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Fernbusse

Fahrt aufgenommen

Seit einem Jahr können private Busunternehmen der Deutschen Bahn bei innerdeutschen Langstreckenreisen Konkurrenz machen.

Dieses Gesetz gehört seit dem 1. Januar 2013 auch auf Druck der Europäischen Union der Vergangenheit an. Unternehmen wie MeinFernbus.de, DeinBus.de, city2city, Flixbus und ADAC Postbus sind laut einer Studie des IGES-Instituts die Branchenführer unter den mittlerweile ca. 138 Fernbus-Anbietern in Deutschland. Den Boom der Branche sieht man auch an wachsenden Beschäftigungszahlen.

MeinFernbus.de startete nach Unternehmensangaben im Januar vorigen Jahres mit 20 Mitarbeitern, jetzt sind es bereits über 140. Von der Liberalisierung profitiert vor allem der Fahrgast: Zum einen bieten die Busunternehmen neben den gängigen Großstadtverbindungen wie Hamburg - Berlin oder München - Köln mittlerweile eine ganze Reihe von Strecken an, die mit der Bahn bisher eher umständlich bzw. unzureichend erreichbar waren. Beispiele hierfür sind die Ost-West-Verbindungen Freiburg - München oder Ludwigshafen - Nürnberg, die von der Bahn nur als Umsteigeverbindungen bedient werden. Zum anderen kann die Branche Preise anbieten, die deutlich unter denen des einstigen Monopolisten liegen.

Zum Vergleich: Eine einfache Fahrt von Hamburg nach Berlin kostet bei der Bahn durchschnittlich ca. 80 Euro. Nimmt man den Bus, kann man dieselbe Strecke ab neun Euro buchen. Ob sich dieses niedrige Preisniveau dauerhaft halten lässt, ist jedoch fraglich. So rechnet eine Studie der TU Dresden damit, dass die Preise im Fernbusverkehr auf 60 bis 70 Prozent des Bahnpreises steigen müssten, damit das Geschäft für die Betreiber auf Dauer profitabel bleibt – für den Kunden wäre das immer noch eine deutliche Ersparnis. Allerdings muss der Fahrgast mehr Zeit mitbringen. So dauert beispielsweise die Fahrt von Hamburg nach Berlin mit dem Fernbus drei Stunden, mit dem ICE geht es rund eine Stunde schneller.

Ausstattung der Busse

In Sachen Komfort und Ausstattung (Bordtoilette, Verkauf von Snacks und Getränken, Steckdosen an den Sitzplätzen, WiFi-Verbindung) sehen sich viele Fernbus-Betreiber auf Augenhöhe mit der Schiene und wollen deshalb auch Geschäftsreisende ansprechen. Sogar eigene, webbasierte Unterhaltungsangebote mit Filmen und Musik sollen für kurzweiliges Reisen sorgen.

Ab 2016 verlangt der Gesetzgeber barrierefreie Fernlinienbusse – dadurch werden Fernbusreisen für weitere Personengruppen attraktiv. Gerade auch ältere Menschen schätzen bereits jetzt den Service, dass der Busfahrer bei Bedarf beim Ein- und Aussteigen und beim Gepäck behilflich ist.

Das Buchen von Verbindungen ist auf mehreren Wegen möglich. Internet-Portale wie www.busticket.de oder www.busliniensuche.de suchen aus allen Anbietern automatisch den jeweils günstigsten Tarif heraus. Auf www.verkehrsmittelvergleich.de kann  man die Tarife sogar mit denen von Bahn, Bus, Flugzeug oder Mitfahrgelegenheit vergleichen und buchen.

Die meisten Fernbusreisetickets lassen sich auch telefonisch erwerben – ein Service, den die deutsche Bahn nicht im Programm hat. Der ADAC Postbus bietet darüber hinaus die Möglichkeit, Tickets direkt in Post- und ADAC-Filialen zu kaufen.

Dabei steht die Fernbusbranche immer noch am Anfang ihrer Entwicklung. War der Beginn vor allem durch brancheninternen Konkurrenzkampf gezeichnet, beginnen die Anbieter nun bereits Allianzen untereinander zu bilden. Durch Kooperationen zwischen den zum Teil nur regional agierenden Unternehmen sollen bestehende Netzlücken minimiert sowie weitere Verbindungen durch Umsteigemöglichkeiten geschaffen werden.

Die Deutsche Bahn hat angesichts der dynamischen Entwicklung der Branche reagiert und ist derzeit mit sieben „IC-Bus-Linien“ (u.a. Nürnberg - Prag und Mannheim - Nürnberg) sowie ihrem eigenen Tochterunternehmen BerlinLinienbus.de aktiv.

Vom Fernbus-Netz profitiert auch die Region Nürnberg. Von den deutschen Metropolen Berlin, München oder Hamburg bis hin zu mittelgroßen Destinationen im süddeutschen Raum wie Bayreuth, Oberstdorf, Ulm oder Tübingen wird mittlerweile eine ganze Reihe von Verbindungen durch die Fernbus-Anbieter bedient. Und das zu äußerst günstigen Preisen: Tickets für die Strecke Nürnberg - München gibt es beispielsweise schon ab fünf Euro.

Auch der Flughafen Nürnberg wurde durch den noch jungen ADAC Postbus ins Programm aufgenommen und verkehrt von dort aus täglich in viele deutsche Großstädte. Die Strecke Nürnberg Airport – Frankfurt Airport ist momentan ab neun Euro buchbar und bietet damit eine preisgünstige Alternative zu ICE oder innerdeutschem Flug.

Autor/in: 
B. Kemminer
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2014, Seite 30

 
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