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Editorial

Vom Wert der Arbeit

Damit hätte ich zu Beginn meiner Amtszeit 2010 nicht gerechnet: Statt einer andauernden Krise gab es in den letzten Jahren einen ungeahnten Aufschwung unserer Volkswirtschaft. Basis dieses Erfolgs waren das unbeirrte Festhalten an industrieller Wertschöpfung, unsere internationale Ausrichtung und – vielleicht am wichtigsten – ein in unserem Land traditionelles Miteinander fast aller wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kräfte.

Bei objektiver Betrachtung gilt deshalb: Deutschland bleibt nur als eine im Kern solidarische Leistungsgesellschaft zukunftsfähig und das wiederum erfordert nicht zuletzt einen breiten gesellschaftlichen Konsens über den Wert der menschlichen Arbeit. Mit Dumpinglöhnen und einem endlosen Drehen an der Lohn-/Preisspirale ist dies gewiss nicht zu erreichen.

Der von einer breiten Koalition beschlossene Mindestlohn sollte hier nicht als Zankapfel, sondern als Mahnung dienen. Denn in den betroffenen Branchen geht es bis auf wenige Ausnahmen nicht um das Bestehen im globalen Wettbewerb, sondern um die Geizkultur im eigenen Land, die nicht zuletzt unsere Unternehmen in schwere Bedrängnis bringt.

Wo immer man also in der Frage der ab Januar 2015 gültigen Regelung steht, eines dürfen wir nicht aus dem Auge verlieren: Den Wert der menschlichen Arbeit bestimmen nicht nur wir Arbeitgeber, sondern auch diejenigen Verbraucher, denen auf der täglichen Schnäppchenjagd jegliches Gefühl für Wert und Gegenwert abhanden gekommen ist. Der Gesetzgeber hat jetzt mit allen Vor- und Nachteilen gehandelt, umdenken aber sollten wir alle.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2014, Seite 3

 
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