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Editorial

Wer gegen wen?

Weihnachtszeit ist die Zeit des kultivierten menschlichen Miteinanders, oder etwa nicht? Wenn man allerdings den Blick auf diverse Hasswellen wirft, die durch „soziale“ Medien und so manchen Politikermund rollen, kommt man im Advent 2016 nur bedingt zu diesem Eindruck.

Im Gegenteil, es ist offenbar Hochsaison der Konfrontationskünstler, das für viele Menschen angesagte Gesellschaftsmodell scheint zu lauten: „Wir gegen die anderen.“ Wie kommt das? Soziologen verweisen gerne auf wachsende Ängste in Teilen der Bevölkerung. Angst vor Globalisierung, Angst vor Digitalisierung, Angst vor Migration und Überfremdung – am ausgeprägtesten wohl bei denjenigen, die mit der jeweiligen Bedrohung noch gar nicht in Berührung kamen.

Ich glaube, es steckt mehr dahinter. Wir leben nun mal in einer Welt des Wettbewerbs und nach wie vor pflegen viele Menschen das Bewusstsein, dass man nur gewinnt, wenn man andere besiegt. Das mag in einigen Sportarten durchaus so sein und könnte erklären, warum manche Fußballfans mehr Energie auf die Beschimpfung des Gegners, als auf die Stärkung der eigenen Mannschaft verwenden.

Auch Wirtschaft ist Mannschaftssport im Wettbewerb, aber die Verhältnisse haben sich spätestens im Zuge von globaler Vernetzung und Komplexität verändert. Niemand weiß mehr so genau, in welcher Liga der heutige Gegner schon morgen spielt – Offenheit und Kooperationsqualität werden mehr und mehr zu Erfolgsfaktoren. Achtung und Respekt vor dem anderen sind längst ein probates Mittel im unternehmerischen Alltag – warum nicht auch in unserem gesellschaftlichen Miteinander?

Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien besinnliche Festtage!

Autor/in: 

IHK-Präsident
Dirk von Vopelius

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2016, Seite 3

 
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