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Neues Leitbild

Innovativer Weitblick

Die Europäische Metropolregion Nürnberg hat ihr Leitbild für nachhaltiges Wachstum und Beschäftigung (Leitbild WaBe) fortentwickelt und vier neue Aktionsfelder formuliert.

Die Europäische Metropolregion ist eine Erfolgsregion und ein Wachstumschampion in Deutschland“, so Dr. Olaf Arndt von der Prognos AG in Berlin. Der Vizedirektor des Forschungsinstituts, das die Fortentwicklung des Leitbildes inhaltlich begleitet hatte, untermauerte die wirtschaftliche Dynamik der Metropolregion in den letzten zehn Jahren mit konkreten Zahlen:

  • Wachstum des Bruttoinlandsprodukts um 25 Prozent (über dem deutschen und bayerischen Durchschnitt)
  • Rückgang der Arbeitslosenquote seit 2005: 57 Prozent
  • starkes Beschäftigungswachstum: 185 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mehr
  • überdurchschnittliche Zunahme der Beschäftigten in Forschung und Entwicklung
  • Zahl der Hochschulabsolventen fast verdoppelt

Eine Leitlinie und ein Kompass für die wirtschaftliche Entwicklung ist das „Leitbild für nachhaltiges Wachstum und Beschäftigung der Europäischen Metropolregion Nürnberg“ (Leitbild WaBe), das im Jahr 2010 verabschiedet worden war. Damals waren sieben Kompetenzfelder identifiziert worden, bei denen die Region großes Know-how und sehr gute Entwicklungschancen hat:

  • Verkehr und Logistik
  • Automotive
  • Information und Kommunikation
  • Medizin und Gesundheit
  • Energie und Umwelt
  • Neue Materialien
  • Automation und Produktionstechnik

Nun galt es, dieses Leitbild fortzuschreiben und an aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen anzupassen. Erarbeitet wurde das neue Leitbild WaBe in einem komplexen Prozess, der sich von Januar 2015 bis Juli 2016 erstreckte und in den Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft eingebunden waren. In dieser Zeit fanden zahlreiche Workshops und Experteninterviews statt, die Zwischenergebnisse wurden jeweils in den Gremien und Netzwerken der Metropolregion diskutiert. Die Fortentwicklung des Leitbildes war ein gemeinsames Projekt der Foren Wissenschaft sowie Wirtschaft und Infrastruktur der Metropolregion Nürnberg, die Federführung lag bei der IHK Nürnberg für Mittelfranken. Die Finanzierung übernahmen die IHKs Nürnberg, Bayreuth und Coburg. Unterzeichnet wurde das Leitbild schließlich am Rande des Wissenschaftstages der Metropolregion, der am 22. Juli 2016 in der Universität Bayreuth stattfand. Damit verpflichteten sich die Vertreter von Metropolregion, IHKs und Handwerkskammern, Gewerkschaften und Kompetenzinitiativen, aktiv an der Umsetzung des Leitbildes mitzuarbeiten.

Der Ratsvorsitzende der Metropolregion Nürnberg und Landrat im Nürnberger Land, Armin Kroder, bezeichnete das Leitbild als den wirtschaftlich-technologischen Kompass der Region. Es soll richtungsweisend für die strategische Entwicklung der Metropolregion Nürnberg in den nächsten Jahren sein und einen Orientierungsrahmen für künftige Investitionen, Förderprojekte und den Ausbau der Infrastruktur bieten. Bei der Überarbeitung waren sich alle Akteure einig, dass die sieben Kompetenzfelder weiter Bestand haben und in der Praxis sehr gut „funktionieren“. Dies zeige sich u. a. an der erfolgreichen Arbeit der sieben als Cluster organisierten Kompetenzinitiativen (CNA Center for Transportation and Logistics, OfraCar Automobilnetzwerk, NIK Nürnberger Initiative für die Kommunikationswirtschaft, Energieregion Nürnberg, Medical Valley EMN, Kinema Kompetenzinitiative Neue Materialen, Automation Valley Nordbayern). Es bestand aber auch Konsens, dass Megatrends (demografischer Wandel, Klimawandel, Globalisierung, Digitalisierung, Ressourcenknappheit usw.) eine stärkere Zusammenarbeit und Vernetzung über diese Kompetenzfelder hinaus verlangen.

