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Schamel Meerrettich

Fränkische Wunderwurzel

Schamel ist der älteste Produzent von Meerrettich. In Deutschland sind die Baiersdorfer Marktführer bei Kren-Spezialitäten.

In der Welthauptstadt des Meerrettichs zitiert man gerne das Orakel von Delphi: „Radieschen ist mit Blei aufzuwiegen, Rettich mit Silber, doch der Meerrettich ist sein Gewicht in Gold wert.“ Historiker gehen davon aus, dass bereits um das Jahr 1430 die ersten Meerrettichkulturen im 950 Jahre alten Baiersdorf angelegt worden sind. Auch die älteste Meerrettichmarke der Welt, 1846 aus der Taufe gehoben, stammt aus dem 8 000-Einwohner-Ort: Die Schamel Meerrettich GmbH & Co. KG produziert täglich auf einer betrieblichen Nutzfläche von 25 000 Quadratmetern rund 150 000 Gläser des scharfen Gewürzes und beschäftigt über 150 Mitarbeiter, davon etwa 50 in der Produktion und Verwaltung, der Rest im vertrieblichen Außendienst.

Die heutigen Inhaber, die Brüder Hanns-Thomas und Hartmut Schamel, führen das Unternehmen bereits in fünfter Generation. Dabei sei die Sonderkultur Meerrettich kurz vor dem Aussterben gewesen, erklärt Hanns-Thomas Schamel. Doch durch langfristige Anbauverträge mit Abnahme- und Preisgarantie zu den 100 Erzeugern konnte das traditionsreiche Anbaugebiet erhalten werden. Es erstreckt sich auf einen Umkreis von 20 Kilometern um das Werk und umfasst rund 150 Hektar. Schamel fördert den bayerischen Meerrettichanbau auch in einer gleichlautenden Schutzgemeinschaft.

Automatisierte Produktion

Der Kren, wie der Meerrettich in Franken heißt, wird jeden Tag reibfrisch verarbeitet. Die Rohware kommt aus Klimakammern, wo die Stangen nach der Ernte eingelagert werden. Abgefüllt wird der Meerrettich in der modernsten Spezialfabrik Europas, die 1994 für umgerechnet 15 Mio. Euro erbaut wurde und neben vielen anderen Spezialausrüstungen auch über eine optoelektronische Sortiermaschine mit Fotolinsen verfügt. Ihrer ökologischen Verantwortung sind sich die Schamel-Brüder bewusst: Eine Solaranlage auf dem Dach des Fertigwarenlagers und Öko-Strom aus Wasserkraft decken den gesamten Energieverbrauch der Produktion.

Auch touristisch wird der Meerrettich in Kooperation mit dem Tourismusverband Franken vermarktet. So setzen seit zehn Jahren über 70 Restaurants und Hotels, vorwiegend in der Fränkischen Schweiz, jeweils zur Ernte im Oktober Meerrettich-Gerichte auf die Speisekarte. Im „schärfsten Museum der Welt“ begrüßt Seniorchefin Marianne Schamel die Besucher des ehemaligen Verwaltungsgebäudes. Seit der Eröffnung 1996 zählt das Museum mehrere Tausend Besucher pro Jahr. Bei den Führungen erklärt die 88-Jährige die Bedeutung der „magischen Wurzel“ – früher auch als Aphrodisiakum verwendet – als Gewürz- und Heilpflanze und als ein Stück fränkischer Kultur- und Wirtschaftsgeschichte.

„Sein Gewicht in Gold wert“ ist der Meerrettich auch, weil er von der Pflanzung bis zur Ernte etwa zehn Mal so viel Arbeitsaufwand verlangt wie etwa die Kartoffel. Im Frühjahr muss jede einzelne Wurzel in die Erde gesetzt und bis zur Ernte im Spätherbst teilweise noch zwei Mal aus- und wieder eingegraben werden, um überflüssige Triebe und Sprossen abzubrechen. Nur so erreichen die Bauern die Norm: mindestens 30 Zentimeter lang und zweieinhalb Zentimeter dick. Der Meerrettich ist reich an Vitaminen und wirkt antimikrobiell. Die Bezeichnung „Bayerischer Meerrettich g.g.A.“ ist seit 2007 als Weltgenusserbe mit 100 Prozent Herkunftsgarantie von der EU als geschützte geografische Angabe eingetragen.

Schamel beliefert vor allem den deutschsprachigen Raum und ist in Deutschland Marktführer mit über 30 Prozent Marktanteil. Der Export macht etwa 15 Prozent des Umsatzes aus. Ausgezeichnet mit dem Goldenen Preis der DLG steht Schamel als „Marke des Jahrhunderts“ in einer Reihe mit Nivea, Lufthansa, Faber-Castell und Maggi.    

Autor/in: 
ug.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2014, Seite 80

 
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