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Food Trucker in Franken

Ein Duft von Freiheit

foodtrucks © Günter Meier

Alles andere als ein Imbisswagen: Die Fränkischen Food-Trucks bei einem so genannten "RoundUp".

Food Trucks sind mehr als Essen auf Rädern. Die fahrenden Köche und Grillmeister verkaufen auf Parkplätzen und bei Großevents den American Way of Life im Brötchen.

Eine intensive Duftwolke hängt über dem Parkplatz der Indoor-Fußballhalle „Kickfabrik“ an der Stadtgrenze zwischen Nürnberg und Fürth: Der Geruch von geräuchertem Fleisch, gegrillten Makrelen und Röstkartoffeln mischt sich mit dem von zuckersüßen Crepes und Kaffee. Gut 20 bunt bemalte, meist alte amerikanische Lieferwagen sind zum „3nd Franconian Food Truck RoundUp“ zusammengekommen. Zwischen den Wagen tummeln sich Hunderte hungrige Schaulustige. Die Händler bieten kleine Portionen eines Gerichtes zum Probierpreis an – leckeres und gut durchdachtes Marketing für eine boomende Gründerszene.

„Nenn einen Food Truck niemals Imbisswagen“, betont Klaus P. Wünsch, der Kopf der Szene und Organisator des Treffens. Seine Firma, die Ribwich - Klaus P. Wünsch & Peter Wolf GbR, gilt als Vorreiter der fränkischen Food Trucker. Seit 2011 fährt Wünsch Parkplätze an und bietet dort Ribwich, nach amerikanischer Art gegrilltes Schweinefleisch im Brötchen, an. Alle anderen sind Newcomer: Wen man auch fragt, Marc und Heike Fürle, die mexikanische Burritos durch die Wagenluke reichen, Helene Volkert und Roland Glöggler, deren Spezialität Bratkartoffeln mit verschiedenen Zutaten sind („Guerilla Gröstl“), oder Michael Gröschel, der Pastrami Sandwiches anbietet – sie sind kaum ein Jahr im Geschäft.

Für die meisten war auch die Gastronomie Neuland, sie verdienten ihre Brötchen als Spediteure, Architekten oder Messe-Manager. Pete Maurus, der immerhin amtierender Vize-Grillweltmeister ist, war Disponent in einer Druckerei, bevor er mit seinen gegrillten Schweinerippchen mit Krautsalat (amerikanisch: Ribs and Coleslaw) auf Tour ging. Andere haben den Food Truck als zusätzliches Geschäftskonzept zu ihren festen Standorten entdeckt, darunter die Currywurst-Spezialisten von „Wurstdurst“ aus der Nürnberger Luitpoldstraße sowie das Bratwurst Döslein, das Edel-Nürnberger vom Gourmet-Metzger anbietet. Was alle Food-Trucker eint: Sie scheuen keine Sieben-Tage-Woche für ihre Selbstständigkeit, die wildromantisch klingt, doch viel Einsatz, kulinarische Kreativität, Organisation und Marketing-Geschick erfordert.

Genuss für fränkische Gaumen

Klaus P. Wünsch war Messelogistiker bis er sich 2010 in seinem Erziehungsjahr einen langgehegten Traum erfüllte. Aus seiner Liebe zum amerikanischen Lebensstil, USA-Reisen und dem Wunsch nach Unabhängigkeit entstand die Idee, Food Trucker zu werden. Seine Frau Ute, eine Fotografin, musste sich viel Gegrilltes schmecken lassen, bis ihr Mann mit der Zubereitung zufrieden war.

Das Ribwich (aus: Spare Rib und Sandwich) ist wie gemacht für fränkische Gaumen, die es deftig lieben: In eine etwa 30 Zentimeter lange Semmel, das „Bun“, wird das marinierte, vorgegrillte und im Truck geräucherte Schweinefleisch gelegt. Oben drauf kommen „Toppings“ wie Zwiebeln, Gurkenrelish und scharfe Jalapeños. Das Tüfteln an der Geschäftsidee hat für Wünsch bis heute kein Ende: In seinem neuesten Gefährt, dem „Goud-Truck“, den er mit seinem Geschäftspartner und Schulfreund Peter Wolf betreibt, verkauft er Mini-Schäuferle im Weckla.

Ihre zwei alten amerikanischen Lieferwagen der Marke „Freightliner“ stehen jeden Mittag von 11 bis ca. 13.30 Uhr auf wechselnden Firmenparkplätzen, an Ausfallstraßen, in Gewerbegebieten oder bei großen Outlets. Dazu kommen Events wie Footballspiele, Biker-Ausflüge oder Uni-Feten in der gesamten Metropolregion Nürnberg. Wann und wo der Truck anrollt, erfährt der Rib-Fan einen Monat vorher über die sozialen Netzwerke wie Facebook oder durch Flyer.

Fokus auf hohe Qualität

Qualitätsbewusstsein ist ein Merkmal der gesamten Szene: Nicht Convenience, sondern „original regional“ ist angesagt. Verwendet werden keine Billig-Pommes, Massenketchup oder Instantwürste, sondern frisches Fleisch vom heimischen Metzger, eigens gebackene Brötchen und nach langem Experimentieren selbst gefertigte Saucen – wobei alle den US-Vorbildern nacheifern.

Das original „Pastrami-Sandwich von Michael Gröschel aus Adelsdorf bei Erlangen kennen die meisten Deutschen nur aus dem Urlaub oder Spielfilmen. Die New Yorker Spezialität, die einst rumänische Juden nach Amerika brachten, besteht aus entfetteter Rinderbrust, die in einer speziellen Gewürzlauge gepökelt, mit einer geheimen Koriander-Würzmischung behandelt und anschließend „gesmoked“ wird. Serviert wird das Fleisch mit scharfer Senf-Majonäse, Salat und gehackten Gewürzgurken im Roggensandwich. Enjoy your meal!

Autor/in: 

pb.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 07|2014, Seite 66

 
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