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Airport Nürnberg

Silberstreifen am Horizont

Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat der Airport Nürnberg seinen Sinkflug weiter fortgesetzt.

Nur noch 3,3 Mio. Passagiere zählte der Flughafen Nürnberg im vergangenen Geschäftsjahr. Das entspricht einem Minus von acht Prozent. Knapp 500 000 Fluggäste kostete der Wegfall des Air Berlin-Drehkreuzes. Einen Rückgang von weiteren 180 000 Reisenden musste der Airport Nürnberg verkraften, weil Linienangebote von Air Berlin, Lufthansa und Sky Airlines abgespeckt oder ganz gestrichen wurden. Im Gegenzug konnten jedoch auch 350 000 Passagiere durch teils neue, teils aufgestockte Flugangebote hinzugewonnen werden.

Betroffen von den sinkenden Passagierzahlen war insbesondere das Touristikgeschäft, das mehr als ein Fünftel einbüßte. Der Linienverkehr mit Passagieren, die in Nürnberg ein- oder aussteigen, legte hingegen um fast drei Prozent auf 2,2 Mio. Passagiere zu. Die geflogene Luftfracht blieb mit 9 900 Tonnen gegenüber dem Vorjahr nahezu stabil.

Vor diesem Hintergrund sank der Konzernumsatz um 4,5 Prozent auf 86,7 Mio. Euro. Zum Vergleich: 2010 kratzte der Umsatz mit fast 97 Mio. Euro fast an der 100 Mio.-Euro-Marke. Für das Minus sorgen Rückgänge bei Flughafenentgelten und Abfertigungsgebühren, während der Non-Aviation-Bereich, also die Einnahmen außerhalb des Kerngeschäfts (etwa aus den Parkhäusern oder den beiden eigenen Duty-Free-Shops), zulegten.

Unterm Strich weist die Bilanz ein Minus von 3,9 Mio. Euro aus. Der über Jahre angesammelte Schuldenstand verringert sich um neun Mio. Euro auf nunmehr 115 Mio. Euro. Unabhängig vom Ausgang der laufenden Gesellschaftergespräche von Stadt Nürnberg und Freistaat Bayern, die auch die präzisierten Beihilferegularien der EU berücksichtigen müssen, sieht der neue Flughafen-Chef  Dr. Michael Hupe keine akute Gefahr für den laufenden Betrieb: „Operativ sind die Schulden jetzt kein Thema, auch in Zukunft nicht.“

Der Personalstand ging um zehn auf 882 Mitarbeiter zurück, die Zahl der über Zeitarbeitsfirmen Beschäftigten reduzierte sich um acht auf 87. Hupe wies aber darauf hin, dass in den Firmen am Flughafen weitere 3 300 Menschen arbeiten. Man gehe davon aus, dass jeder Arbeitsplatz am Airport im Umfeld für weitere 2,5 Jobs sorge. Somit trage der Flughafen deutlich zu Wertschöpfung und Beschäftigung in der Region bei.

Optimistisch in die Zukunft

Nun sei „die Talsohle durchschritten“, hofft der Airport-Geschäftsführer. In den ersten fünf Monaten gab es zwar noch einmal ein deutliches Minus bei den Touristikpassagieren. Doch für das Gesamtjahr rechnet Hupe für Deutschlands zehntgrößten Flughafen nur noch mit einem marginal sinkenden Umsatz. Das bilanzielle Ergebnis werde allerdings wegen notwendigen Investitionen nicht besser als 2013. Unter anderem schlägt die seit 2010 laufende Generalsanie-
rung der Start- und Landebahn mit 20 Mio. Euro bis zum Jahr 2015 zu Buche.

Bei der Sanierung des zweitgrößten bayerischen Flughafens orientiert sich Hupe an dem im vergangenen Jahr vorgestellten Flughafen-Entwicklungskonzept, das „grundsätzlich Potenziale zeigt“. Genauere Angaben zu den einzelnen Punkten wollte er nicht machen, ein oft diskutiertes Einkaufszentrum oder Factory Outlets schloss er allerdings aus. Es bestehe aber Planungsrecht für Hochbauten. Nun stehe er in Kontakt mit Investoren und Entwicklungspartnern, etwa für ein weiteres Hotel oder ein auch von der NürnbergMesse gewünschtes Congress-Center für Tagungsgäste bis 1 000 Teilnehmer. Bei all diesen Vorhaben bestehe im Vorfeld aber noch viel Klärungsbedarf.

