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Finanzierung von Gründern

Doppelte Schubkraft

Das neue bayernweite Unternehmernetzwerk hilft innovativen Gründern bei der Erarbeitung eines Businessplans und bei der Suche nach Investoren.

Begleitung und Finanzierung von jungen Unternehmen sowie Organisation des Businessplan-Wettbewerbs Nordbayern: Das sind die wesentlichen Aufgaben des Netzwerks Nordbayern mit Sitz in Nürnberg. Nun ist die Unternehmer-Initiative mit ihrem südbayerischen Pendant Evobis in München fusioniert und wird ab Herbst 2014 unter einem neuen Namen als bayernweite Institution weitergeführt.

„Mit der neuen Organisation wird ein großes gesamtbayerisches Finanzierungsnetzwerk geschaffen. Dies wird die Chancen für Start-ups bei der nach wie vor schwierigen Kapitalsuche erheblich erhöhen“, erklärt Dr. Carsten Rudolph, der die neue Organisation mit den Standorten München und Nürnberg leiten wird. Er führt Evobis seit fünf Jahren und war zuvor auch mehrere Jahre Geschäftsführer des Netzwerk Nordbayern. Dort löst er Dr. Benedikte Hatz ab, die die Initiative acht Jahre lang geführt hat und nun neue berufliche Wege geht.

Auf vielfältige Weise unterstützt die gesamtbayerische Start-up-Organisation junge Unternehmen bei der Finanzierung und arbeitet dabei mit zahlreichen Wagniskapital-Fonds, öffentlichen Kapitalgebern, strategischen Investoren, Business Angels (erfahrenen Unternehmern und Managern) und Family Offices (Vermögensverwaltungen von wohlhabenden Familien) zusammen. Potenzialträchtige Gründerunternehmen aus Bayern werden mit diesen und anderen potenziellen Investoren zusammen gebracht.

Finanzierungsphasen von Start-ups

Im Lebenszyklus eines Unternehmens gibt es sehr unterschiedliche Finanzierungsphasen. Gerade zum Start eines jungen Unternehmens, in der sogenannten Seedphase, in der eine Gründung geplant und häufig parallel noch Produkte und Dienstleistungen entwickelt werden, behelfen sich viele Gründer mit eigenen Mitteln oder der Unterstützung von Familie und Freunden. Bei weiterem Kapitalbedarf müssen jedoch frühzeitig Förder- bzw. Finanzierungsmittel von öffentlichen und privaten Investoren sowie weiteres Kapital von Business Angels eingeworben werden, um die Gründung auf eine solide Basis zu stellen.

Eine wichtige Rolle für Gründer spielt die Finanzierung über öffentliche Fördermittel, weshalb die bayerische Start-up-Organisation mit allen relevanten Fördermittel- und Kapitalgebern in Bayern und Deutschland zusammenarbeitet. Auf Landesebene besonders wichtig sind die LfA Förderbank Bayern sowie das für bayerische Förderprogramme zuständige „Haus der Forschung“. Speziell für Gründer aus dem Hochschulumfeld gibt es zusätzlich eigene Förderprogramme wie beispielsweise „Exist“ und „Flügge“. Außerdem gibt es enge Kontakte zu Bayern Kapital – einer 100-prozentigen LfA-Tochtergesellschaft, die 1995 auf Initiative der Bayerischen Staatsregierung gegründet worden war. Auf Bundesebene gehören die KfW Bankengruppe und der High-Tech-Gründerfonds (HTGF) zu den wichtigsten Anlaufstellen. Mit Beratungsgesprächen und Workshops werden Gründer darüber informiert, welche Finanzierung für welche Entwicklungsphase und welchen Finanzierungsbedarf eines Unternehmens geeignet ist.

Von der Expertise bei der Unternehmensfinanzierung profitierte beispielsweise die Nürnberger Streetspotr GmbH, die 2013 den 1. Preis des Businessplan-Wettbewerbs Nordbayern und in diesem Jahr einen der IHK-Gründerpreise gewonnen hat. Das junge Geo-Marketing-Unternehmen hat vor Kurzem eine erste Finanzierungsrunde mit einem Business Angel und einer Beteiligung der KfW aus dem ERP-Startfonds realisiert.

Häufige Fehler der Gründer

Viele angehende Unternehmer gehen laut Dr. Carsten Rudolph jedoch nicht mit der nötigen Sorgfalt an die Erarbeitung eines Businessplans und die Gespräche mit potenziellen Kapitalgebern heran. Häufig seien die Gründer sehr technik- oder produktorientiert und bewerten ihre Geschäftsideen zu positiv, gleichzeitig werde die Kundensicht vernachlässigt, so Dr. Carsten Rudolph. Im Grunde sei der potenzielle Investor der erste Kunde, der vom Geschäftskonzept überzeugt werden müsse. Wer öffentliche Fördermittelprogramme nutzen will, sollte sich unbedingt auch selbst mit den unterschiedlichen Optionen und Konditionen vertraut machen.

Dr. Carsten Rudolph und sein Team unterstützen diesen Informations- und Lernprozess mit Weiterbildungsangeboten und vermitteln die richtigen Ansprechpartner. Bei zahlreichen Veranstaltungen besteht zudem die Möglichkeit, viele Kapitalgeber zunächst einmal zwanglos und inoffiziell kennenzulernen und mögliche Finanzierungen zu diskutieren.

Businessplan

Für alle Kapital- und Fördermittelgeber braucht es einen aussagekräftigen und vollständigen Businessplan – ohne dieses Dokument gibt es in der Regel kein Kapital. Denn mit diesem Geschäftsplan zeigt der Gründer, was er genau vorhat, wie er seine Ziele erreichen will und dass er sein Konzept verständlich und überzeugend darstellen kann.

Die Teilnahme am Businessplan-Wettbewerb Nordbayern hilft bei der Erstellung eines solchen Konzepts: Er umfasst drei Phasen, in denen der Businessplan schrittweise so verfeinert wird, dass er den Anforderungen von Kapitalgebern entspricht. Ein Einstieg ist in jeder der drei Phasen möglich, am Ende einer jeden Phase findet eine Preisverleihung an die besten Gründer statt. Der nächste Businessplan-Wettbewerb startet im Herbst 2014 mit Phase 1.

Vor einem offiziellen Gesprächstermin mit einem möglichen Investor ist vorab zu klären, welche Informationen und Unterlagen vorgelegt werden sollten. „Ein Businessplan ist die Grundvoraussetzung, um erst einmal ‚durch die Tür zu kommen‘ bei einem Kapitalgeber“, so Rudolph. Die Präsentation sollte im Vorfeld mit Dritten besprochen und geübt werden. Außerdem sollte man überlegen, welche Fragen der mögliche Kapitalgeber stellen könnte, um darauf überzeugend reagieren zu können. Generell sei es wichtig, transparent und ehrlich zu argumentieren, um das Vertrauen der Kapitalgebers zu gewinnen. Es ist auch üblich, mehrere Kapitalgeber (z.B. mehrere Banken) anzusprechen, um herausfinden, wo das Geschäftskonzept am besten ankommt.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 09|2014, Seite 20

 
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