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Siemens Healthcare

Von Kopf bis Fuß

Innovativ in der Gefäßmedizin: Mit der DynaCT-Technologie erreicht Siemens eine Bildqualität, die der Computertomografie nahe kommt und z. B. zur Darstellung der Blutverteilung im Hirngewebe eingesetzt wird.

Unter der Marke „Healthineers“ will sich der Medizinsektor von Siemens als Komplettanbieter im Gesundheitswesen positionieren.

Pioniergeist und Ingenieurwissen haben die Medizintechniksparte der Siemens AG seit jeher ausgezeichnet – in der Marke „Healthineers“ sollen sich diese Werte nun wiederfinden. Dr. Bernd Montag, Vorsitzender der Geschäftsführung der Siemens Healthcare GmbH, bezeichnete den neuen Markenauftritt als „mutiges Signal“.

Verbunden wurde die Vorstellung des neuen Markennamens Anfang Mai mit der Grundsteinlegung für die neue Hauptverwaltung in Erlangen. Das viergeschossige Gebäude soll Platz für bis zu 1 000 Mitarbeiter bieten und im dritten Quartal 2017 fertiggestellt werden. Es entsteht direkt hinter dem bisherigen 14-stöckigen Hochhaus, das 2018 abgerissen wird, und symbolisiert die Treue zum Standort Erlangen. Dieser stand einmal auf der Kippe, als es um den Sitz der neuen Fabrik für Magnetresonanztomografen ging, einer Investition für 200 Mio. DM. Quasi im letzten Moment wurde unter dem damaligen Konzernchef Dr. Heinrich von Pierer die Entscheidung gegen England und für Erlangen getroffen und damit auch die Keimzelle für das Medical Valley der Europäischen Metropolregion Nürnberg (EMN) geschaffen. Zuvor hatte der damalige Medizintechnik-Vorstand Prof. Dr. Erich R. Reinhardt die Gesundheitssparte neu strukturiert und den drohenden Verkauf abgewendet.

Heute ist die Medizintechnik, die im Mai 2015 in die eigenständige Tochtergesellschaft Siemens Healthcare GmbH umgewandelt wurde, die Ertragsperle der Siemens AG mit einem Umsatz von 12,9 Mrd. Euro im Geschäftsjahr 2014/2015. Mit einem Ergebnis von 2,2 Mrd Euro und einer Marge von rund 17 Prozent ist sie unter allen Divisionen an der Spitze im Konzern. Ein Auftragseingang von 13,3 Mrd. Euro (plus zehn Prozent) bestätigt die gute Form. Wachstumstreiber waren erneut die Schwellenländer, die ihre Gesundheitsinfrastruktur und den Zugang zu moderner Medizintechnik für ihre wachsende Bevölkerung ausbauen. Gesundheitsreformen und Budgetbeschränkungen schmälern dagegen die Marktentwicklung in den Industrieländern. Aufgestellt sind die Siemens Healthineers in sechs Geschäftsfeldern und mit den deutschen Produktionsstandorten Erlangen, Forchheim, Rudolstadt, Kemnath und Marburg. Sie sollen den Kunden medizinische Geräte entlang der Behandlungskette bieten: von der Prävention und Früherkennung über die Diagnose bis zur Therapie und Nachsorge.

Großkunden in der Medizintechnik

Mit der Verselbstständigung des Medizinsektors hat Siemens auf den Umstand reagiert, dass die Grenzen zwischen reinen Technikausrüstern und Dienstleistern, zwischen Geräteherstellern und -nutzern verschwimmen. „Wir wollen damit effizienter auf Trends und die zu erwartenden Paradigmenwechsel in der Branche reagieren können“, so Siemens-Chef Joe Kaeser. Immer mehr Kliniken und Labore schließen sich – vor allem im wichtigen Markt USA – zu großen Netzwerken zusammen. Die daraus entstehenden Großkunden hätten andere Bedürfnisse und Möglichkeiten als ein einzelnes Krankenhaus auf dem Land, so Montag. Außerdem verlagere sich der Fokus vom Behandeln zum Vermeiden von Krankheiten und unnötigen Behandlungsschritten. Therapie, molekulare Diagnostik und Services werden daher zu wichtigen Wachstumsfeldern.

Die Digitalisierung eröffnet mit der Erhebung und der intelligenten Analyse von Daten neue Möglichkeiten für die Steuerung von Prozessen. Kaeser sieht Siemens insbesondere in den Biowissenschaften wie der Molekulardiagnostik weit vorne. Die Erlanger erwarten, dass diese Bereiche neben der traditionellen Gerätemedizin weiter an Bedeutung gewinnen und jährlich um zehn Prozent wachsen.

Riesige Datenmengen

Noch macht die Lieferung von Hardware wie Ultraschallgeräten, Computer- und Magnetresonanztomografen den Großteil des Geschäfts aus. Doch die Zukunft gehört langfristig Dienstleistungen wie Wartung, Beratung und Auswertung von Daten, die die Siemens-Großgeräte liefern. „In jeder Stunde kommen weltweit 200 000 Patienten mit medizinischen Siemens-Apparaten in Kontakt“, so Montag. Dabei entstehe eine Datenmenge, die anonymisiert dazu genutzt werden kann, Klinikbetreibern zu helfen, die Effizienz zu steigern, Kosten zu senken und medizinische Leistungen zu verbessern.

Die Umwandlung in eine GmbH hat auch Akquisitionen erleichtert, die die neuen Geschäftsfelder stärken sollen. So hat Siemens im vergangenen Mai mit der Übernahme der Neo New Oncology GmbH in Köln das Portfolio bei der Diagnostik erweitert. Das Unternehmen unterstützt Pathologen und Onkologen bei der Auswahl der richtigen Therapien für Krebspatienten – ein Feld, auf dem Siemens bisher nicht tätig war, so David Stein, Leiter Strategie und Innovation.

Welches Potenzial der Wandel des Gesundheitssektors bietet, zeigt ein Krankenhausprojekt bei Groningen in den Niederlanden für 110 Mio. Euro. Siemens ist dort vom Betreiber als Generalunternehmer engagiert worden und ist über die Lieferung der Gerä-te hinaus auch für Wartung, Gebäuderenovierung, Personalschulung und Finanzierung verantwortlich. Siemens folgt damit dem Mitbewerber Fresenius Medical Care, der sich vom reinen Hersteller von Dialyse-Geräten zum Komplettanbieter mit eigenen Kliniken entwickelt hat.

Autor/in: 

(ug.)

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 07|2016, Seite 76

 
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