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Kolumbien

Hoffnungsträger Südamerikas

paulrommer_Thinkstock_491897411 © Paul Rommer

Skyline von Bogotá, Hauptstadt Kolumbiens

Im letzten Jahr wurde Kolumbien von der Bundesregierung als eines von sechs Top-Exportmärkten definiert. Auch international ist das Land erfolgreich: 2015 führt es das Weltbank-Ranking der wirtschaftsfreundlichsten Staaten Südamerikas an.

Dank staatlicher Infrastrukturausgaben, zahlreicher Freizonen und seinem Zugang zu Pazifik und Atlantik ist Kolumbien für deutsche Unternehmen sehr attraktiv. Auch 125 mittelfränkische Unternehmen pflegen wirtschaftliche Kontakte zu Kolumbien, 51 davon mit dauerhaften Engagements in Form von Vertretungen, Niederlassungen, Produktionsstätten oder Joint Ventures. Thomas Voigt, Geschäftsführer der AHK Kolumbien, im Interview über den aktuellen Boom, die Zukunft und die Sicherheitslage des Landes.

Ist das Land angesichts dieser positiven Entwicklungen der Hoffnungsträger Latein- und Südamerikas?

Voigt: Viele Länder Latein- und Südamerikas entwickeln sich wirtschaftlich gut, aber keines so gut wie Kolumbien: 2014 ist das Bruttoinlandsprodukt um 4,8 Prozent gewachsen, mehr als das Doppelte der Gesamtregion. Die Inflation liegt bei gerade einmal 3,6 Prozent, nur in Peru ist es weniger. Kolumbien entwickelt sich mit seiner großen Stabilität, dem beträchtlichen Binnenmarkt und seiner starken Volkswirtschaft als Drehkreuz für die gesamte Region und zieht damit andere Länder mit.

Geht die positive Exportentwicklung auch auf das Freihandelsabkommen zwischen der EU und Kolumbien zurück, das im August 2013 in Kraft trat?

Voigt: Der aktuelle Boom geht noch nicht auf das Abkommen zurück, dafür sind 1,5 Jahre zu kurz. Aber wir erkennen Veränderungen. Zwar sehen wir mit Sorge die Zunahme nichttarifärer Handelshemmnisse von Seiten Kolumbiens, an deren Behebung wir zusammen mit der EU-Kommission arbeiten. Vor allem aber sehen wir die Vorteile wie sinkende Zölle, was deutsche Unternehmen gegenüber amerikanischen wettbewerbsfähiger macht, und ein stark wachsendes Interesse an Europa und Deutschland.

Bei Kolumbien denken viele zuerst an Rebellen, Farc und Drogenanbau. Wie ist die Sicherheitslage für Mitarbeiter und für Investitionen?

Voigt: Die Realität hat mit dem Image Kolumbiens aufgrund seiner Vergangenheit wenig zu tun. Natürlich ist Kolumbien nicht Mitteleuropa. Die Sicherheitslage hat sich aber extrem gebessert und ist fast überall deutlich besser als in vielen lateinamerikanischen Ländern, gerade in den Großstädten: Die Drogenkartelle wurden weitestgehend zerschlagen, die Guerilla in entlegene Landesteile zurückgedrängt. Gerade in den Großstädten und wirtschaftlichen Zentren sind Investition und Mitarbeiter sicher.

Die AHK Kolumbien feiert in diesem Jahr ihr 80-jähriges Bestehen. Auf welchen Erfolg sind Sie besonders stolz?

Voigt: Vor allem darauf, dass wir sehr hohes Vertrauen genießen und als zuverlässiger Partner akzeptiert sind. Die AHK war seit ihrer Gründung immer vor Ort, in stabilen wie in turbulenten Zeiten. Auch dieses Vertrauen hat dazu geführt, dass die deutsch-kolumbianischen Wirtschaftsbeziehungen hervorragend sind, Deutschland einer der wichtigsten Wirtschaftspartner Kolumbiens ist und wir über 300 Mitglieder haben.

Eine relativ neue Dienstleistung in Ihrem Angebot ist der Aufbau einer Geschäftspräsenz über die IHK in Kolumbien. Was genau ist das?

Voigt: Eine fantastische Dienstleistung für Firmen, die in den Markt eintreten wollen, ohne gleich mit eigener Vertriebsstruktur und Personal einzusteigen. Wir bieten diese Präsenz: Mit festen Ansprechpartnern, einer Adresse, eigener Telefonnummer. Wir beantworten Anfragen, vermitteln Kontakte, gehen für Unternehmen auf Messen oder halten Präsentationen. Kurzum: Wir tun alles, was eine Vertriebsabteilung machen würde. Unternehmen sind also präsent, ohne vor Ort zu sein und können den Markt so erst einmal für sich testen.

Beenden Sie bitte folgenden Satz: Export nach und Investitionen in Kolumbien lohnen sich, weil....

Voigt: … Kolumbien mit fast 50 Millionen Einwohnern derzeit ein Wirtschaftswunder erlebt, das fast mit dem Europas in den 50er Jahren vergleichbar ist.

Autor/in: 

Thomas Voigt, Geschäftsführer der AHK Kolumbien.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2015, Seite 26

 
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