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IHK-Konjunkturklima

Noch eine Schippe draufgelegt

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Die Auftragsbücher sind voll und die Aussichten für 2018 bestens: Die Wirtschaft in Mittelfranken startet auf Hochtouren in das neue Jahr.

Was gab es seit dem Boomjahr 1991 nicht mehr bei der IHK-Konjunkturumfrage: 60 Prozent der befragten Unternehmen beurteilen die gegenwärtige Geschäftslage als gut, nur etwa jeder zwanzigste Betrieb als schlecht. Damit erreicht der Saldo aus positiven und negativen Meldungen den höchsten Wert seit mehr als einem Vierteljahrhundert. Und ein Ende des Aufschwungs ist nicht in Sicht: Ein Drittel der Betriebe rechnet mit einer weiteren Verbesserung der Geschäfte in den kommenden Monaten. Diese positive Einschätzung der Wirtschaft zu Jahresbeginn gilt branchenübergreifend. Der IHK-Konjunkturklimaindex, der die aktuellen Lageurteile und die Geschäftserwartungen zusammenfasst, steigt um sieben Punkte und erreicht mit aktuell 138 Punkten einen Rekordwert. „Die mittelfränkische Wirtschaft hat noch eine Schippe draufgelegt und übertrifft nochmals die hervorragenden Ergebnisse unserer letzten Konjunkturumfragen“, so IHK-Präsident Dirk von Vopelius.

Dynamik im In- und Ausland

Basis der guten Konjunktur in Mittelfranken ist die positive Entwicklung der Auftragsvolumina im In- und Ausland: Für den Binnenmarkt berichten rund 42 Prozent der Betriebe von gestiegenen Umsätzen, für das internationale Geschäft melden dies sogar 46 Prozent. Vor diesem Hintergrund bleiben auch die Investitions- und Beschäftigungsabsichten hoch. Während die Unternehmen vermehrt investieren, um Kapazitäten zu erweitern, bremst der Mangel an qualifiziertem Personal die Betriebe zunehmend aus. Für sechs von zehn Unternehmen bildet der Fachkräftemangel das größte Konjunkturrisiko.

Konjunkturklima nach Wirtschaftszweigen

Industrie: Die mittelfränkische Industrie hat noch einmal deutlich an Schwung gewonnen, die Nachfrage nach ihren Erzeugnissen ist erfreulich hoch. Im Saldo hat sich die Geschäftslage der Industrieunternehmen gegenüber dem Jahreswechsel um weitere vier Punkte verbessert, sie liegt aktuell bei einem Wert von plus 58 Punkten. Zufrieden mit ihren aktuellen Geschäften zeigen sich 96 Prozent der Unternehmen, wobei die Dynamik in der Vorleistungsgüterindustrie besonders stark ist.

Die Industriebetriebe profitieren insgesamt von gestiegenen Auftragseingängen – und zwar gleichermaßen aus dem In- und Ausland. Im Ausland zeigen sich die EU und Nordamerika derzeit als attraktive Märkte, starke Impulse kommen weiterhin aus China und dem Asien-Pazifik-Raum. Angesichts des hohen Auftragsbestandes wird von einer guten Kapazitätsauslastung berichtet, über 90 Prozent der Betriebe zeigen sich hier zufrieden. Der Blick der mittelfränkischen Industrie in die Zukunft bleibt positiv: Rund 60 Prozent erwarten anhaltend gute Geschäfte, weitere 30 Prozent gehen von einem weiteren Anstieg des Auftragsvolumens aus. Entsprechend hoch sind die Beschäftigungs- und Investitionspläne der mittelfränkischen Industrie.

Bauwirtschaft: Die hervorragende Konjunktur im Baugewerbe setzt sich fort. Trotz des Winters freuen sich 79 Prozent der mittelfränkischen Bauunternehmen über eine verbesserte Geschäftslage, keines meldet eine Verschlechterung – ein bemerkenswertes Ergebnis angesichts der Saisonabhängigkeit der Bauwirtschaft. Mit einem Saldo von plus 79 Punkten weist der IHK-Index die bislang beste Lageeinschätzung in einer Wintersaison aus. Bei rund 40 Prozent der Unternehmen ist der aktuelle Auftragsbestand größer als saisonüblich, 70 Prozent der Bauunternehmen melden Vollauslastung. Nach wie vor profitiert die Bauwirtschaft von niedrigen Zinsen und steigenden Einkommen in der Region, hinzu kommen Ausgabenspielräume des Staates durch hohe Steuereinnahmen. Nach wie vor kommen aus dem Wohnungsbau die größten Zuwächse der Branche: Ein Drittel der Betriebe meldet hier ein gestiegenes Volumen. Der Ausblick in die kommenden Monate ist saisonüblich positiv: Mit einem Saldo von plus 15 Punkten erwarten die Bauunternehmen für das nächste Halbjahr eine weitere Ausweitung der Bautätigkeit. Zur Bewältigung ihrer Aufträge plant ein Fünftel der Baubetriebe, ihre Beschäftigtenzahl zu erhöhen. Bei den Investitionsplänen der Branche gibt es aktuell keine Veränderung gegenüber dem Vorjahr.

