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Brodos

Online-Vorteile für das Ladengeschäft

Brokelmann_Brodos © Kurt Fuchs

„Der vernetzte Laden“: Dominik Brokelmann will seine Geschäfte um die Möglichkeiten des Internets erweitern.

Der Gründer des Telefon-Händlers hat eine Strategie entwickelt, mit der der Einzelhandel gegen die Internet-Konkurrenz mithalten soll.

Online gewinnt, offline verliert – diese Formel prägte in den vergangenen zehn Jahren die Diskussion über die Zukunft des Handels. Dominik Brokelmann (Jahrgang 1967), Vorstandsvorsitzender und Eigner der Brodos AG in Baiersdorf, zeigt mit seinem „vernetzten Laden“ einen Weg, wie der traditionelle Händler die Vorteile, die das Internet dem Kunden bietet, in den stationären Einzelhandel integrieren kann. „E-Commerce muss den stationären Händler nicht überflüssig machen. Die Lösung liegt in der Kombination aus beidem“, so Brokelmann.

Der Maschinenbauingenieur hatte schon parallel zum Studium schnurlose Telefone aus China verkauft und dieses Geschäft dann zu seiner Profession gemacht. Im Jahr 1991 gründete Brokelmann mit vier Mitarbeitern sein Unternehmen als Telekommunikationshändler in Nürnberg. 1999 wurde die Aktiengesellschaft gegründet, die Brodos AG entwickelte sich vom Distributor zum Ausrüster des Einzelhandels. Inzwischen beschäftigt das Unternehmen 475 Mitarbeiter (darunter 28 Auszubildende als Kaufleute, Mediengestalter und Fachlageristen), die meisten von ihnen sind am Hauptsitz in Baiersdorf beschäftigt, der 1995 bezogen wurde. An zwei weiteren Standorten in Berlin und Indien sind 27 bzw. 24 Mitarbeiter tätig. Brodos beliefert rund 5 000 Fachhändler und erwirtschaftete im laufenden, am 31. März 2016 endenden Geschäftsjahr einen Umsatz von voraussichtlich 500 Mio. Euro. Im Logistikzentrum, das 2 500 Quadratmeter umfasst, können am Tag bis zu 3 000 Pakete abgewickelt werden. Brodos war unter den Ausgezeichneten bei „Bayerns Best 50“, holte sich den Titel „Distributor des Jahres“ und erhielt den „Jobstar“ der Metropolregion Nürnberg.

„Wer Handys verkauft, kennt uns“, verweist Brokelmann auf Kunden wie die relevanten Elektromärkte Mediamarkt, Saturn und Euronics oder Großdiscounter wie Aldi. Das Produktportfolio umfasst u.a. Mobil- und Festnetztelefone, Navigationsgeräte und Prepaidkarten. Im Mittelpunkt steht das Smartphone. Neben der Distribution weist Brodos drei selbstständig tätige Geschäftsbereiche auf: My-Extra, Content-Card und Brodos.net.

Der vernetzte Laden

Die My-Extra-Shops sind bundesweit einheitlich gestaltet, werden von über 100 Franchise-Partnern geführt und bieten Originalverträge der vier großen Netzbetreiber T-Mobile, Vodafone, E-Plus und O2 für die Geräte aller Markenhersteller an. Bei Content-Card handelt es sich um ein System, über das Prepaid- und Gutscheinkarten für digitale Produkte wie Software, Navigation, Spiele oder Musik im stationären Einzelhandel verkauft werden können. Über Lizenzen ist das System mittlerweile auch in Großbritannien, Polen, Italien und Russland verfügbar. 

Mit Brodos.net bietet Brokelmann ein Cloud-basiertes Warenwirtschaftssystem für stationäre Einzelhändler an, über das vom Bezug bis zum Abverkauf der Produkte alle Vorgänge kontrolliert und dokumentiert werden können. Das Kiosk-System für mittelständische Kunden wird von Brodos seit 15 Jahren stetig weiterentwickelt. Grundlegend ist die Idee, dass der stationäre Handel nur einen Bruchteil der Produkte vermarkten kann, die online zum Kauf angeboten werden. Über das System kann der Händler in seinem „vernetzten Laden“ sämtliche von ihm verkaufbaren Waren in allen Details sichtbar darstellen. Wie beim Online-Händler kann der Kunde via Tablet nach einer Vielzahl von Produkten stöbern und sich informieren. Der Händler steht dabei beratend zur Seite. Auf diese Weise werde der Wettbewerbsvorteil des Internets mit der Stärke des stationären Handels kombiniert. „Warum sollte etwas im Sortiment des stationären Handels fehlen, das im Internet bestellbar ist?“, fragt Brokelmann.

Über das Kiosk-System kann der Händler die im Geschäft vorrätige Produktauswahl um Hunderte weitere Varianten ergänzen, die am nächsten Tag geliefert werden können. Nur wenn der Kunde sich in der gewünschten Kategorie „satt suchen“ könne, werde er das Gefühl haben, einen guten Marktüberblick zu erhalten. In der Zukunft werden Kunden nur in Läden gehen, die mit absoluter Sortimentskompetenz aufwarten, erklärt Brokelmann das Prinzip,  das in seinem Buch „Der vernetzte Laden“ (Eigenverlag, 250 Seiten, 24,95 Euro) nachgelesen werden kann.

Stark aus der Krise hervorgegangen

Als „leuchtendes Beispiel für engagiertes Unternehmertum“ wurde Brokelmann von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann bezeichnet – auch deshalb, weil der Baiersdorfer einen schweren Schicksalsschlag professionell weggesteckt hat. So war im Juli 2007 über dem Betriebsgelände ein Unwetter mit Starkregen niedergegangen, das mit 70 bis 80 Litern pro Quadratmeter die benachbarte A73 in einen reißenden Strom verwandelte und das Baiersdorfer Gewerbegebiet überflutete. Bei Brodos versanken 15 000 Geräte im Schlamm, es entstand ein Schaden von 4,5 Mio. Euro. Die Versicherung zahlte nur 600 000 Euro, da angesichts der geringen Windstärke das Unwetter nicht als Sturm gewertet wurde. „Wir standen vor dem Nichts“, erinnert sich Brokelmann. Zinsbegünstige Darlehen, die vom Freistaat unbürokratisch zur Verfügung gestellt wurden, halfen – mussten jedoch zurückbezahlt werden. Brodos überstand die schwere Zeit und steht heute besser da als vor dem Tag, als der Regen kam.

Autor/in: 

ug.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 02|2016, Seite 66

 
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