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Schuco-Gewürze

Regionales und Exotisches

Famililenunternehmer Schuco-Gewürze © Thomas Tjiang

Betreten nur mit Schutzanzug: Wolfgang und Karola Schulze im Lager der Schatzkammer von Schuco-Gewürze

Das Nürnberger Traditionsunternehmen zählt sich zu den führenden Gewürzherstellern und ist international aktiv.

Das Nürnberger Familienunternehmen Schulze & Co. KG wird den meisten Nürnbergern nicht bekannt sein, auch nicht unter dem Namenszusatz Schuco-Gewürze. Dabei versorgt der Gewürzgroßhändler u. a. die Nürnberger Hersteller von Lebkuchen und Bratwürsten. Die Produkte der Nürnberger Gewürzmühle finden sich auch in den Erzeugnissen von Metzgereien und Bäckereien, von Feinkost-, Fisch- und Konservenindustrie sowie im Gewürz-, Großverbraucher- und Naturkosthandel.

Das Sortiment ist breit gefächert: Reingewürze und Kräuter von Anis bis Zwiebelpulver sind ebenso dabei wie Gewürzmischungen von Al´Arrabiata bis Zitronen-Pfeffer. Aber auch viele weitere Produkte werden angeboten, etwa Ammoniumhydrogencarbonat (Hirschhornsalz), klare Gemüsebrühe und Zitronenschalen. Zählt man alle Produkte mit ihren unterschiedlichen Verarbeitungsstufen oder Mischungen zusammen, kommt man auf gut 500. Das wichtigste Produkt ist Pfeffer, gefolgt von Zimt, Paprika und Majoran. Allein den Kundenliebling Pfeffer gibt es in sieben Verarbeitungen, wie Geschäftsführer Wolfgang Schulze erklärt. Die Pfefferkörner gibt es im Ganzen oder geschrotet in grob, mittel und fein. Dazu kommen die drei Mahlgrade doppelgriffig, griffig und fein.

Wie viele Tonnen Gewürze pro Jahr verarbeitet und verkauft werden, will Schulze mit Blick auf den Wettbewerb nicht genau sagen, gibt aber einen kleinen Anhaltspunkt: Bei der letzten Inventur sei ein Bestand registriert worden, der „einem Kilo Gewürz pro Nürnberger Einwohner“ entspreche. Das wären dann deutlich mehr als 500 Tonnen. Die Fertigung und das Lager am Stammsitz im Nürnberger Hafenareal wurden vor einigen Jahren erweitert, aber mittlerweile ist der Platz schon wieder knapp, weshalb ein Teil der Ware an eine Spedition ausgelagert wurde.

Wachstum mit Bio-Gewürzen

Wolfgang Schulze ist gelernter Groß- und Außenhandelskaufmann und trat 1976 in das Familienunternehmen ein. Er setzt nach eigener Aussage auf ein kontinuierliches, „nicht zu schnelles, gesundes Wachstum“, zu dem beispielsweise die Biogewürz-Schiene einen wichtigen Beitrag leistet. 1996 hat sich das Unternehmen erstmals nach Bio zertifizieren lassen; die Nürnberger Leitmesse Biofach habe sich als „großer Türöffner“ erwiesen und gute Kontakte zu ausländischen Geschäftspartnern geebnet. Mittlerweile habe sich Schuco-Gewürze sowohl im konventionellen als auch im Bio-Bereich als Premiumanbieter positioniert. Den Anteil der Bio-Gewürze am Gesamtumsatz beziffert Schulze auf zehn bis zwölf Prozent.

Verarbeitung und Handel mit Lebensmitteln verlangen hohe Standards bei Hygiene und Qualitätssicherung. Lager und Verarbeitung dürfen deshalb nur mit Schutzanzug und Haube betreten werden, zuvor muss man die Hände gründlich waschen und desinfizieren. Im riesigen Lager wird man von den unterschiedlichsten Düften umströmt, aus den großen Säcken kommt dem Besucher der Geruch von Pfeffer, Koriander und Majoran entgegen. In der großen Duftwolke sind einzelne Gewürze aber kaum zu unterscheiden. Eine Etage höher in der Verarbeitung ist außer vielen Mühlen für unterschiedliche Gewürze und einem komplexen Rohrsystem von außen nicht viel zu sehen, denn wegen der hohen Anforderungen findet die Verarbeitung in einem geschlossenen Kreislauf statt. Nur am Ende des Prozesses steht noch ein Mitarbeiter, der die Qualität überwacht und die Säcke abtransportiert. Für die Qualitätssicherung wird auch ein eigenes Labor betrieben. „Von den jährlichen Untersuchungskosten könnte ich mir jedes Jahr einen Ferrari kaufen“, stellt der Firmenchef mit Blick auf die strikten Vorgaben bei der Qualitätssicherung fest.

