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Qualifizierung von Flüchtlingen

Schrittweise zum Ziel

IMG_6982 © IHK

Auf dem Weg zum Industriemechaniker: Bei einer Feierstunde nahmen die Teilnehmer die Zertifikate entgegen.

Wichtige Etappe auf dem Weg in die Berufswelt: Flüchtlinge ohne Berufsabschluss haben eine Teilqualifizierung absolviert.

Ohne Ausbildung fällt der Einstieg in das Berufsleben besonders schwer. Teilqualifizierungen bieten die Möglichkeit, Schritt für Schritt doch noch zu einem Abschluss zu gelangen. Sie richten sich an Erwachsene über 25 Jahre, die keinen Berufsabschluss haben und aufgrund ihrer persönlichen Situation keine klassische Ausbildung oder Umschulung mehr absolvieren können. Nun haben in Mittelfranken erstmals Geflüchtete eine solche Teilqualifizierung abgeschlossen und damit den ersten Schritt für einen späteren Abschluss als Industriemechaniker absolviert.

Das Prinzip der Teilqualifizierungen ist einfach: Die gängigen Ausbildungsordnungen werden in kürzere, überschaubare Qualifikationseinheiten unterteilt. Damit können die Teilnehmer, die meist über die Arbeitsagentur oder das Jobcenter kommen, nach und nach Teile eines Ausbildungsberufes absolvieren, um im besten Fall am Ende einen vollwertigen Abschluss zu erreichen. Eine Teileinheit erstreckt sich in der Regel über sechs Monate, etwa zwei Drittel davon werden bei einem Bildungsträger absolviert, der andere Teil als Praktikum in einem Betrieb. Dort können sich die Teilnehmer und die Unternehmen ohne weitreichende Verpflichtungen kennenlernen. Im Idealfall wird der Praktikant vom Unternehmen übernommen. Abgeschlossen werden die einzelnen Teilqualifizierungen jeweils mit einer sogenannten Kompetenzfeststellung durch die IHK. Wer alle Einheiten erfolgreich durchlaufen hat, kann als externer Prüfungsteilnehmer zur IHK-Abschlussprüfung antreten und damit einen Abschluss im Vollberuf erreichen.

Intensivkurs Deutsch inklusive

An der nun beendeten Teilqualifizierung – der ersten von insgesamt sieben Teilen, die zum Abschluss Industriemechaniker führen – haben neun anerkannte Flüchtlinge im Alter zwischen 25 und 45 Jahren teilgenommen. Sie kommen aus verschiedenen Ländern und wurden über das Jobcenter auf diese Möglichkeit hingewiesen. Zunächst wurde ein drei Monate dauernder Intensivkurs Deutsch vorgeschaltet, an den sich dann die eigentliche sechsmonatige Teilqualifizierung anschloss.

Durchgeführt wurde die Maßnahme bei der Co-Check GmbH – einer Tochtergesellschaft der Add-on Personal & Lösungen GmbH in Nürnberg, die wiederum Kontakte zu Praktikumsbetrieben herstellte. Einer der Betriebe war die H. u. E. Büschel GmbH in Schwaig. Personalmanagerin Sabine Beringer begründete das Engagement ihres Unternehmens folgendermaßen: „Für uns als Arbeitgeber sind Teilqualifikationen die optimale Möglichkeit, künftige Mitarbeiter kennenzulernen. Wir übernehmen drei der Teilnehmer bis August im Rahmen der Arbeitnehmerüberlassung. Ab September können sie dann bei uns als Azubis zum Maschinen- und Anlagenführer direkt ins zweite Ausbildungsjahr einsteigen.“

Der 40-jährige Reza Moazen Tabrizi zeigte sich begeistert von der Möglichkeit der Teilqualifizierung. Der gebürtige Iraner kam erst im August 2015 nach Deutschland und hatte bereits in seiner Heimat als Industriemechaniker gearbeitet. Dort dauert die Ausbildung allerdings nur sechs Monate, in Deutschland beträgt die reguläre Ausbildungszeit von Industriemechanikern dagegen dreieinhalb Jahre. Während seines Praktikums bei der Eugen Wexler GmbH & Co. KG (EuWe) in Lauf konnte er nun viele neue Erfahrungen sammeln. „Die Leute waren sehr nett und haben mir sehr geholfen“, so Tabrizi. Vor Kurzem erhielten die Absolventen der Teilqualifizierung ihre Zertifikate in den Räumen von Co-Check. Auch Vertreter der Jobcenter und der Praktikumsbetriebe nahmen an der Feierstunde teil. Co-Check-Geschäftsführer Richard Hofmann lobte das Engagement, den Lernwillen und die Einsatzbereitschaft der Teilnehmer. So sei ein Teilnehmer täglich mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Pommelsbrunn in den Nürnberger Westen gekommen.

Drei weitere Teilqualifizierungen zum Industriemechaniker für Geflüchtete laufen derzeit noch bei Add-on. Danach kann es mit Folgemodulen weitergehen, in die auch Teilnehmer neu einsteigen können, die bereits Vorkenntnisse wie etwa eine langjährige Berufserfahrung mitbringen. Der Einstieg in ein Folgemodul kommt auch für Teilnehmer in Frage, die in der Vergangenheit bereits eine einschlägige Berufsausbildung begonnen, aber nicht abgeschlossen haben.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2018, Seite 24

 
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