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Schwabach

Goldwerter Vorteil

Geschickt vermarktet die Stadt ihre jahrhundertealte Tradition bei der Herstellung von Blattgold.

Ein Apriltag in Schwabach, diesig ist es, doch vom historischen Fachwerkbau am Marktplatz leuchten hell und strahlend die blattgoldverzierten Rathaustürme. „Das ist das Besondere am Gold: Es braucht wenig Licht, um zu leuchten und macht immer einen glänzenden Eindruck“, schwärmt Wirtschaftsreferent Sascha Spahic, für den das Thema Gold ein wichtiger Aspekt des Stadt-Marketings ist.

Verantwortlich dafür ist die alte Kunst, aus einem Klümpchen Gold eine am Ende 1/14000 Millimeter dünne Blattgoldlage zu hämmern. Etliche Arbeitsgänge, insgesamt rund 5 700 Hammerschläge, sind nötig, bis die fragilen, hauchdünnen Blätter geschnitten und zwischen dünne Papiere gebettet werden. 1920 gab es noch 123 Goldschläger-Betriebe in der Stadt, meist nur aus dem Meister und seiner Frau bestehend, fünf große Werkstatten sind bis heute geblieben. In Schachteln wird das Blattgold bis heute an Abnehmer im In- und Ausland versandt. Seit Kurzem lasst Blattgold aus Schwabach beispielsweise die Zeiger der Turmuhr der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche glänzen.

Goldschlägernacht

Am 9. August 2014 feiern die Schwabacher wieder die „Goldschlägernacht“ – eine Biennale, die die alte, bis heute gepflegte Handwerkstradition aufgreift und zu der vor zwei Jahren rund 25 000 Besucher kamen. Es gibt Weltmusik und Tanz auf etlichen Bühnen und handwerkliche Schauvorführungen, die das alte Können demonstrieren, auch der Handel lässt sich einiges einfallen. Schwabachs Kulturchefin Sandra Hoffmann-Rivero, die mit ihrem Team noch am endgültigen Programm arbeitet, erinnert sich an originelle Ideen der vergangenen Jahre: Ein Schneider hat einzelne Knopflöcher golden bestickt, bei einem anderen Handwerker konnten sich die Besucher eine „goldene Nase“ – einen überzogenen Gipsabdruck – machen lassen. Im Jahr 2004 hatten die Schwabacher besonderen Grund zum Feiern, denn damals lag die erste Beurkundung des Handwerks in ihrer Stadt 500 Jahre zurück. Anlässlich dieses Jubiläums sammelten sie Ideen für die „Goldschlägernacht“ und haben seitdem ihr Image als Goldschlägerstadt konsequent weiterentwickelt. Am auffälligsten leuchten seitdem die vergoldeten Türme auf dem Rathausdach, die von Bürgern gestiftet wurden.

Die Feier lieferte den Zündfunken für ein Marketing, das den Glanz des Goldes nutzt, um das Image Schwabachs zu polieren. Die Zahl der Touristen ist laut Wirtschaftsreferent Spahic ein Indiz dafür, dass die Bemühungen erfolgreich sind: Ihre Zahl hat sich von einst 25 000 (ein nahezu gleichbleibender Wert von 1990 bis 2008) auf nunmehr über 78 000 mehr als verdreifacht.

Das alte Goldschlägergewerbe ist überall im Stadtbild präsent. Das riesige Schwabacher Ei, das die alte Frage illustriert, ob es zuerst da war oder die Henne, leuchtet ebenso goldfarben wie ein Findling, der beim Höllensteg wie vergessen am Ufer der Schwabach liegt. Es gibt vergoldete Enten, Osterhasen oder Pflastersteine zu kaufen oder eine Tüte mit Starterset, um zu Hause selbst einen Gegenstand zu vergolden. Drinks mit Schwabacher Goldstreuseln werden nicht nur in der Stadt, sondern in aller Welt serviert. Beim Gasthaus „Goldener Stern“ kann man ein „Blattgold-Menü“ bestellen. Im Schwabacher Stadtmuseum (O’Brien-Park, Museumsstraße 1) steht die „Goldbox“, ein leuchtender Quader, in dem 40 Zuschauer auf einer Tribüne Platz finden, um Handwerksdarbietungen live zu sehen. Selbst Trauungen werden dort seit Kurzem abgehalten, inklusive Golddrink, Eintrag ins goldene Stammbuch und Vergolderkurs für alle Gäste.

Autor/in: 
pb.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2014, Seite 40

 
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