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Simba Dickie

Familie bleibt im Spiel

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Geschäftsführender Gesellschafter Michael Sieber.

Michael Sieber lenkt das größte deutsche Spielzeugunternehmen und stellt die Weichen für die nächste Generation.

Die Fürther Simba Dickie Gruppe hat im vergangenen Jahr einen Umsatz von 602 Mio. Euro erzielt, was ein Minus von 4,5 Prozent bedeutet. Das größte deutsche Spielzeugunternehmen mit einem Gesamtsortiment von mehr als 4 000 Artikeln hat damit seine eigenen Wachstumsziele verpasst. „Es war kein leichtes Jahr“, resümierte der Geschäftsführende Gesellschafter Michael Sieber. So brach etwa der Absatz in Russland um 20 Prozent ein, weitere 15 Prozent gingen beim Währungswechsel vom verfallenden Rubel in Euro verloren. Vor der Krise war Russland nach Deutschland und Frankreich der drittgrößte Absatzmarkt.

1982 wurde das Familienunternehmen von Michael Sieber und seinem Vater gegründet. Zunächst lag der Fokus auf dem Spielzeugimport aus Fernost, bereits 1984 wurde ein erstes Büro in Hongkong eröffnet. Um die Jahrtausendwende kaufte das Unternehmen konsequent Spielzeughersteller auf, die sich finanziell in Schieflage befanden, wie etwa Eichhorn, Noris, die Modellautomarke Schuco und Big. Seitdem kaufte das Unternehmen quasi im Zweijahrestakt national und international weiter hinzu, darunter die Spiel-, Plüsch- und Technikmarken Smoby, Nicotoy und Carson. Zuletzt vereinte die Fürther Gruppe 14 Namen unter einem Dach.

Weltweite Zukäufe

Seit vergangenem Jahr gehört auch die schwedische Marke AquaPlay dazu, die Wasserstraßen zum Spielen vertreibt. Zwar haben die Fürther schon ein ähnliches Produkt von Big im Sortiment, doch Sieber hat sich entschieden, eine Zwei-Marken-Strategie zu fahren. Andernfalls hätte ein Wettbewerber zugeschlagen, ist sich Sieber sicher. Als jüngster Zugang kam im laufenden Jahr die Nürnberger Undercover GmbH mehrheitlich unter das Gruppendach. Der Lizenz-Spezialist für Schulranzen, Taschen und Kinderrucksäcke soll insbesondere das aufstrebende Gruppengeschäft in der Region „Middle East“ verstärken, wo die Gruppe bereits im Schulsegment aktiv ist. Mit der Marke Undercover wird Simba Dickie auch auf der Insights-X, der neuen Fachmesse für Papier-, Büro- und Schreibwarenbedarf, die von der Spielwarenmesse in Nürnberg veranstaltet wird, Flagge zeigen.

Sieber hat nach eigenen Worten ständig „den Radar zum Zukauf an“ – wenn denn der Preis stimmt. Abgewunken hat er jedoch beim schwedischen Holzspielzeugklassiker Brio. Zum einen sei man mit der Oberpfälzer Holzspielzeugfabrik Heros in diesem Segment bereits präsent, zum anderen hätten die Preisvorstellungen auf beiden Seiten nicht zusammengepasst. Trotz einer Übernahmekasse, die gut gefüllt sein dürfte, wird mit spitzem Bleistift durchgerechnet, ob sich ein Engagement lohnt. „Wir sind kein Finanzinvestor, sondern denken in Generationen“, betont Sieber.

Seit Jahren trimmt der Vater von drei Kindern die Gruppe auf Ertrag und langfristige Perspektive. So ist der Ertrag zuletzt trotz Umsatzrückgang und einer Investition von 20 Mio. Euro in bessere Maschinen und Software „nur unwesentlich“ zurückgegangen. Finanz-Chef Manfred Duschl bezeichnete die Ertragslage als „gut und äußerst solide“. Die Zahl der Mitarbeiter in Deutschland ging um sechs auf 650 Beschäftigte zurück. Weltweit arbeiteten zuletzt 3 050 Mitarbeiter in über 30 Ländern für die Gruppe, 150 weniger als 2013.

Im laufenden Jahr soll der Umsatz um 2,5 Prozent auf 617 Mio. Euro wachsen. 70 Prozent des Gesamtumsatzes stammt aus dem Ausland. Über den relativ hohen Umsatzanteil aus Westeuropa ist Sieber mittlerweile „glücklich“. Vor zehn Jahren habe er angesichts der Begeisterung über das Wachstum in den BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China) noch gedacht, der Spielzeugmarkt in Europa mutiere zum „Museum“. Doch heute lebt die Simba Dickie Gruppe von Produkten, die sie mehrheitlich selbst entwickelt und produziert. Von renditeschwachen Produkten habe man sich getrennt. Darunter auch die Filly-Lizenz, die sich zwar gut verkaufte, jedoch zu wenig Ertrag brachte. Die Optimierung von Abläufen durch neue Maschinen und Software sowie Synergien innerhalb der Gruppe sind Themen, mit denen sich das Unternehmen verstärkt beschäftigt. So wurden unter der Marke Noris die beiden Unternehmen Zoch und Schipper gebündelt.

Märklin wieder in der Spur

Den Generationswechsel im Spielzeug-Imperium hat Sieber schon eingeleitet, indem er die Mehrheitsanteile an der Gruppe in Höhe von 74,9 Prozent bereits an seine Kinder und Neffen übertragen ließ. Gemeinsam mit seinem Sohn Florian hat er 2013 außerhalb der Gruppe über die Sieber & Sohn GmbH & Co. KG die Traditionsmarke Märklin aus der Insolvenz gekauft. Unter der operativen Leitung von Florian Sieber wurde die Produktion aus China nach Göppingen und in ein ungarisches Werk, das Mitte 2014 eröffnet wurde, zurückgeholt. Weil die Werkzeuge aus Fernost in einem desolaten Zustand gewesen seien, kam es anschließend zu Lieferproblemen. Umgestellt wurde außerdem das gesamte Vertriebskonzept für Märklin sowie die Schwestermarken Trix und LGB. „Die Früchte ernten wir erst in den nächsten Jahren“, bilanziert Florian Sieber. Trotz eines von 101 auf 98 Mio. Euro gesunkenen Umsatzes habe man einen Teil der 30 Mio. Euro-Investition bereits wieder verdient. „Märklin ist unkaputtbar“, sind sich Vater und Sohn Sieber sicher.

Autor/in: 

(tt.)

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2015, Seite 70

 
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