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Integration von Flüchtlingen

Immense Herausforderung

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Die Spitzenverbände der bayerischen Wirtschaft machen in einem gemeinsamen Positionspapier konkrete Vorschläge zur Integration von Flüchtlingen.

Die bayerische Wirtschaft bekennt sich zu einem weltoffenen Bayern und spricht sich dafür aus, verfolgten Menschen eine sichere Zuflucht zu bieten. Im Mittelpunkt der Integrationsbemühungen müssten anerkannte Flüchtlinge stehen sowie Asylbewerber mit einer hohen Bleibeperspektive. Die Verbände machten aber auch deutlich, dass ein dauerhafter Zuzug in der gegenwärtigen Größenordnung organisatorisch und gesellschaftlich nicht zu bewältigen sei.

Deshalb müsse über Anträge von Personen aus sicheren Herkunftsländern schnell entschieden werden und diese müssten bei negativer Entscheidung sofort in ihre Herkunftsländer zurückgeführt werden, so der Bayerische Industrie- und Handelskammertag (BIHK), der Bayerische Handwerkstag (BHT) und die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) in dem Positionspapier zur Flüchtlingskrise. Außerdem gelte es, die Flüchtlingsströme durch gezielte Hilfen und Unterstützung in den Herkunftsstaaten zu reduzieren. Eine bessere Koordination der Asylfrage innerhalb der EU sei ebenso unabdingbar wie eine Überprüfung und gegebenenfalls Erweiterung der Liste der sicheren Herkunftsstaaten.

Nach Ansicht der Verbände ermöglichen die Neuregelungen im Asylrecht Asylbewerbern und geduldeten Ausländern einen rascheren Zugang zum Arbeitsmarkt. Ein Teil der Flüchtlinge sei gut ausgebildet, an der Aufnahme einer Ausbildung interessiert und oftmals hoch motiviert. Dies eröffne angesichts der demografischen Entwicklung Potenziale für die Unternehmen in Bayern und für die Flüchtlinge. Um die große Herausforderung bewältigen zu können, seien aber u.a. folgende Maßnahmen wichtig:

Asylverfahren beschleunigen: Die langen Verfahren seien für alle Beteiligten eine Belastung. Deshalb müssten alle Asylverfahren durch einfachere Prozesse, wo immer möglich, beschleunigt werden, dafür seien zusätzliche Personalkapazitäten dringend nötig. Schnelle Verfahren sorgten für frühe Planungssicherheit und seien deshalb ein Beitrag für die Integration, so die Verbände.

Frühzeitige Feststellung der Qualifikation sowie Sprachförderung: Damit Asylbewerber mit hoher Bleibeperspektive zügig in die Gesellschaft integriert werden und ihren eigenen Lebensunterhalt verdienen können, sei ein schnelles Heranführen an den Arbeitsmarkt wichtig. Unabhängig vom Aufenthaltsstatus müssten die beruflichen Qualifikationen gleich bei der Stellung des Asylantrags systematisch erfasst werden. Wichtig sei außerdem eine möglichst frühzeitige und bedarfsgerechte Sprachförderung sowie der Zugang zu ausbildungs- und arbeitsfördernden Maßnahmen.

Keine Abschiebung in und nach der Ausbildung: Die duale Berufsausbildung ist nach Auffassung der Wirtschaftsverbände eine der besten Formen, um junge Flüchtlinge zu integrieren. Angesichts Tausender unbesetzter Ausbildungsplätze in Bayern sei dies nicht nur eine Chance für die Jugendlichen, sondern auch für die Unternehmen. Allerdings brauchen beide Seiten Rechts- und Planungssicherheit. Für jugendliche Asylbewerber und Geduldete mit hoher Bleibeperspektive, die eine berufliche Ausbildung beginnen, sollte während der dreijährigen Ausbildung und für weitere zwei Jahre des Berufseinstieges ein Abschiebeschutz bestehen (sogenannter „3 plus 2“-Ansatz). Die hierfür geltende Altersgrenze für die Aufnahme einer beruflichen Ausbildung sollte auf 25 Jahre angehoben werden.

Möglichkeiten der legalen Arbeitsmigration in sicheren Herkunftsländern besser bekannt machen: Viele Personen aus sicheren Herkunftsländern versuchen, über das Asylrecht nach Deutschland einzuwandern. Dies führt zu einem enormen bürokratischen Aufwand und blockiert Kapazitäten für wirklich verfolgte Menschen. Deshalb sollte in den Herkunftsländern über das geltende deutsche Recht informiert werden – insbesondere auch über Möglichkeiten der legalen Arbeitsmigration nach Deutschland.

Unternehmen bei der Integration unterstützen: Wenn Unternehmen Asylbewerber mit hoher Bleibeperspektive, Geduldete und anerkannte Flüchtlinge einstellen bzw. ausbilden wollen, stellt dies beide Seiten vor große Herausforderungen. Sie sollten deshalb durch spezielle Beratungs- und Begleitangebote bei der Integration unterstützt werden. Zudem müssten bedarfsgerechte und berufsbegleitende Sprachangebote geschaffen werden.

Beschäftigung von Asylbewerbern in Zeitarbeit ermöglichen: Bislang ist für Asylbewerber die Beschäftigung als Zeitarbeitnehmer nicht möglich. Gerade die Zeitarbeit könne aber bei Unsicherheit über die vorliegenden Qualifikationen eine Chance darstellen, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen und vorhandene Kompetenzen in der Praxis zu zeigen. Asylbewerber mit hoher Bleibeperspektive sollten daher Zugang zur Zeitarbeit erhalten.

Die Organisationen der bayerischen Wirtschaft bekennen sich dazu, dass sie einen wichtigen Beitrag zur Integration der Flüchtlinge leisten wollen. Sie unterstützen die Unternehmen in vielfacher Weise durch gezielte Information und Beratung, durch die Mitarbeit in vielen Arbeitskreisen und runden Tischen (z.B. mit Agenturen für Arbeit, Jobcentern, Landratsämtern, Ausbildungsverbünden, Berufsschulen etc.) sowie eine Vielzahl von Projekten, beispielsweise in der beruflichen Bildung.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2015, Seite 28

 
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