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Mekra Lang

Hidden Champion lässt Konkurrenz im Rückspiegel

Lenken gemeinsam die Firmengeschicke: Susanne Lang, Enkelin des Firmengründers, und ihr Ehemann Dr. Werner Lang.

Das Familienunternehmen produziert pro Jahr mehr als acht Mio. Außenspiegel für Nutzfahrzeuge.

Die westmittelfränkische Gemeinde Ergersheim ist nicht nur fränkischer Weinort, in dem kleinen Ort sitzt auch ein Hidden Champion der Automobilindustrie: Das Familienunternehmen Mekra Lang GmbH & Co. KG, Hersteller von Spiegel- und Kamerasystemen für Nutzfahrzeuge. Von den weltweit über 2 500 Beschäftigten der Unternehmensgruppe arbeiten rund 1 000 im Mekra-Stammwerk in der kleinen Gemeinde, weitere 160 sind ebenfalls vor Ort bei der Tochter Lang Technics beschäftigt.

Die Lang-Unternehmensgruppe hat sich als führender Hersteller für Systeme etabliert, die bei Lkw, Bussen, Baumaschinen oder Sonderfahrzeugen für Rundumsicht sorgen. Im Hinblick auf Aerodynamik und Design optimiert, weisen sie zahlreiche Besonderheiten in der Konstruktion auf: Für Lkw gibt es beispielsweise Spiegel mit integrierten Park-Pilot-Systemen. Sie unterstützen den Fahrer mit LEDs beim Einparken oder Rückwärtsfahren. Auch Warnsysteme werden mit den Spiegeln kombiniert: Ein Symbol leuchtet im Spiegelglas auf, wenn sich jemand dem Fahrzeug im toten Winkel nähert. Die von Mekra Lang entwickelten Kameras sorgen zudem für bessere Sicht direkt vor oder hinter dem Fahrzeug. Durch objekttreue und verzerrungsfreie Bildwiedergabe unterstützen sie den Fahrer beim Einschätzen von Abständen und Gefahrensituationen. Die Displays arbeiten automatisch und sind auch bei direkt einstrahlendem Licht gut zu sehen.

Mekra Langs Führungsspitze möchte durch echte Innovation eine führende Rolle in ihrem Segment spielen. Geschäftsführende Gesellschafterin und Enkelin des Firmengründers, Susanne Lang, betreibt eine darauf ausgerichtete Personalpolitik: „Mittlerweile werden über 200 Entwickler beschäftigt“, berichtet sie. Diese arbeiten etwa daran, die Aerodynamik weiter zu verbessern und damit Kraftstoff einzusparen, die Konstruktion bestimmter Basis- und Design-Bauteile zu optimieren oder neue zu entwerfen. Die Entwickler konzipierten beispielsweise ein Objektiv mit großem horizontalen Blickwinkel für Frontsicht-Kamerasysteme. Es erhielt als erste Lösung dieser Art die TÜV-Freigabe und die Zertifizierung nach der ISO-Norm 16505 („Ergonomic and Performance Aspects of Camera-Monitor Systems“).

„Wir bereiten uns auf die autonom fahrende Welt vor“, ergänzt Ehemann und Geschäftsführer Dr. Werner Lang. Deshalb wurde in den letzten drei Jahren die Zahl der Entwickler im Bereich der sogenannten Spiegelersatzsysteme auf über 120 Spezialisten fast verdreifacht. Alleine ein Drittel von ihnen programmiert die entsprechende Software. Außerdem konstruieren sie einen Spiegel, der die Sichtfelder für den Fahrer dreidimensional berechnet.

Eine bewegte Geschichte

Die Unternehmensgeschichte nahm 1932 ihren Anfang, als die Firmengründer Hans und Frieda Lang in Fürth heirateten und am selben Tag ihr Geschäft anmeldeten. Damit war der Grundstein der heutigen Firmengruppe gelegt. Da sich Techniker Hans Lang später weigerte, in die NSDAP einzutreten und stattdessen immer nur in den Fürther Stadtfarben grün-weiß beflaggte, wurde er früh zum Militär einberufen. Ehefrau Frieda führte mit kaufmännischem Geschick die Geschäfte weiter, bis sie bei einem Luftangriff ihr Augenlicht verlor. Nach Kriegsende bauten die Gründer ihr Geschäft wieder auf, zunächst mit dem Einglasen von Fenstern, später mit Hand-, Kosmetik und Rasierspiegel. 1954 trat ihr Sohn Heinrich Lang nach seiner Schullaufbahn in die Firma ein und war an der Entwicklung von zwei automatischen Schleifmaschinen beteiligt, die die Produktion von täglich bis zu 40 000 Doppelspiegeln für Damenhandtaschen möglich machten. Außerdem begann zu dieser Zeit die Fertigung von Gläsern für Autorückspiegel, bevor Ende der 1960 Jahre die Kunststoffspritzerei hinzu kam. Durch den Erfolg der Produkte geriet die Produktion an ihre Kapazitätsgrenzen und so wurde 1978 der Standort in Ergersheim gegründet. Mit der Übernahme des Nürnberger Traditionsunternehmens Metallwaren Krause war schließlich auch der heutige Firmenname geboren: Mekra Lang – die Anfangsbuchstaben kombiniert mit dem Familiennamen. In den 1980er Jahren kamen dann die ersten eigenen Autorückblickspiegelsysteme auf den Markt, in den 1990er Jahren setzte die Internationalisierung des Unternehmens ein.

Beruf und Familie

Susanne Lang ist seit dem Jahr 2000 in der Geschäftsführung, half aber schon als Kind beim Verpacken in der Spiegelfabrik mit. Ein für sie besonders wichtiges Thema, das Sie mit großem persönlichen Einsatz verfolgt, ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Als Mutter initiierte sie zunächst eine Kinderbetreuung an einem schulfreien Buß- und Bettag. Da entsprechende Angebote vor Ort fehlten, gründete sie mit dem Frieda Lang Haus für Kinder einen Kindergarten und zusätzlich eine Montessori-Grundschule in Ergersheim. Für eine bessere Erreichbarkeit des Standorts wird mittlerweile sogar eine betriebseigene Buslinie unterhalten. Für dieses Engagement wurde das Unternehmen mehrfach ausgezeichnet.

Frauenquoten oder Equal Pay sind für Susanne Lang kein Thema, denn schon die Großeltern seien „gleichberechtigte Partner“ gewesen. Lang hat dieses Grundverständnis fest in der Firmenkultur verankert. Dazu zählt u. a., dass Führungspositionen auch in Teilzeit wahrgenommen werden können. Im letzten Jahr kletterte der Umsatz des Systemlieferanten zweistellig auf gut 330 Mio. Euro. In diesem Jahr wird ein Zuwachs über der Branchenentwicklung angestrebt.

Autor/in: 

(tt.)

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 09|2017, Seite 52

 
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