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Patente

Region der Erfinder

IT Region Nürnberg © Infowerk

Mittelfranken gehört bei den Patentanmeldungen zur Spitze in Deutschland.

Die Region Nürnberg ist ein gutes Pflaster für Innovationen: Auf sie entfallen 5,4 Prozent aller Patentanmeldungen in Deutschland bzw. knapp 21 Prozent aller Anmeldungen in Bayern. Das zeigt der aktuelle IHK-Report „Patente in Bayern 2014“, den die IHK Nürnberg für Mittelfranken federführend für die bayerischen IHKs erstellt hat.

Analysiert wurden die Patente (Erstpublikationen) nach Technologiefeldern gemäß der Internationalen Patentklassifikation (IPC) und nach Patentanmeldern. Grundlage sind die Daten für das Jahr 2012 des Europäischen Patentamts (EPA) und des Deutschen Patent- und Markenamts (DPMA).

Besonders erfreulich aus mittelfränkischer Sicht: Der Regierungsbezirk erreicht Spitzenwerte beim sogenannten „Patent-Innovations-Index“ (PII), der einen regionalen Vergleich der Wirtschaftsregionen ermöglicht. Im Deutschland-Vergleich kommt Mittelfranken auf den exzellenten Wert von 2,3, im Vergleich der bay-
erischen Regierungsbezirke auf 1,5. In beiden Vergleichen liegt die Region damit deutlich über dem jeweiligen Mittelwert von 1,0. Besonders bemerkenswert: Sowohl im deutschlandweiten als auch im bayernweiten Vergleich schneidet Mittelfranken von allen bayerischen Regierungsbezirken am besten ab.

Der PII gibt die Innovationsleistung einer Region an und wird ermittelt, indem die Zahl der Patentpublikationen in Bezug zu bestimmten Referenzgrößen gesetzt wird (Anteile der Einwohner, der Unternehmen und des Bruttoinlandsprodukt der jeweiligen Region an Deutschland bzw. an Bay-
ern). Auf Mittelfranken entfallen 2,1 Prozent der Einwohner in Deutschland, 2,2 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts und 2,8 Prozent der Unternehmen, jedoch 5,4 Prozent der Patente. Deshalb kommt der hohe PII-Wert zustande.

Ideenschmiede Mittelfranken

Seinem Ruf als „Ideenschmiede“ wird Mittelfranken besonders gerecht, wenn man die in Deutschland angemeldeten Patente in folgenden Sparten betrachtet: „Röntgentechnik“ (63,3 Prozent aller Patentanmeldungen kommen aus der Region Nürnberg), „Ventile für Kraft- und Arbeitsmaschinen“ (42,1 Prozent), „Diagnostik/Chirurgie/Identifizierung“ (28,1 Prozent) und „Getriebetechnik“ (18,5 Prozent).

Aufgelistet sind im Patent-Report auch die größten Patent-Anmelder in den einzelnen Regierungsbezirken. Die Top 10 in der Region Nürnberg sind folgende Unternehmen und Forschungseinrichtungen: Siemens, Schaeffler, Fraunhofer-Gesellschaft, Diehl, Universität Erlangen-Nürnberg, Semikron Elektronik, Robert Bosch, Wavelight, Hydrometer und BSH Bosch und Siemens Hausgeräte. Auffällig ist, dass 65 Prozent aller Anmeldungen auf die Siemens AG und die Schaeffler-Gruppe entfallen. Diese starke Konzentration birgt nach Auffassung der IHK ein strategisches Risiko für die Region, weshalb man bei der Förderung der regionalen Forschungsinfrastruktur und des innovativen Mittelstandes nicht nachlassen dürfe. Als positiv vermerken die Autoren, dass unter den zehn größten Anmeldern auch die Fraunhofer-Gesellschaft und die Universität Erlangen-Nürnberg verzeichnet sind. Hier zeige sich die Innovationskompetenz der großen Forschungseinrichtungen der Region.