Um den Premiumanspruch zu unterstreichen, ist Schuco-Gewürze vielfach zertifiziert, etwa gemäß EU-Bio-Siegel und dem Bioverband Naturland. Außerdem ist das Qualitätsmanagement nach ISO 9001:2015, das Umweltmanagement nach ISO 14001:2015 sowie das „höhere Niveau“ nach IFS Food („International Food Standard“ für Reinigen, Mahlen, Mischen und Abfüllen von Gewürzen) bestätigt. Um die nachhaltige Geschäftspolitik zu unterstreichen, engagiert sich das Unternehmen auch im Umweltpakt Bayern und bezieht von der N-Ergie 100 Prozent Öko-Strom für den gesamten Betrieb.

Um die Qualität sicherzustellen, setzt Schuco-Gewürze auf zuverlässige Lieferanten. Das sei wichtiger, als um den letzten Cent beim Preis zu feilschen. Am liebsten würde Schulze – „auch aus ökologischen Gründen“ – regional einkaufen, wenn alle Produkte in der gewünschten Premiumqualität verfügbar wären. Hinzu kommt, dass die Beschaffung auf der ganzen Welt starke Preisschwankungen mit sich bringt. Während der Preis für ein Kilo Safran weitgehend stabil bei 1 300 Euro liegt, gab es bei der Vanille massive Preissteigerungen (von 40 Euro pro Kilo vor drei Jahren auf jetzt 750 bis 800 Euro). Das liegt laut Schulze zum einen daran, dass der Vanilleanbau jahrelang zugunsten des vermeintlich lukrativeren Kaffeeanbaus vernachlässigt wurde. Zum anderen wurde zuletzt die Ernte in Madagaskar durch Unwetter maßgeblich dezimiert. Schulze sieht teilweise aber auch Rohstoffspekulanten am Werk. Knoblauch sei angesichts steigender Nachfrage innerhalb eines Jahres von 1,50 Euro pro Kilo auf nunmehr acht Euro „hochspekuliert“ worden. Am schwierigsten sei es allerdings derzeit, das vermeintlich gewöhnliche Küchenkraut Beifuß in ausreichender Menge und Qualität zu bekommen.

Lange Firmentradition

Das Traditionsunternehmen Schuco-Gewürze wurde 1929 von Schulzes Großonkel, dem Drogisten Hugo Schulze, und dem Kaufmann Max Teichmann gegründet. Schulzes 94-jähriger Vater hat sich schon lange aus dem operativen Betrieb zurückgezogen, interessiert sich aber noch rege für das Geschäft und hat das Bestellverhalten vieler Kunden noch im Kopf. Wolfgang Schulze, Jahrgang 1956, begann seine Laufbahn noch am alten, beengten Standort in der Nürnberger Schweigerstraße, bevor 1978 das heutige Areal am Hafen bebaut wurde. Seine Ehefrau Karola ist gelernte Betriebswirtin und als Prokuristin aktiv, Tochter Monika ist nach Master-Abschluss und Karrierestart außerhalb des Familienunternehmens nun in die Geschäftsführung aufgerückt.

Die Unternehmerfamilie beschäftigt 30 Mitarbeiter, von denen allein fünf in der Qualitätssicherung tätig sind. Drei Müllermeister sorgen mit „Gefühl und Erfahrung“ für die richtige Verarbeitung der Produkte. Der Umsatz beläuft sich nach Aussage von Wolfgang Schulze auf etwa 13 Mio. Euro, das Ergebnis beschreibt er mit „fränkisch ausreichend“.

Autor/in: 

(tt.)

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2018, Seite 86

 
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