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Mini-Büros

Weniger ist mehr

Freiberufler und Kleinunternehmen brauchen kleine und flexible Büros. Welche Möglichkeiten bietet der Markt?

Sie sind dynamisch, stecken voller Ideen und Tatendrang – und möchten sich möglichst nicht mit hohen Fixkosten wie etwa der Büromiete belasten: Gerade junge Unternehmen stehen deshalb häufig vor der Frage, welche Bürolösung für sie in Frage kommt. „Viele starten in der ersten Phase im Home Office“, weiß Stephan Kippes, Sprecher des Immobilienverbands Deutschland (IVD) Süd. Das verspricht auch eine sinnvolle Lösung zu sein, vor allem für den Anfang. Wer einen vernünftigen Eingangsbereich mit separatem Besprechungszimmer hat, das vom Rest der Wohnung abgetrennt ist, könne das durchaus auch so beibehalten, selbst bei Kundenverkehr.

Was machen aber Kleinunternehmen, die Kunden empfangen müssen, aber selbst keine repräsentativen Räume zur Verfügung haben? Für sie gibt es eine Reihe von Möglichkeiten: Jungunternehmer finden beispielsweise in Gründerzentren wie dem Klee-Center im Nürnberger Süden auch kleine Büros ab etwa zehn Quadratmetern. Die Miete liegt hier zwischen 8,50 und 9,50 Euro (plus Nebenkosten) und wird pro Quadratmeter Büro gezahlt. Die Vertragslaufzeiten können je nach Bedarf auch kurzfristiger und flexibler gewählt werden. Es gibt Teeküchen und Toiletten, auch Besprechungs- und Seminarräume können mit benutzt werden. Außerdem können die Jungunternehmer verschiedene Dienstleistungen wie etwa Post- und Paket-Service in Anspruch nehmen. Weiterer Pluspunkt: Gerade in der Gründungsphase bekommen sie wichtiges Know-how und Unterstützung mit auf den Weg und finden schnell Anschluss zu anderen Gründern.

Business-Center

Eine weitere Möglichkeit: Seit Jahren bieten verschiedene Betreiber Büroflächen in sogenannten Business-Centern an: Je nach Bedarf können hier etwa voll ausgestattete Mikro-Büros auf Zeit angemietet werden. Neben der Bereitstellung der meist etwa zehn bis 50 Quadratmeter großen Büros sowie der Gemeinschaftsflächen wie Teeküche, Besprechungsraum oder Toiletten können Gewerbetreibende auch hier Dienstleistungen wie Büro- und Sekretariats-Service in Anspruch nehmen. Sie reichen von persönlichen Telefonservice bis hin zu Postbearbeitung. Auch bei dieser Büroform profitieren Unternehmer von flexiblen Vertragslaufzeiten. Außerdem gibt es die Möglichkeit des virtuellen Büros: Man unterhält im Center lediglich eine Geschäftsadresse und ist via Telefonservice für den Kunden erreichbar.

Die Vorteile von Mikro-Büros in Bürocentern wissen nicht nur Start-ups und Freiberufler zu schätzen: „Die globale Vernetzung und die erforderliche Nähe zum Kunden an mitunter wechselnden Standorten führt zu einem Bedarf dieser Leistungen bei zahlreichen Unternehmen“, erklärt Branchenkennerin Dr. Tatjana Körner, Geschäftsführende Gesellschafterin von Dr. Körner Immobilien in Nürnberg. „Ein Büro im Business-Center kann ein guter Weg sein, vor allem in der Anfangsphase“, bestätigt auch Stephan Kippes vom IVD. In Nürnberg gibt es zahlreiche Anbieter wie etwa das „Regus Business Center“ oder das „Bavarian Business Center Network“.

Ein weiterer Weg zum eigenen Büro kann auch eine Untervermietung einer kleinen Bürofläche sein: „Größere Büros, die nicht komplett ausgelastet sind, vermieten oftmals einen Teil unter“, weiß Kippes.

Allerdings gibt es auch kleinere Unternehmen, die autark sein möchten. Soll heißen: Sie möchten nicht unbedingt Teeküche, Gemeinschaftstoiletten und Besprechungsraum mit anderen Firmen teilen, sondern vielmehr ihr Image und ihre Dienstleistung in einem eigenen Büro präsentieren. „Solche Unternehmen suchen repräsentative und hochwertige Büroflächen mit Größen von 70 bis 150 Quadratmetern“, so Dr. Tatjana Körner, die eine vermehrte Nachfrage in diesem Segment feststellt.

„Unternehmen, die solche Büros suchen, sind häufig klassische Dienstleister wie Anwälte oder Unternehmensberater, die bewusst ,klein bleiben‘ möchten, nachdem sie teilweise jahrelang in Großkanzleien tätig waren. Oder auch erfolgreiche Startups etwa im IT-Bereich, die aus dem Bürocenter herausgewachsen sind.“ Oft wird den Mitarbeitern die Freiheit eingeräumt, ihre Aufgaben im Home-Office zu erledigen. Oder sie sind häufig auf Kundenterminen und gar nicht alle zur gleichen Zeit im Büro. Hier wird dann Desk-Sharing propagiert, sodass beispielsweise sechs Arbeitsplätze für acht bis neun Mitarbeiter ausreichen können.

Büros in Wohngebäuden

Allerdings sind solche „Mini-Büros“, also kleinere Büros im hochwertigen Segment (nicht zu verwechseln mit den Mikro-Büros im Business-Center), laut Stephan Kippes rar gesät. Zwar finden sich Büroflächen in solcher Größe häufig im Hochparterre von Bestands-Wohnhäusern, wie man es etwa von der klassischen Arztpraxis oder auch Anwaltskanzlei her kennt. Allerdings ist der Eingangsbereich von solchen Gebäuden oft geprägt von abgestellten Kinderwägen, Fahrrädern oder Rollatoren – ein Bild, das man nicht unbedingt als Business-Umfeld bezeichnen kann und das sich deutlich von modernen Bürogebäuden unterscheidet.

Doch auch in repräsentativen Geschäftsimmobilien sind die kleinen Büros laut Tatjana Körner eher weniger zu finden: „Die Aufteilungen sind aus wirtschaftlichen Gründen meist für größere Büros konzipiert.“ Daher sieht sie Nachholbedarf in diesem Segment. Chancen könnten sich ihrer Einschätzung nach bei der Kernsanierung von Gebäuden oder auch beim Neubau ergeben. Im Nürnberger Nordosten soll in Kürze ein erstes Neubauprojekt, das entsprechende Flächen vorsieht, entstehen: drei helle Mini-Büroeinheiten, die auf einer insgesamt rund 400 Quadratmeter großen Fläche ihren Platz finden werden.

Ob sich solche „Mini-Büros“ in Anlehnung an die sogenannten Mikro-Apartments im Wohnbereich (kleine, möblierte Wohnungen, die momentan sehr gefragt sind) auch zum Trend entwickeln? Das bleibt zwar abzuwarten, auch mit Blick auf die Entwicklung der Situation am Arbeitsmarkt. Branchenkenner Stephan Kippes sieht jedoch in der Region Nürnberg durchaus Impulse in diese Richtung.

Autor/in: 
Christina Kaiser
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 09|2014, Seite 116

 
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