„Wir generieren weitere Ideen, um mehr Fluggäs-
te und Besucher zum Flughafen zu bringen“, so Hupe. Dazu gehöre das Anliegen, den Menschen aus der Region den Airport als „unseren Flughafen“ zu vermitteln. Auch außerhalb Frankens sucht Hupe nach neuen Möglichkeiten: Gerade hat er türkische Reiseveranstalter durch Franken geführt, um sie dafür zu begeistern, neue Reiseangeboten in der Region anzubieten.

Ganz oben steht allerdings die Akquisition neuer Strecken und Airlines. Die Kapazitäten für Urlaubsflüge würden sich im Vergleich zum Vorjahr um mehr als ein Drittel auf bis zu 47 Wochenabflüge steigern. Die Airline SunExpress, ein Gemeinschaftsunternehmen von Lufthansa und Turkish Airlines, stationiert in diesem Sommer erstmals ein Flugzeug in Nürnberg und plant eine Verlängerung auch für den kommenden Winter.

Dadurch sind für Sonnenhungrige das türkische Antalya und das breite Ägypten-Angebot der Airline ganzjährig buchbar. Für die Kanaren bleibt das umfangreiche Winterflugangebot der TUIfly und Air Berlin wie im vergangenen Winter bestehen. „Die Airlines zeigen dadurch ihr Vertrauen in den Markt der Metropolregion Nürnberg“, so Hupe. Zudem möchte Air Berlin im Winter wieder ein kleines Drehkreuz für den Umsteigeverkehr in Nürnberg einrichten.

Ab Herbst sind außerdem zwei neue Airlines auf dem Nürnberger Rollfeld vertreten. Die ungarische Low Cost-Airline Wizz Air fliegt ab Oktober zwei Ziele in Rumänien an und erschließt damit neue Marktsegmente. Geplant ist, künftig Nürnberg mit weiteren neuen Destinationen in Osteuropa zu verbinden. Die Airline bietet rund 300 Flugstrecken in Europa an. Nürnberg ist der sechste deutsche Flughafen, der von Wizz Air angeflogen wird. Daneben startet die niederländische Fluggesellschaft AIS Airlines ab September ihr innerdeutsches Linienflugangebot zwischen Nürnberg und Bremen. Mit werktags bis zu drei Flügen sollen vor allem Geschäftsreisende angesprochen werden. Die neue Strecke wird mit einem Turboprop-Flugzeug geflogen, das Platz für 18 Personen bietet.

IHK-Apell: Nordanbindung weiterverfolgen

Mit Unverständnis reagiert die IHK Nürnberg für Mittelfranken auf die Entscheidung des Nürnberger Stadtrats, die Nordanbindung des Flughafens nicht mehr weiter zu verfolgen ohne gleichzeitig eine Alternative aufzuzeigen.

Nach wie vor gilt der am 15. Februar 2012 von der Regierung von Mittelfranken erlassene Planfeststellungsbeschluss, der den Bau der Trasse unter einer Auflage genehmigt: vor Baubeginn müsse die durch Löschschaum verursachte Belastung des Grundwassers saniert werden. Seit zwei Jahren wird in Nürnberg im Auftrag des Freistaats Bayern an Sanierungsmöglichkeiten für das Löschschaumproblem gearbeitet. Über erste Erfolge wurde im April 2014 durch die Flughafen GmbH berichtet. Seitdem läuft ein weiteres Pilotprojekt. Deshalb sieht die IHK keinen Grund dafür, gerade jetzt die Nordanbindung aufzugeben.

Alle fünf IHKs in der Europäischen Metropolregion Nürnberg sprechen sich für die Realisierung der Nordanbindung des Flughafens aus, da für die nordbayerischen Unternehmen der Airport Nürnberg ein unverzichtbarer Standortfaktor ist. Im gemeinsam von ihnen verabschiedeten „12-Punkte-Programm Verkehr“ wird die Anbindung des Flughafens an die Bundesautobahn A 3 daher explizit gefordert. Auch das von Stadt, nordbayerischen Wirtschaftskammern sowie Wirtschafts- und Finanzministerium finanzierte „Entwicklungskonzept zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für den Flughafen Nürnberg“ fordert den Ausbau. „Die immer noch fehlende Autobahnanbindung schwächt eine positive Entwicklung des Flughafens Nürnberg. Die gesamte Region erkennt dies, die Stadt Nürnberg offenbar nicht“. So bewertet IHK-Präsident Dirk von Vopelius den Stadtratsbeschluss. Die IHK appelliert daher an das Bundesverkehrsministerium, die Nordanbindung als Projekt im neuen Bundesverkehrswegeplan weiter vordringlich zu berücksichtigen.

Autor/in: 
tt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 07|2014, Seite 74

 
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