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IHK-Konjunkturklima Herbst 2016

Boom in Mittelfranken hält an

Laser Plasma Cutting Industrie Metallverarbeitung © cookelma - ThinkstockPhotos

Die Unternehmen der Region Nürnberg melden weiterhin gute Geschäfte und sehen zuversichtlich in die nächsten Monate.

Die positive wirtschaftliche Entwicklung in Mittelfranken setzt sich im Herbst fort. Mit einem Einbruch der Konjunktur ist auch in den nächsten Monaten nicht zu rechnen, so das Ergebnis des aktuellen Konjunkturklimas der IHK Nürnberg für Mittelfranken. Mehr als 90 Prozent der heimischen Unternehmen sind mit ihrer gegenwärtigen Geschäftslage zufrieden, fast die Hälfte meldet eine Verbesserung gegenüber dem soliden ersten Halbjahr 2016, nur acht Prozent sind unzufrieden. Zur guten Lagebeurteilung tragen alle Branchen bei. Der IHK-Umfrage zufolge ist es nach wie vor die solide Binnenkonjunktur, die den Unternehmen gute Geschäfte beschert. Hinzu kommen die positiven Impulse aus dem Auslandsgeschäft. Vor allem Nordamerika und die Euro-Zone sind wachsende Absatzmärkte für die mittelfränkische Wirtschaft.

Derzeit gibt es keine Anzeichen dafür, dass sich die gute Geschäftslage in den kommenden Monaten verschlechtern wird. Das aktuell gute Geschäftsniveau hält an, davon gehen die meisten Betriebe aus, die sich an der IHK-Konjunkturumfrage be-teiligt haben: 66 Prozent von ihnen erwarten konstant gute Geschäfte in den kommenden Monaten, mit einer Verbesserung rechnet ein Viertel, nur jeder zehnte mit einer Eintrübung.

Getragen wird der Aufschwung derzeit insbesondere von den mittelfränkischen Industriebetrieben, deren Geschäftslage sich gegenüber dem Frühjahr deutlich verbessert hat. Weiterhin sehr gute Geschäfte machen die Dienstleistungssektoren und die Bauwirtschaft. Die stabile Lohnentwicklung und die niedrigen Preissteigerungsraten lassen den privaten Konsum weiterhin expandieren. Aber auch die Konsumausgaben des Staates nehmen im Zusammenhang mit der Flüchtlingsmigration kräftig zu. Erfreulich: Aufgrund der guten Rahmenbedingungen wollen die Unternehmen mehrheitlich ihre Investitionsausgaben erhöhen. Ebenso positiv sehen die Beschäftigungspläne der mittelfränkischen Wirtschaft aus: Die Mehrheit der Betriebe will in den kommenden Monaten Personal einstellen.

Im Detail sieht das Konjunkturklima in den Wirtschaftszweigen wie folgt aus:

Industrie: Die mittelfränkische Industrie befand sich im gesamten Jahresverlauf auf einem stabilen Wachstumskurs, der aktuell nochmals deutlich an Schwung gewinnt. Über die Hälfte der heimischen Industriebetriebe meldet eine Verbesserung der Geschäftslage gegenüber dem Frühjahr, 40 Prozent sind aktuell zufrieden und nur sechs Prozent äußern sich gegenteilig – damit hat sich die Lage im Vergleich zur letzten Umfrage nochmals deutlich verbessert. Besonders positiv äußern sich die Hersteller von Vorleistungsgütern. Die Investitionsgüterindustrie ist offenbar noch in Warteposition, verspricht sich aber einen deutlichen Zuwachs in den kommenden Monaten. Die Industrieexporte haben sich zuletzt sehr positiv entwickelt und versprechen auch in den kommenden Monaten spürbare Impulse für die mittelfränkische Wirtschaft. Fast 40 Prozent gehen von einem steigenden Auftragsvolumen aus dem Ausland aus. Besonders aus Nordamerika melden die Industriebetriebe spürbare Impulse. In der Industrie steigen sowohl die Investitionsneigung als auch die Beschäftigungspläne deutlich.

Bauwirtschaft: Der gute Jahresverlauf für die mittelfränkische Bauwirtschaft setzt sich fort. 56 Prozent der Bauunternehmen berichten über eine Verbesserung der Geschäfte in den vergangenen Monaten, nur sechs Prozent über eine Verschlechterung. Besonders im öffentlichen Bau verzeichneten die Betriebe ein gestiegenes Auftragsvolumen. Etwas skeptischer ist der Blick nach vorne: Die Wintermonate stehen vor der Tür, saisonbedingt sinken deshalb die Erwartungen der Bauunternehmen. Dennoch: Die deutliche Mehrheit von 82 Prozent geht selbst im Winter von anhaltend guten Geschäften aus. Entsprechend sind die Planungen der Bauwirtschaft: Einstellungen sind vorerst nicht geplant, immerhin 78 Prozent der Baubetriebe möchten ihr Personal über die Wintermonate aber weiterbeschäftigen, weil der Fachkräftemangel im Baugewerbe saisonale Freistellungen kaum mehr zulässt.

