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Siemens

Weltkonzern will mit neuer Struktur wachsen

Die Sparten Energie, Industrie, Medizintechnik und Infrastruktur & Städte wurden von neun Divisionen abgelöst.

Wir haben die ursprünglich versprochenen Ergebnisse für das Geschäftsjahr 2014 erreicht und dabei erhebliche Fortschritte bei der Stärkung unseres Portfolios gemacht.“ Dieses Fazit zog Vorstandsvorsitzender Joe Kaeser auf der Bilanzpressekonferenz. Der Gewinn nach Steuern beläuft sich auf 5,5 Mrd. Euro, der Umsatz liegt bei 72 Mrd. Euro und der Auftragseingang beziffert sich auf knapp 79 Mrd. Euro.

Das Ergebnis „Summe Sektoren“ beläuft sich im Geschäftsjahr 2014, das am 30. September endete, auf 7,3 Mrd. Euro und liegt damit deutlich über dem Vorjahreswert (5,8 Mrd. Euro). Dieser höhere Ergebnisbeitrag der Sektoren ist auch ein wichtiger Faktor für den Anstieg des Gewinns, der sich 2013 auf 4,4 Mrd. Euro belief. Auch das unverwässerte Ergebnis je Aktie fällt im Geschäftsjahr 2014 mit 6,37 Euro besser aus als im Vorjahr (5,08 Euro).

Mit 2,3 Mrd. Euro lieferte der Sektor Industrie im Geschäftsjahr 2014 den höchsten Beitrag zum Ergebnis „Summe Sektoren“ und verzeichnete beim Auftragseingang eine Erhöhung von bereinigt fünf Prozent und beim Umsatz von vier Prozent. Eine leichte Einbuße beim Auftragseingang (minus vier Prozent) verzeichnete der Sektor Infrastruktur & Städte; er legte jedoch beim Umsatz um sechs Prozent zu. Das Ergebnis dieses Sektors fiel mit rund 1,5 Mrd. Euro wesentlich höher aus als im Vorjahr (300 Mio. Euro). Der Auftragseingang im Sektor Healthcare stieg bereinigt um drei Prozent, der Umsatz um zwei Prozent. Das Ergebnis bezifferte sich auf rund zwei Mrd. Euro und erreichte damit das Niveau des Vorjahres. Nur der Sektor Energie blieb im Geschäftsjahr 2014 mit einem Ergebnis von 1,6 Mrd. Euro hinter dem Vorjahreswert von circa zwei Mrd. Euro zurück. Der Trend beim Auftragseingang und beim Umsatz zeigte jedoch auch im Sektor Energie eine klare Aufwärtstendenz.

Weltweit zählte der Konzern zum 30. September 343 000 Mitarbeiter, davon 115 000 in Deutschland. Mit rund 38 000 Beschäftigten in Erlangen, Nürnberg, Fürth und Forchheim ist Siemens der mit Abstand größte Arbeitgeber in Mittelfranken.

Mit Beginn des neuen Geschäftsjahres zum 1. Oktober 2014 trat die im Rahmen der „Vision 2020“ angekündigte Strukturreform in Kraft: Die Einteilung des Konzerns in die vier Großsparten Energie, Industrie, Medizintechnik und Infrastruktur & Städte wurde aufgehoben. Nun gibt es neun Divisionen sowie die eigenständig geführte Medizintechnik. Siemens-Chef Joe Kaeser unterstrich auf der Bilanzpressekonferenz: „Die Vision 2020 ist kein Restrukturierungsprogramm. Sie ist ein Zukunfts- und vor allem ein Wachstumsprogramm.“ Der Technologiekonzern soll künftig „entlang der Wertschöpfungskette der Elektrifizierung“ ausgerichtet werden. Die Koordinaten dieses Kurses fasste Kaeser mit drei Buchstaben zusammen: „E-A-D – Elektrifizierung, Automatisierung, Digitalisierung: Dafür steht das neue Siemens!“

Diese Ausrichtung soll zu einer langfristigen Wertsteigerung des Unternehmens führen, betonte der Vorstandsvorsitzende: Für 2015 kündigte Kaeser die „operative Konsolidierung“ sowie zusätzliche Investitionen in Innovation und Wachstum in Höhe von 800 Mio. Euro an. Erste operative Verbesserungen sollen 2016 sichtbar werden; 2017 will das Unternehmen dann in Form von „beschleunigtem Wachstum und stärkerer Kosteneffizienz“ die Früchte des tiefgreifenden Konzernumbaus ernten.

US-Turbinenhersteller übernommen

Die Neuausrichtung der Siemens AG hinterlässt Spuren im Portfoliomanagement: Im Geschäftsjahr 2014 hat sich das Unternehmen durch strategische Akquisitionen verstärkt. Dazu gehören der Kauf des US-Turbinenspezialisten Dresser-Rand für umgerechnet 5,8 Mrd. Euro sowie des Geschäfts mit kleinen und mittleren Gasturbinen von Rolls-Royce. Im Zuge der Fokussierung des Portfolios hat Siemens die Trennung von einigen Bereichen beschlossen. Das Unternehmen steigt aus dem Hausgerätegeschäft aus und verkauft seinen Anteil am Gemeinschaftsunternehmen BSH für 3,25 Mrd. Euro an den Partner Bosch. Veräußert wurden außerdem das Geschäft mit Krankenhaus-Informationstechnik und die Mehrheit am Geschäft mit Metallurgietechnik. Die bislang zum Sektor Medizintechnik gehörende Hörgerätesparte wird für 2,15 Mrd. Euro an die Beteiligungsgesellschaft EQT und die deutsche Unternehmerfamilie Strüngmann verkauft.

Den immer wieder aufflackernden Spekulationen über einen Verkauf der Medizintechnik erteilte Kaeser erneut eine Absage: „Die Medizintechnik ist und bleibt auf absehbare Zeit ein wichtiger Bestandteil von Siemens.“ Die Medizintechnik soll als „Unternehmen im Unternehmen“ geführt werden. Als eigenständige Einheit soll diese Sparte „effizienter auf Trends und die zu erwartenden Paradigmenwechsel in der Branche reagieren können“, so der Siemens-Chef auf der Bilanzpressekonferenz.

In seinem Ausblick auf das Geschäftsjahr 2015 ging Vorstandsvorsitzender Kaeser von weiterhin „komplexen Marktbedingungen“ aus, u.a. wegen geopolitischer Spannungen. Die Siemens-Spitze rechnet damit, dass die Umsatzerlöse auf Vorjahresniveau bleiben. Aus den Portfolioverkäufen werden erhebliche Gewinne erwartet: Sie sollen das unverwässerte Ergebnis je Aktie im Vergleich zum abgelaufenen Geschäftsjahr 2014 um mindestens 15 Prozent ansteigen lassen.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2014, Seite 84

 
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