Telefon: +49 911 1335-1335

Editorial

Mut wozu?

Es gibt im aktuellen Europa-Wahlkampf eine Parole, die ich nicht so recht verstehe: "Mut zu Deutschland". Geistige Enge und Denken in rein nationalstaatlichen Dimensionen gab es doch zu allen Zeiten - wozu braucht man da Mut?

Vor 100 Jahren marschierte Europa mit wehenden Fahnen in die Katastrophe des Ersten Weltkriegs. Die menschlichen Tragödien sind dieser Tage allerorts nachzulesen, aber noch immer rätseln Historiker über eine schlüssige Logik hinter dem Kriegsausbruch. Mangelte es damals etwa am „Mut zu Deutschland“?

Die Welt ist kleiner geworden in diesen 100 Jahren, die internationalen Verflechtungen und Abhängigkeiten nehmen dynamisch zu. Und ebenso dynamisch verschieben sich die globalen Kräfteverhältnisse, längst sprechen nicht nur Ökonomen von der Bedeutung eines starken und geeinten Europas. Aus der Friedensvision der Ära Adenauer / de Gaulle wurde eine wirtschafts- und weltpolitische Notwendigkeit.

Noch immer diskutieren wir über die Frage, ob wir „mehr“ oder „weniger“ Europa brauchen und tun so, als gäbe es eine echte Alternative zum eingeschlagenen Weg. Wie wäre es stattdessen mit ein wenig mehr Mut – Mut zu Europa?

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2014, Seite 3

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick