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Skonto

Schnell zahlen lohnt sich

Viele Unternehmen nutzen ein angebotenes Skonto nicht aus, sondern zahlen lieber so spät wie möglich. Eine teure Entscheidung.

Stellen Sie sich vor, Ihre Hausbank würde Ihnen einen kurzfristigen Kredit mit einem Zinssatz von 37 Prozent p. a. anbieten. Sicher würden Sie angesichts des horrenden Zinssatzes entrüstet ablehnen. Im betrieblichen Alltag nehmen Unternehmen in Deutschland jedoch durchaus kurzfristige Kredite mit so hohen Zinssätzen auf – meistens allerdings, ohne sich dessen bewusst zu sein. Dabei geht es jedoch nicht um Bankkredite, sondern um sogenannte Lieferantenkredite mit nicht-genutztem Skonto.

Ein Lieferantenkredit entsteht, sobald der Verkäufer einer Ware oder Dienstleistung dem Käufer ein Zahlungsziel gewährt. Das bedeutet, dass der Käufer nicht sofort zahlen muss, sondern erst zu einem späteren Zeitpunkt. Der Käufer wird zum Kreditnehmer, der Verkäufer zum Kreditgeber. Bilanziell gesehen handelt es sich zumeist um einen kurzfristigen Kredit (Laufzeit unter einem Jahr). Der Lieferantenkredit gehört zu den sogenannten Handelskrediten, da er nicht von institutionellen Kreditgebern wie Banken oder Sparkassen vergeben wird, sondern im Rahmen der laufenden Geschäftsbeziehung zustande kommt.

Vor- und Nachteile des Lieferantenkredits

Für den Käufer bietet der Lieferantenkredit verschiedene Vorteile: Die Inanspruchnahme ist äußerst bequem, da sie normalerweise formlos und ohne zusätzliche schriftliche Vereinbarungen erfolgt (abgesehen von der Vereinbarung des Zahlungsziels selbst). Auch sind im Normalfall keine Sicherheiten zu stellen; das Ausfallrisiko wird meist ausschließlich über die Vereinbarung eines Eigentumsvorbehalts an der Ware abgesichert. Darüber hinaus entlastet die Ausnutzung der Zahlungsfrist die Liquidität des Unternehmens, zumal die Bezahlung der auf Ziel gekauften Ware teils sogar aus Erlösen der inzwischen bereits weiterverkauften Güter erfolgen kann. Zudem werden die Kreditlinien bei der Hausbank durch den Lieferantenkredit nicht belastet.

All diesen Vorteilen steht jedoch ein gravierender Nachteil gegenüber: Der Lieferantenkredit kann sehr teuer sein. Dies ist zumindest dann der Fall, wenn ein im Zuge des Lieferantenkredits angebotenes Skonto nicht ausgenutzt wird, um die oben genannten Vorteile möglichst lange nutzen zu können. Dies führt zu Opportunitätskosten in Form einer hohen impliziten Zinsbelastung, die jedoch aufgrund ihres „versteckten“ Charakters vielen Unternehmen nicht vollends bewusst ist.

Die Lieferanten bieten das Skonto häufig als Alternative zum Lieferantenkredit an. Skonto bedeutet konkret: Der Käufer darf den Rechnungsbetrag um einen festgelegten Prozentsatz (Skontosatz) verringern, wenn er innerhalb einer festgelegten Frist (Skontofrist) bezahlt – wobei diese Frist deutlich kürzer ist als das eigentliche Zahlungsziel. Eine im geschäftlichen Alltag typische Formulierung lautet beispielsweise wie folgt: „Die Rechnung ist innerhalb von 30 Tagen zu bezahlen, bei Zahlung innerhalb von 10 Tagen wird ein Skonto von 2 Prozent gewährt.“

Impliziter Zins

Der Käufer kann frei entscheiden, ob er die Möglichkeit des Skontos wahrnimmt oder stattdessen das eingeräumte Zahlungsziel komplett ausnutzt. Bei der zweiten Variante entstehen dem Käufer jedoch Opportunitätskosten, da er dann natürlich keinen Skontoabzug mehr vornehmen kann. Außerdem zahlt der Käufer dem Verkäufer durch den Skonto-Verzicht implizit einen Zins in Höhe des absoluten Skontobetrags; das ist die Gegenleistung für den Lieferantenkredit. Im obigen Beispiel (30 Tage Zahlungsziel, 2 Prozent Skonto bis 10 Tage) entspricht dies einem jährlichen Zinssatz von ca. 37 Prozent (siehe Kasten zur „Vereinfachten Skonto-Berechnung“)! Bei der Skontobedingung „3 Prozent Skonto innerhalb von 7 Tagen“ beträgt der implizite Zinssatz sogar 49 Prozent. Dabei ist anzumerken, dass beide Skonto-Beispiele keinesfalls Exoten darstellen, sondern als klassische Skonto-Konditionen im wirtschaftlichen Alltag in Deutschland weit verbreitet sind.

Skonti immer nutzen

Die genannten Zahlen verdeutlichen, wie teuer ein Skonto-Verzicht sein kann. Selbst wer einen (ebenfalls teuren) Kontokorrentkredit aufnimmt, um die Rechnung schneller mit Skontoabzug bezahlen zu können, fährt im Endeffekt immer noch deutlich günstiger, als wenn er auf den Skontoabzug verzichtet. Aus finanzieller Perspektive sollten angebotene Skonti deshalb stets genutzt werden, sofern die dafür erforderlichen liquiden Mittel bereitgestellt werden können.

In der Praxis zeigt sich jedoch, dass viele Unternehmen angebotene Skonti trotzdem verfallen lassen und stattdessen Rechnungen erst zum letztmöglichen Zeitpunkt begleichen – obwohl die finanziellen Mittel vorhanden oder zumindest generierbar wären. Dies liegt meist daran, dass vielen die hohen Kosten nicht wirklich bewusst sind. Denn die oben angesprochenen Zinskosten werden nicht explizit ausgewiesen, sondern fallen als Opportunitätskosten quasi „versteckt“ an. Gepaart mit teils über Jahre hinweg eingeschliffenen Routinen („Rechnungen wurden schon immer erst am letzten Tag bezahlt“) wird das Thema Skonto zum Teil auch einfach nicht mehr hinterfragt, selbst wenn sich die finanziellen Rahmenbedingungen des Unternehmens in der Zwischenzeit geändert haben.

Ein weiterer Grund für die teilweise Nicht-Nutzung von Skonti in der Praxis liegt in den internen Unternehmensprozessen: Die Prozesse in Buchführung und Kreditorenbuchhaltung sind oft nicht darauf ausgerichtet, die (relativ kurzen) Skonto-Fristen einhalten zu können. Hier lassen sich erfahrungsgemäß jedoch häufig schon durch kleine Anpassungen signifikante Skonto-Erfolge erzielen.

Dass entsprechende Skonto-Probleme auch große Konzerne treffen können, zeigt das Beispiel der Deutschen Bahn: Dort sind laut einem Bericht des „Spiegel“ im Jahr 2017 mehr als 20 Mio. Euro an Skonti verfallen, weil die Prozesse bei der Rechnungsbearbeitung nicht optimal waren.

Im Normalfall ist es also für viele Unternehmen deutlich vorteilhafter, den Skontoabzug in Anspruch zu nehmen, statt den Lieferantenkredit bis zum Ende der Zahlungsfrist zu nutzen. Dies liegt insbesondere an den hohen impliziten Zinskosten von meist über 30 Prozent p. a., die als Opportunitätskosten bei Skontoverzicht anfallen. Folglich sollten Unternehmer bestrebt sein, angebotene Skonti stets zu nutzen, und gegebenenfalls ihre internen Prozesse entsprechend ausrichten.

Autor/in: 

Von Prof. Dr. Sebastian Serfas

Externer Kontakt:

Prof. Dr. Sebastian Serfas ist stellvertretender Gesamtstudienleiter der FOM Hochschule in Nürnberg (www.fom-nuernberg.de; sebastian.serfas@fom.de). Seine Schwerpunkte in Lehre und Forschung sind die Themen Finanzen und Rechnungswesen.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2018, Seite 36

 
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