Bayerische Regionen im Vergleich

  • 41,3 Prozent der bayerischen Patentpublikationen entfallen auf Oberbayern und 20,8 Prozent auf Mittelfranken. Es folgen Schwaben (11,8 Prozent) und die Oberpfalz (11,4 Prozent).
  • Die technologischen Neuerungen in der Sparte „Fahrzeuge, Fahrzeugausstattung oder Fahrzeugteile“ entfallen im Freistaat überwiegend auf Oberbayern (ca. 56 Prozent) sowie auf Schwaben (ca. zehn Prozent) und Niederbayern (ca. neun Prozent).
  • Der Technologiebereich „Diagnostik/Chirurgie/Identifizierung“ wird innerhalb Bayerns durch die Regionen Mittelfranken (67 Prozent) und Oberfranken (33 Prozent) dominiert.
  • Die Regionen Würzburg/Schweinfurt und Nürnberg sind mit einem Anteil von rund 40 Prozent bzw. 45 Prozent im Technologiesegment „Wellen/Einzelteile von Kurbeltrieben/Lager“ führend.
  • In der Elektrotechnik vereinen die Regierungsbezirke Mittelfranken, Oberbayern und Oberpfalz 82 Prozent der bayerischen und ein Drittel der deutschen Patentanmeldungen auf sich.

Für die internationale Wettbewerbsfähigkeit von Bedeutung ist die Frage, ob die Innovationen aus Bayern Technologiefelder betreffen, die weltweit eine hohe Anmeldeaktivität aufweisen. Deshalb wurde in der IHK-Studie auch betrachtet, wie sich die Patente beim Europäischen Patentamt (EPA) verteilen – eine wichtige Adresse für international agierende Technologieunternehmen. Die Analyse zeigt, dass Bayern in drei der europäischen Spitzen-Technologiebereiche einen Schwerpunkt seiner Patentanmeldungen hat: „Diagnostik/Chirurgie/Identifizierung“, „Halbleiterbauelemente“ und „Elektrische digitale Datenverarbeitung“.

Patente im Mittelstand

Die Autoren des Patent-Reports stellen in ihrem Fazit fest, dass der Mittelstand bei den größten Patentanmeldern in Bayern nur ungenügend vertreten ist. Dies könne mehrere Gründe haben: Entweder entscheiden sich die Unternehmen bewusst für die Geheimhaltung des eigenen Know-hows oder sie unterschätzen die Bedeutung des gewerblichen Rechtsschutzes für die Wettbewerbsfähigkeit. Auch die oft hohen Kosten einer Patentanmeldung könnten ein Hindernis für den Mittelstand sein. Kleine und mittlere Unternehmen können es sich erfahrungsgemäß oft auch nicht leisten, eventuelle Patentverstöße rechtlich verfolgen zu lassen. Als nicht sinnvoll wird eine Patentanmeldung von vielen Unternehmen auch dann angesehen, wenn die Verwendungszeit der entwickelten Produkte nur kurz ist.

Dagegen halten die Autoren eine frühzeitige Absicherung des Know-hows bei forschungs- und investitionsintensiven Technologien für unverzichtbar. Bereits bei der Markteinführung müsse das Produkt oder das Verfahren geschützt sein. Auch für Technologien, auf denen nachfolgende Entwicklungen basieren, sei ein gewerblicher Rechtsschutz empfehlenswert. Dafür sollte im Unternehmen ein Patent-Management aufgebaut werden: Patentpublikationen müssen kontinuierlich beobachtet werden und ein eigenes Patent-Portfolio muss aufgebaut werden. Außerdem ist es wichtig, sich für die rechtliche Verteidigung der Schutzrechte zu wappnen, wenn diese von Konkurrenten verletzt werden. Nicht zuletzt kann die Zusammenarbeit mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen dazu beitragen, Kosten und Risiken beim Patent-Management zu minimieren.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2014, Seite 24

 
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