Starthilfe für Investoren

Wir haben uns von Anfang an willkommen und gut aufgenommen gefühlt.“ Mit diesem Satz hat sich ein japanischer Unternehmer, der in Mittelfranken Fuß fassen wollte, von Günter Meier verabschiedet. Für den Geschäftsführer des Nürnberg Fürth for Excellence (NFFX) – Business Support Center ist so ein Lob die schönste Form der Anerkennung: „Dann haben wir unsere Arbeit richtig gemacht.“ Das Center wurde 2010 gegründet, um die Standorte Nürnberg und Fürth für internationale Investoren attraktiver zu machen und um ihnen den Markteintritt zu erleichtern.

Gefördert wurde das Projekt mit Mitteln aus dem „Strukturprogramm Nürnberg-Fürth“, das der Freistaat Bayern seinerzeit aufgelegt hatte, um die Folgen des Quelle-Konkurses für die Region abzufedern. Ein Drittel der Gesamtprojektkosten in Höhe von 1,4 Mio. Euro tragen die Städte Nürnberg und Fürth. Die Adresse des NFFX – Business Support Center hat durchaus Symbolcharakter für die interkommunale Zusammenarbeit, denn es hat seinen Sitz in der Fürther Straße, traditionell die Verbindungsachse zwischen den beiden Städten. Die IHK Nürnberg für Mittelfranken und Invest in Bavaria, die Ansiedlungsagentur des Freistaats Bayern, sind Kooperationspartner.

Büro und Serviceleistungen

Unternehmen aus dem Ausland, die eine Ansiedlung im Raum Nürnberg-Fürth erwägen, will das NFFX den Start erleichtern. Das „Welcome Package“ umfasst für sechs Monate ein kostenloses Büro inklusive Serviceleistungen wie beispielsweise Sekretariat sowie eine Erstberatung im Kontext Firmengründung. „Wir sind die Kümmerer“, fasst Meier sein Rollenverständnis zusammen. „Wir unterstützen Unternehmer von der Kontoeröffnung über die Aufenthaltsgenehmigung bis zur Wahl der Schule für die Kinder. Unsere Klienten wissen zu schätzen, dass wir ihnen Angebote machen, aber nichts aufzwängen.“ Wenn gewünscht, nenne das Center auch Anwaltskanzleien, die auf Gesellschaftsrecht spezialisiert sind und bei denen Juristen mit Sprachkenntnissen etwa in Russisch, Türkisch oder Chinesisch arbeiten. Es bleibe aber ganz dem Auftraggeber überlassen, welche Dienstleistungen er tatsächlich in Anspruch nehmen will.

Für die Region sei das Engagement ausländischer Unternehmen grundsätzlich eine Win-win-Situation, betont Marco von Dobschütz-Dietl, der im Nürnberger Wirtschaftsreferat das Thema internationale Investitionen betreut: „Der Großraum Nürnberg profitiert von der Verflechtung mit der internationalen Wirtschaft.“ Um Mitnahmeeffekte zu vermeiden, haben Unternehmen bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen, wenn sie den Service des NFFX – Business Support Center in Anspruch nehmen wollen: Das Unternehmen muss in seinem Heimatmarkt etabliert sein und darf bislang keinen Sitz bzw. keine Niederlassung in Deutschland haben. Außerdem wird ein detaillierter Businessplan darüber verlangt, wie die Geschäftstätigkeit vor Ort aufgebaut werden soll.

Die Zielgruppe seien in erster Linie Mittelständler, denn Konzerne seien nicht auf die Dienstleistungen angewiesen, erklärt Meier. Der Fokus liege auf der Ansiedlung von Unternehmen aus den Branchen, die das Kompetenzprofil der Region schärfen: Automation/Mechatronik, Logistik, Medizintechnik und Energietechnik, Neue Materialien und Automotive. Der Großteil der Anfragen kommt von Interessenten aus Europa und Asien, insbesondere aus China und Japan.

Initiative der IHK

In Japan fand übrigens auch der Prolog zur Gründung des NFFX – Business Support Center statt: Das japanische Wirtschaftsministerium hatte zu einem Seminar über interkulturelle Kompetenz eingeladen, bei dem auch die Business Support Center in Tokio und Osaka vorgestellt wurden. Armin Siegert, Leiter des Geschäftsbereichs International der IHK Nürnberg für Mittelfranken, gehörte damals zur Reisegruppe. Er war von der Idee begeistert und brachte sie mit nach Franken.

Dieses Konzept hat sich bewährt: Seit 2011 gingen bei Günter Meier rund 120 seriöse Anfragen ein, davon erhielten 33 eine Förderung. Im April hat das Bayerische Wirtschaftsministerium die finanzielle Unterstützung für das Nürnberg-Fürther Business Support Center bis 2020 verlängert. Armin Siegert und Günter Meier rechnen damit, dass das Interesse aus dem Ausland zunehmen wird, denn durch „Mundpropaganda“ steigt der Bekanntheitsgrad. Viele Kontakte werden beispielsweise über das Netzwerk von Invest in Bavaria oder auf Messen geknüpft. „Auf der Fachmesse für Medizintechnik in Miami kam jemand auf mich zu, der in Bayern investieren wollte. Ich habe ihm dann gleich empfohlen, sich an das NFFX – Business Support Center zu wenden“, erzählt Siegert. Der US-Unternehmer hat diesen Rat befolgt und inzwischen einen Termin mit Günter Meier vereinbart.

Manchmal vergeht allerdings wesentlich mehr Zeit zwischen dem ersten Kontakt und konkreten Gesprächen. Außerdem kommen Klienten in ganz unterschiedlichen Phasen der Vorbereitung, so die Erfahrung: Die einen sondieren und haben noch sehr vage Vorstellungen, wie der Schritt auf den deutschen Markt aussehen könnte. Andere haben bereits recherchiert und ziemlich konkrete Anliegen bzw. Fragen. Bisweilen braucht Günter Meier auch einen langen Atem, wenn Monate vergehen, ehe Klienten nach den ersten Gesprächen wieder von sich hören lassen: „Ein indisches Unternehmen hatte sich über ein halbes Jahr nicht mehr gemeldet. Dann kam der Anruf, wir sollen den Gründungsvertrag für die deutsche Tochtergesellschaft fertigmachen.“

Viele Beratungsgespräche in den Räumen des NFFX – Business Support Center beginnen mit der Frage „Kann ich von Nürnberg aus Geschäfte machen?“. Die meisten Klienten kennen in Deutschland eher die Ballungsräume Frankfurt oder München. Wenn ihnen Meier dann das Profil der Region Nürnberg vorstellt, seien seine Gesprächspartner begeistert: „Besonders angetan sind sie in der Regel von der idealen Verkehrsanbindung, vom attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis und vom Qualifikationsniveau der Beschäftigten.“