Vier neue Aktionsfelder

Vier Aktionsfelder wurden im neuen Leitbild definiert, bei denen sich eine Zusammenarbeit verschiedener Wissenschaftsbereiche empfiehlt, um Lösungen für technologische und gesellschaftliche Zukunftsfragen zu entwickeln:

Digitale Gesundheitswirtschaft: Der demografische Wandel, die Sicherung der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum, die Zunahme von bestimmten Krankheiten (z. B. Diabetes, Krebs, Herzerkrankungen) und der Kostendruck im Gesundheitswesen machen neue Konzepte nötig. Verstärkt werden sollen deshalb Kooperationsprojekte auf Feldern wie bildgebende Diagnostik, Implantate und Orthesen, Telemedizin und Prävention.

Intelligente Mobilität: Elektromobilität, neue Antriebstechniken und Car-Sharing sind Beispiele für Trends, die ein neues Verständnis von Mobilität hervorbringen. Das Leitbild empfiehlt deshalb eine stärkere Zusammenarbeit bei Themen wie automatisiertes Fahren, hybride Antriebssysteme, umweltschonende Logistik, intelligente Netze und altersgerechte Mobilität.

Nachhaltige Energiesysteme: Klimawandel, Atomausstieg und Umbau des Energiesystems verlangen nach technologischen Innovationen, die aber nur von verschiedenen Disziplinen gemeinsam zu lösen sind (z. B. Elektrotechnik, Werkstoffwissenschaften, Informationstechnologie). Diese interdisziplinäre Herangehensweise ist auch notwendig, um systemische und organisatorische Fragen zu klären (u. a. Netzinfrastruktur, Energiespeicherung). Nur so können Energieerzeugung, alternative Antriebssysteme, Speichertechnologien, Energieverteilung usw. zu einem komplexen und funktionsfähigen System integriert werden.

Vernetzte Produktion: Der Begriff Industrie 4.0 steht für eine digitalisierte Produktion, in der alle Prozesse in der Wertschöpfungskette miteinander verknüpft sind. Klassische Produktionstechnik, Automatisierungstechnik und Informationstechnologie wachsen zusammen und ermöglichen hohe Effizienzsteigerungen. Die Metropolregion Nürnberg soll als Produktionsstandort gestärkt werden durch Projekte z. B. auf diesen Feldern: Mensch-Maschine-Kooperation, Robotik, Big Data, Internet der Dinge, additive Fertigung, intelligente Vernetzung sowie Inter- und Intralogistik.

Prof. Dr. Klaus L. Wübbenhorst, Wirtschaftsvorsitzender der Metropolregion, bezeichnete die Verabschiedung des gemeinsamen Leitbildes als „Meilenstein für die Entwicklung der Metropolregion“ und dankte allen Mitwirkenden für diese Gemeinschaftsleistung. Mit der Fortschreibung des Leitbildes schärfe die Metropolregion Nürnberg ihr Profil im In- und Ausland, so IHK-Hauptgeschäftsführer Markus Lötzsch. Es solle aber auch einen Beitrag dazu leisten, dass sich die Region ihrer eigenen Stärken bewusst werde. Die IHK werde sich intensiv für die praktische Umsetzung des Leitbildes engagieren. Geplant sei beispielsweise eine Präsentation des Leitbildes bei den relevanten Ministerien in München – auch im Hinblick auf mögliche Förderungen durch den Freistaat.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 09|2016, Seite 24

 
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