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FAI rent-a-jet

Rekordumsatz über den Wolken

FAI Rent-A-Jet © FAI Rent-A-Jet

Im Auftrag der Vereinten Nationen und für VIPs starten die Flugzeuge der FAI von Nürnberg in die ganze Welt.

Okkasion zählt zu den Lieblingswörtern von Siegfried Axtmann, wenn der Gründer und Aufsichtsratsvorsitzende der FAI rent-a-jet AG die Firmengeschichte der Nürnberger Spezialfluggesellschaft Revue passieren lässt. Unter Kaufleuten steht dieser Begriff für eine günstige Gelegenheit. Die ergriff der promovierte Bauingenieur 1989: Er engagierte sich beim IFA Verein für Internationale-Flug-Ambulanz e.V. und übernahm das Tochterunternehmen des Luftrettungsvereins, die IFA Flugbetrieb GmbH, inklusive zweier Rettungshubschrauber. Nach der Ausgliederung wurde sie als FAI Flight-Ambulance - Service-International GmbH & Co Helicopter und Jet-Charter KG ins Handelsregister eintragen. Inzwischen ist das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt worden und hat seine Flotte beträchtlich vergrößert: Aktuell besteht sie aus 21 Jets, darunter drei Langstrecken-Flieger vom Typ Bombardier Global Express, vier Challenger-Maschinen sowie diverse Learjets.

Diese Flugzeuge haben im Geschäftsjahr 2014 erneut einen Rekord bei Umsatz und Gewinn eingeflogen: Der Umsatz lag bei 73,5 Mio. Euro, das entspricht einer Steigerung von elf Prozent gegenüber dem Vorjahr, das Ergebnis vor Steuern belief sich auf 8,1 Mio. Euro (2013: 6,1 Mio. Euro). Diesen Erfolg hat sich die FAI rent-a-jet AG auf drei Geschäftsfeldern erarbeitet: Etwa 40 Prozent der Erlöse werden durch den Transport von Patienten in Ambulanz-Jets realisiert. In diesem Segment gehört FAI weltweit zu den führenden Anbietern und wurde 2012 mit der Branchen-Auszeichnung „Ambulance of the Year“ bedacht. Der Bereich Spezialflug-Logistik steuert rund ein Drittel des Umsatzes bei.

15 Prozent der Umsätze werden im VVIP-Transport erzielt. Die „very, very important persons“ – Angehörige von Königshäusern, Regierungen, Konzernvorständen sowie milliardenschwere Privatiers – können bei der FAI rent-a-jet AG zum Beispiel einen Global-Express-Jet mit bis zu 14 Plätzen chartern. Das Langstrecken-Flugzeug bietet jeden erdenklichen Komfort – der allerdings seinen Preis hat: Ein russischer Oligarch, der sich samt Entourage für eine Woche aus Moskau auf die Malediven fliegen lassen will, ist mit circa 250 000 Euro dabei. Auch wenn die Weltwirtschaft schwächelt, macht sich Axtmann um die Entwicklung des VVIP-Segments keine Sorgen: „Es wird immer eine Klientel geben, für die Geld eine relativ geringe beziehungsweise gar keine Rolle spielt.“

Im Auftrag der Vereinten Nationen

Einen scharfen Kontrast zur Welt der Superreichen setzt das Geschäftsfeld Spezialflug-Logistik im Rahmen der Friedensmissionen für die Vereinten Nationen (UN): Sieben FAI-Jets sind in Krisengebieten stationiert; die Nürnberger Fluggesellschaft betreibt dazu für die UN sogenannte „Line-Stations“, die sich in Kabul (Afghanistan), Erbil und Baghdad (Irak), Juba (Süd-Sudan), Abidjan (Elfenbeinküste), Bamako (Mali) und Dakar (Senegal) befinden. Wie wird eine Airline aus Franken Fluglogistik-Dienstleister der größten internationalen Nichtregierungsorganisation? „Das war eine Okkasion, die sich ergeben hat“, erinnert sich Axtmann. Der FAI-Chairman stieß „mehr oder weniger zufällig“ auf die Ausschreibung der UN Procurement Division, die weltweit für Beschaffung von Gütern und Dienstleistungen für die Vereinten Nationen verantwortlich zeichnet. Um als Anbieter infrage zu kommen, müssen Fluggesellschaften strenge Anforderungen erfüllen, beispielsweise eine eigene Crew und ein eigenes Wartungsteam an jeder Außenstation sowie mindestens drei Flugzeuge desselben Typs in der Airline-Flotte. Axtmann hat diese Hürden genommen; seine Jets sind nun seit elf Jahren im UN-Einsatz. Für 2015 beträgt das Auftragsvolumen 23,5 Mio. US-Dollar; damit zählt die FAI rent-a-jet AG zu den wichtigsten europäischen Flugdienstleistern der Vereinten Nationen.

Die Bedarfsfluggesellschaft, die rund 200 festangestellte Mitarbeiter sowie rund 50 freiberufliche Ärzte und Rettungsassistenten beschäftigt, hat sich fest unter den Global Playern im Luftverkehr etabliert: Etwa 80 Prozent der Umsätze werden außerhalb Europas erzielt. In Dubai und Miami hat die FAI rent-a-jet AG zwar Büros, sie unterhält aber keine selbstständigen Tochter- oder Beteiligungsgesellschaften im Ausland. „Wir versteuern unsere weltweiten Umsätze in Deutschland“, betont Axtmann. Mit Nürnberg fühlt sich der FAI-Aufsichtsratsvorsitzende fest verbunden: „Die zentrale Lage in Europa macht die Metropolregion zu einem idealen Standort für unser Geschäft.“ Hinzu kommen weitere Pluspunkte: „Der Nürnberger Flughafen bietet einerseits kurze Distanzen, etwa extrem kurze Rollwege, andererseits ist er rund um die Uhr betriebsbereit. Diese Kombination macht Nürnberg als Home Base so attraktiv.“

Home Base am Airport Nürnberg

Dieses Bekenntnis zum fränkischen Heimatstandort ist nicht bloße Rhetorik, sondern wurde in Stahl und Beton geleistet: Rund zehn Mio. Euro investierte die FAI rent-a-jet AG in den Bau von Hangar 6. Das im April 2011 eröffnete Gebäude mit 6 000 Quadratmetern Nutzfläche beherbergt nicht nur Werkstätten für Jets, sondern auch die Verwaltung der Fluggesellschaft sowie deren rund um die Uhr besetzte Operationszentrale. Das Grundstück wurde der FAI vom Flughafen Nürnberg in Erbpacht übertragen. Im Jahr 2014 wurde Hangar 7 eingeweiht, der direkt an Hangar 6 angebaut wurde und die FAI-Gebäudefläche auf insgesamt 9 000 Quadratmeter vergrößert.

Damit ist der Expansionsdrang der fränkischen Bedarfsfluggesellschaft aber längst nicht gestoppt. Axtmann möchte einen weiteren „Super-Hangar“ mit einer Spannweite von 90 Metern und einer Fläche von 4 500 Quadratmetern bauen. Derzeit laufen entsprechende Verhandlungen mit dem Albrecht Dürer Airport Nürnberg. Diese Pläne unterstreichen, dass der Chairman die FAI rent-a-jet AG weiterhin im Steigflug halten will: Für das laufende Geschäftsjahr peilt Axtmann ein organisches Umsatzwachstum von zehn Prozent an. Und falls sich eine Okkasion ergeben sollte, schließt der Unternehmer auch Zukäufe nicht aus.

Autor/in: 

aw.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2015, Seite 78

 
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