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KollegenCoaching

Azubis unterstützen Azubis

Engagierte Auszubildende begleiten ihre schwächeren Azubi-Kollegen während der Ausbildung. Diesen Ansatz verfolgt das neue IHK-Projekt „KollegenCoaching“.

Rund 1 000 Ausbildungsplätze konnten im vergangenen Jahr in Mittelfranken nicht besetzt werden, da keine bzw. nicht genug geeigneten Bewerber zur Verfügung standen. Auf der anderen Seite sind im Sommer kurz vor dem Beginn des Ausbildungsjahres stets mehrere Hundert Jugendliche bei den Arbeitsagenturen gemeldet, die noch auf der Suche nach einer Lehrstelle sind.

Mit ihrem Projekt „KollegenCoaching“ will die IHK Nürnberg für Mittelfranken Jugendliche in eine Ausbildung bringen, die etwas lernschwächer sind, aus schwierigen sozialen Verhältnissen kommen oder andere Handicaps mitbringen.

„Wir müssen auch schwächeren Jugendlichen eine Chance geben. Betriebe, die sich am KollegenCoaching beteiligen, leisten einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft. Und sie sichern ihren eigenen Nachwuchs in Zeiten, in denen es weniger Jugendliche gibt“, so IHK-Präsident Dirk von Vopelius.

Angesichts der demografischen Entwicklung, der rückläufigen Bewerberzahlen und des Trends zur akademischen Bildung müsse das Potenzial der nicht ganz so leistungsstarken Jugendlichen noch besser für die berufliche Ausbildung ausgeschöpft werden, um dem drohenden Fachkräftemangel zu begegnen.

Nach Aussage von Stefan Kastner vom IHK-Geschäftsbereich Berufsbildung, der das Projekt koordiniert, profitieren alle Beteiligten: Den Schulabgängern eröffnet das „KollegenCoaching“ die Perspektive auf eine Lehrstelle, außerdem werden sie während der gesamten Ausbildungszeit begleitet, um diese auch erfolgreich abzuschließen. Die Betriebe bekommen Jugendliche, die dankbar für diese Chance sind und von denen sich viele deshalb als motiviert und auch als praktisch begabt erweisen dürften.

Die anderen Azubis, die die Begleitung ihrer jugendlichen Kollegen übernehmen, bekommen eine wichtige Aufgabe, durch die sie ebenfalls dazulernen und praktische Erfahrung sammeln. „Engagierte Auszubildende können auf diesem Wege wertvolle Zusatzqualifikationen in Personalführung und Teamwork erwerben“, so Kastner. Sie werden von der IHK durch Coachings auf diese Aufgabe vorbereitet und dabei begleitet. Für die Ausbilder bietet die IHK Seminare an, um bei der Realisierung des Projekts und beim Umgang mit unterschiedlichen Auszubildenden zu unterstützen.

Der Starke hilft dem Schwächeren

Das KollegenCoaching beruht nach Worten von IHK-Präsident Dirk von Vopelius auf zwei Grundgedanken: „Der Starke hilft dem Schwächeren“ und „Unterstützung von Azubi zu Azubi auf Augenhöhe“.

In der Praxis kann dies auf verschiedene Art und Weise geschehen und beispielsweise folgende Fragen umfassen: Wie können die Partner den Schulabgängern den Weg in die Ausbildung bzw. überhaupt in ein geregeltes Arbeitsleben erleichtern? Wo können beim Start in die Ausbildung Probleme auftauchen und wie kann man diese lösen? Was ist in der Berufsschule zu beachten? Wie arbeitet und lernt man effizient? Wie kann man entstandene Wissenslücken wieder füllen? Welche Institutionen können unterstützen, wenn Schwierigkeiten „bilateral“ – also zwischen Azubi und Betrieb – nicht mehr geklärt werden können?

Das Projekt setze nicht erst mit Beginn der Ausbildung im Betrieb an, sondern schon während der Schulzeit, erklärt Kastner. Man wolle die Ausbildungseinsteiger bereits auf dem Weg in die Ausbildung begleiten. Sie würden beim Verfassen der Bewerbung unterstützt und mit potenziellen Ausbildungsbetrieben zusammengebracht. Nach dem Beginn der Ausbildung schließe sich nahtlos die Unterstützung durch die älteren Azubi-Kollegen an, um sie durch die Jahre der Ausbildung zu geleiten.

Dies hat auch einen psychologischen Grund: „Sicher ist es für die Jugendlichen einfacher, bei Schwierigkeiten zuerst auf Gleichaltrige zuzugehen, als sich gleich an Vorgesetzte zu wenden. Das verstehen wir unter Unterstützung auf Augenhöhe“, erklärt Kastner.

Unternehmen, die mit ihren Azubis am KollegenCoaching teilnehmen wollen, können sich noch bei der IHK Nürnberg für Mittelfranken melden.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2014, Seite 50

 
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