Handel: Den Rekordwert der Lagebeurteilung, der im Frühjahr gemessen wurde, erreichen die mittelfränkischen Handelsbetriebe im Herbst nicht wieder. Aber es wird immerhin noch das gute Niveau des Vorjahres erreicht. Die geringe Sparneigung und die anhaltend gute Konsumlaune der Bundesbürger kommen nach wie vor bei den Händlern an. Über 40 Prozent der Betriebe melden erneut eine verbesserte Geschäftslage, 14 Prozent sind unzufrieden. Allerdings sind die Erwartungen für die nächsten Monate unter dem Strich erstmals wieder im negativen Bereich. Hintergrund: Lediglich die Handelsvertretungen sehen auch in den Wintermonaten überwiegend gute Geschäfte auf sich zukommen, bei Groß- und Einzelhandel mehrt sich die Skepsis. Aktuelle Problemlagen wie Terrorgefahr, Brexit oder Uneinigkeit in der EU werden von den Handelsbetrieben derzeit als besonders risikoreich bewertet. Trotz dieser Bedenken steigen aber die Beschäftigungspläne der mittelfränkischen Händler.

Unternehmensnahe Dienstleistungen: Die unternehmensnahen Dienstleister in Mittelfranken bleiben zufrieden. 47 Prozent von melden eine verbesserte Geschäftslage, ebenso viele berichten von anhaltend guten Geschäften, nur sechs Prozent sind unzufrieden. Besonders positiv beurteilen die IT-Dienstleister die aktuelle Lage, hier berichten 70 Prozent von gestiegenen Geschäften und es gibt keinen Betrieb, der eine Verschlechterung verzeichnet. Angesichts der guten Entwicklung der anderen Wirtschaftsbranchen werden beratende und unternehmensbezogene Dienstleistungen insgesamt rege nachgefragt. Mit Zuversicht blicken die Unternehmen auch auf die kommenden zwölf Monate: Ein Drittel der mittelfränkischen Dienstleister rechnet mit einer Geschäftsbelebung, nur 14 Prozent erwarten eine Eintrübung. Die Dienstleister nutzen dieses gute wirtschaftliche Umfeld und schrauben ihre Investitions- und Beschäftigungspläne deutlich nach oben.

Verbrauchernahe Dienstleistungen: Die verbrauchernahen Dienstleistungen bewerten ihre Geschäftslage besser als im gesamten Jahresverlauf. Über die Hälfte der Unternehmen berichtet von einer Verbesserung der Geschäfte, eine Verschlechterung melden gerade einmal neun Prozent der Betriebe, die an der IHK-Konjunkturumfrage teilnahmen. Positive Meldungen kommen derzeit besonders von den mittelfränkischen Hotels und Gaststätten. Wie der Einzelhandel und das Baugewerbe profitiert die Branche von der hohen Ausgabenfreude der privaten Haushalte. Auch für die kommenden Monate erwartet die Branche gute Umsätze. Die Investitionsneigung geht zwar etwas zurück, bleibt aber hoch. Die Dienstleister planen dabei überwiegend, ihre Angebote durch innovative Produkte und Konzepte attraktiver zu machen. Zudem wollen die Dienstleister neue Stellen schaffen.

Investitionen und Beschäftigung

Die Investitionsabsichten der mittelfränkischen Unternehmen bleiben positiv: Ein Drittel der befragten Betriebe hat eine Ausweitung der Investitionsausgaben fest im Blick, elf Prozent wollen weniger ausgeben und nur zwölf Prozent planen keine Investitionen. Die umfangreichsten Investitionspläne haben die Industriebetriebe, die vor allem Geld für Ersatzbeschaffungen sowie für Produkt- und Verfahrensinnovationen aufwenden wollen. Ein Ende der positiven Entwicklung am Arbeitsmarkt ist nicht in Sicht. 19 Prozent der Betriebe erwarten, dass ihr Personalbedarf in den kommenden Monaten steigen wird; nur acht Prozent gehen von einem Rückgang der Beschäftigung aus. Recht expansiv planen Industrie und Dienstleistungsbetriebe. Mit Blick auf den guten Arbeitsmarkt und die geringe Verfügbarkeit an Fachkräften könnte es hier schnell eng werden. Denn der Fachkräftemangel wird für die Betriebe zunehmend zum Konjunkturrisiko, über die Hälfte aller Befragten sieht darin eine Gefahr für die regionale Wirtschaft.

Die Wirtschaftsregion Nürnberg verzeichnet in den vergangenen Jahren eine recht stabile wirtschaftliche Entwicklung. Und es spricht einiges dafür, dass dies so bleibt: Die Geschäftslage der Betriebe wird weiterhin von einer starken Inlandsnachfrage getragen, die stabile Lohnentwicklung und die niedrigen Preissteigerungsraten lassen den privaten Konsum expandieren. Aber auch die Konsumausgaben des Staates nehmen im Zusammenhang mit der Flüchtlingsmigration kräftig zu. Gleichzeitig rechnet die Mehrheit der Unternehmen mit zusätzlichen Impulsen durch das Exportgeschäft. Aufgrund der guten Rahmenbedingungen wollen die Unternehmen ihre Investitionsausgaben erhöhen und Personal einstellen.

Alles gute Voraussetzungen, doch die Unternehmen benennen in der IHK-Umfrage auch die Risiken: Der Fachkräftemangel wird für die Betriebe zunehmend zum Problem, über die Hälfte der mittelfränkischen Unternehmen sieht darin eine Gefahr für die Geschäftsentwicklung. Rund ein Drittel berichtet, offene Stellen derzeit nicht besetzen zu können. Neben dem Fachkräftemangel bereiten der regionalen Wirtschaft die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen Sorge, insbesondere die Bürokratie und die Krise der Europäischen Union.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 11|2016, Seite 22

 
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