Handel: So zufrieden wie zurzeit zeigte sich der Handel seit über zehn Jahren nicht mehr. Zum Jahreswechsel bewerten 52 Prozent der Unternehmen ihre Lage als gut, weitere 44 Prozent sind zufrieden, nur drei Prozent unzufrieden. Der Saldo liegt bei plus 49 und damit fünf Punkte über dem der Vorbefragung und deutliche 20 Punkte über dem Saldo des Vorjahres. Der Aufschwung im In- und Ausland hat den mittelfränkischen Handelsbetrieben im vergangenen Jahr eine sehr gute Saison beschert. Dies werde sich auch 2018 fortsetzen, erklärte die breite Mehrheit der Branche bei der IHK-Erhebung. Dabei erwarten die Einzelhändler weniger Dynamik als der Großhandel und die Handelsvertretungen. Die Beschäftigungspläne folgen dieser positiven Markteinschätzung, die Branche hat weiterhin hohen Personalbedarf. Die Investitionstätigkeit bleibt auf hohem Niveau.

Unternehmensnahe Dienstleistungen: Höchst zufrieden zeigten sich bei der Umfrage auch die unternehmensnahen Dienstleister in Mittelfranken. 62 Prozent von ihnen melden eine verbesserte Geschäftslage, weitere 36 Prozent berichten von anhaltend guten Geschäften, nur zwei Prozent verzeichnen einen Rückgang. Damit liegt der Saldo der Lageeinschätzung mit plus 60 um deutliche 13 Punkte über dem Ergebnis der Vorbefragung und damit auf Spitzenniveau. Besonders zufrieden zeigt sich innerhalb des Dienstleistungsgewerbes die Speditionswirtschaft, hier liegt der Saldo bei plus 69 und damit neun Punkte über dem Branchenschnitt. Für die kommenden Monate erwarten die Betriebe der unternehmensnahen Dienstleister eine weitere deutliche Expansion. Neben den Spediteuren gehen insbesondere die Betriebe der Informations- und Kommunikationswirtschaft (IuK) davon aus, dass die Geschäfte weiter anziehen. Insgesamt schrauben die Dienstleister ihre Beschäftigungs- und Investitionspläne hoch.

Verbrauchernahe Dienstleistungen: Nochmals besser als im vergangenen Jahr wird die Geschäftslage auch von den verbrauchernahen Dienstleistungen bewertet. 60 Prozent der Unternehmen berichten von einer Verbesserung der Geschäfte, eine gegenteilige Entwicklung meldet nur jeder zehnte Betrieb. Damit steigt der Saldo um vier Punkte auf einen Spitzenwert von plus 51 an. Dass auch in den kommenden Monaten gute Umsätze gemacht werden, davon geht die Branche aus: 60 Prozent der verbrauchernahen Dienstleister prognostizieren konstant gute Geschäfte, 32 Prozent erwarten Zuwächse und nur neun Prozent Rückgänge. Angesichts der guten Aussichten sind die verbrauchernahen Dienstleister weiterhin investitionsfreudig. Mit Einstellungen beim Personal rechnet die Branche nach wie vor nicht, denn es ist derzeit für die verbrauchernahen Dienstleister besonders schwer, qualifizierte Mitarbeiter zu finden.

Ausblick 2018

Die deutsche Wirtschaft bleibt auf Wachstumskurs: Das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) war nach ersten Berechnungen des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2017 um 2,2 Prozent höher als im Vorjahr. Das war das achte Jahr in Folge mit Wirtschaftswachstum. Im Vergleich zu den Vorjahren konnte das Tempo nochmals erhöht werden. Für das Jahr 2018 sagen renommierte Forschungsinstitute der deutschen Wirtschaft das stärkste Wachstum seit 2011 voraus, die Prognosen liegen derzeit zwischen 2,3 und 2,6 Prozent. Was kann diese Hochkonjunktur gefährden? Die politische Unsicherheit durch das Ergebnis der Bundestagswahl macht den Unternehmen bisher keine allzu großen Sorgen. Es werden keine schwerwiegenden Veränderungen für die Wirtschaft erwartet – das bedeutet erst einmal Planungssicherheit für die Unternehmen und keine zusätzlichen Belastungen in einer wirtschaftlich wichtigen Phase. Mittelfristig wird allerdings eine handlungsfähige und entscheidungswillige Regierung benötigt. Und diese müsse sich dann vor allem dem Themenfeld Qualifizierung und Fachkräftesicherung widmen, so die von der IHK befragten Betriebe. Denn der Fachkräftemangel ist derzeit das mit Abstand größte Risiko der wirtschaftlichen Entwicklung der mittelfränkischen Unternehmen.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2018, Seite 21

 
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