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Elektromobilität

Unter Strom

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Die Zahl der Elektroautos bleibt hinter den Erwartungen zurück. Auf einem Fachforum wurde über die Gründe diskutiert.

Eine Million Elektrofahrzeuge sollen 2020 auf Deutschlands Straßen rollen. Dieses Ziel wurde 2011 im Regierungsprogramm Elektromobilität ausgegeben. Ob es erreicht wird, scheint fraglich, denn zum Jahresende 2014 waren erst 24 000 „Stromer“ zugelassen. Nach dem ursprünglich vorgesehenen Szenario der Bundesregierung sollten es 100 000 sein. Bei dieser Diskrepanz zwischen Soll- und Ist-Stand kann die Eine-Million-Marke nur durch zusätzliche Maßnahmen erreicht werden, so die Einschätzung der Nationalen Plattform Elektromobilität (NPE) in ihrem Fortschrittsbericht 2014. Anders ausgedrückt: Der Markthochlauf braucht mehr Anschub.

Aber wie können diese Schubkräfte entfacht werden? Diese Frage bestimmte die Agenda der Informationsveranstaltung „Elektromobilität in der Metropolregion Nürnberg“, die Ende Januar in Nürnberg von der Bayern Innovativ GmbH organisiert worden war. Über 60 Technologieexperten sowie Vertreter von Kommunen und Energieversorgern unterzogen die Aktivitäten im Bereich Elektromobilität in der Region einer Bestandsaufnahme.

Auf Anbieterseite hat sich einiges getan: Die Angebotspalette ist in den letzten Monaten größer geworden. Ende 2014 gab es auf dem Markt 17 Elektrofahrzeugmodelle deutscher Hersteller, Tendenz steigend. Aber die Autos sind nur ein Baustein im Gesamtsystem „E-Mobility“, das aus den Komponenten Fahrzeugtechnik, Energie und Umwelt, Ladeinfrastruktur sowie Stadtplanung und Intermodalität (Zusammenspiel der einzelnen Verkehrsträger) besteht. Diese Komplexität fordert die Zusammenarbeit vieler Akteure. Dabei spielen die Kommunen eine wichtige Rolle: „Aus unserer Sicht stellen insbesondere Städte und Gemeinden wesentliche Erfolgsfaktoren für die Markteinführung von Elektrofahrzeugen dar“, so Dr. Guido Weißmann, Projektmanager des Schaufensters Bayern-Sachsen „Elektromobilität verbindet“. Die Kommunen seien mit entscheidend, um sinnvolle Lade-Infrastrukturen und Konzepte für die Förderung der Elektromobilität voranzutreiben.

Diesen Ball nahm Dr. Peter Pluschke, Umweltreferent der Stadt Nürnberg, auf. Er unterstrich die Vorteile der Elektromobilität gegenüber konventionellen Antriebssystemen gerade aus der Sicht des Klima- und Umweltschutzes: weniger Kohlendioxid-Emissionen bei Nutzung von Ökostrom, weniger Lärm, geringerer Schadstoffausstoß. Diese Pluspunkte sind gute Argumente für Stadtverwaltungen, der Elektromobilität den Weg zu ebnen.

Dazu will auch die N-Ergie AG beitragen, wie Rainer Kleedörfer betonte. Der Leiter des Zentralbereichs Unternehmensentwicklung/Beteiligungen unterstrich, dass die Elektromobilität für den regionalen Energieversorger ein wichtiges Innovationsfeld sei. Die Verknüpfung der Elektromobilität mit den Systemen der dezentralen Energieversorgung eröffne Chancen für neue Geschäftsmodelle. Die N-Ergie will dieses Jahr in ihrem Netzgebiet bis zu 100 neue Ladestationen aufstellen. Dafür sind Investitionen im mittleren sechsstelligen Euro-Bereich eingeplant. Auch im eigenen Fuhrpark setzt der Energieversorger auf E-Mobility: Im Januar wurden jeweils fünf VW e-up!s und e-Golfs angeschafft, denn die Alltagstauglichkeit von Elektroautos lässt sich laut Kleedörfer nur in der Praxis testen. 

Elektrofahrzeuge in Unternehmen

Gerade gewerbliche Flottenbetreiber sind eine wesentliche Zielgruppe für den Ausbau der Elektromobilität: Der Einsatz der „Stromer“ kann sich aufgrund der niedrigen Betriebskosten für bestimmte Nutzergruppen rechnen, trotz des im Vergleich zu konventionellen Fahrzeugen immer noch hohen Anschaffungspreises. Als Anreiz, den Fuhrpark mit Elektrofahrzeugen nachzurüsten, fordern Experten eine Sonder-Abschreibung für gewerbliche Nutzer in Höhe von 50 Prozent im ersten Investitionsjahr. Diese Regelung soll den durch das hohe Innovationstempo bedingten schnelleren Wertverlust der Elektrofahrzeuge abfedern.

Dr. Ronald Künneth vom Geschäftsbereich Innovation | Umwelt der IHK Nürnberg für Mittelfranken unterstrich bei der Veranstaltung die enorme Bedeutung der Elektromobilität für die regionale Wirtschaft: In der Metropolregion Nürnberg spiele die Automobilzulieferindustrie mit über 500 Unternehmen eine exponierte Rolle. Den Betrieben biete die Elektromobilität große Chancen, etwa bei neuen Komponenten wie der Leistungselektronik oder der Traktionsbatterie. Darüber hinaus profitierten aber auch Systemanbieter aus den Bereichen Informations-, Kommunikations- und Automatisierungstechnik. Als Wirtschafts- und Technologiestandort hat der Großraum Nürnberg mit seinen Stärken im Bereich Automotive sowie Elektro- und Energietechnik ein Kompetenzprofil vorzuweisen, das ideal zu den Anforderungen der Elektromobilität passt. Um diese Chance zu nutzen, sei allerdings die Vernetzung zwischen den Akteuren entscheidend, und zwar über traditionelle Branchengrenzen hinweg, so Künneth. Dies war ein Motiv für die IHK Nürnberg für Mittelfranken, in Kooperation mit anderen nordbayerischen IHKs den „Innovations- und AnwenderClub E-Mobilität“ zu initiieren. In diesem Forum tauschen sich Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft über technologische Trends aus und planen gemeinsame Projekte.

Trotz unterschiedlicher Einschätzungen in Detailfragen waren sich die Teilnehmer der Veranstaltung einig: Elektromobilität ist ein wesentlicher Baustein einer klimagerechten Verkehrs- und Energiepolitik und aus der Mobilität der Zukunft nicht wegzudenken. Allerdings wird der Durchbruch der Elektromobilität nur durch flankierende Maßnahmen und intensive Überzeugungsarbeit gelingen.

Autor/in: 

(aw.)

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2015, Seite 34

 
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