduktion des Landes entfallen, und bei Baustoffen. Der Bedarf dafür ist in dem aufstrebenden Land gerade riesig.

Die Ursache dafür liegt in dem enormen Wachstum der mongolischen Wirtschaft: 2012 betrug dies über zehn Prozent, womit die Mongolei die am viertschnellsten wachsende Volkswirtschaft der Welt war; im laufenden Jahr werden es rund acht Prozent sein. „Diese Dynamik könnte in Zukunft noch mehr mittelfränkische Unternehmer davon überzeugen, in der Mongolei aktiv zu werden. Momentan sind nur 30 dort unterwegs“, erklärte IHK-Hauptgeschäftsführer Markus Lötzsch. „Die wirtschaftlichen Beziehungen sind also durchaus ausbaufähig.“

Wirtschaftsabkommen mit der Mongolei

Einen Beitrag dazu sollte bereits das Wirtschaftsabkommen zwischen Deutschland und der Mongolei aus dem Jahr 2011 leisten. Jüngst verabschiedete die Mongolei zudem ein zweites Investitionsgesetz, das die Marktbedingungen liberalisiert und Investoren steuerliche Anreize liefert. „Außerdem wurde eine eigene Behörde zur Wirtschaftsförderung geschaffen“, berichtete Botschaftsrat Davaakhuu Battur. Ein weiterer Vorteil, den deutsche Investoren in der Mongolei vorfänden, seien rund 30 000 Deutsch sprechende Arbeitskräfte und ein Vertrauensvorschuss, der aus der intensiven Zusammenarbeit mit der DDR in früheren Jahrzehnten herrühre.

Eine erste Anlaufstelle für Unternehmer, die sich für ein Engagement in der Mongolei interessieren, ist die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Eschborn. Sie verfügt nicht nur über Kontakte vor Ort und vermittelt die-
se, sondern informiert Unternehmen auch über konkrete Projekte, an denen sie sich unmittelbar beteiligen können. Ein Schwerpunkt ist derzeit der Aufbau eines nachhaltigen Rohstoffmanagements. Unter bestimmten Voraussetzungen ist auch eine öffentliche Förderung für wirtschaftliche Projekte in der Mongolei möglich.

Infos zum Wirtschaftspartner Mongolei

Der Deutsch-Mongolische Unternehmerverband (DMUV) informiert über Marktchancen und Marktzugang. Außerdem stellt er Kontakte zu möglichen Geschäftspartnern her (www.dmuv-mn.com).

Die deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Eschborn gibt allgemeine Informationen über die Wirtschaft in der Mongolei, über potenzielle Partner und über konkrete Projekte, die sich für eine Kooperation eignen (www.giz.de).

Autor/in: 
ab.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 01|2014, Seite 22

 
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