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Editorial

Gelbe Gefahr?

BDI-Präsident Dieter Kempf, ein durchaus besonnener Vertreter unserer Zunft, fand dieser Tage deutliche Worte. Man möge sich seitens der Bundesregierung doch mehr mit der Dynamik der Weltwirtschaft und weniger mit Verwerfungen innerhalb der eigenen Koalition befassen. Wir wissen es aus unseren Unternehmen: Kritischer als jeder Angriff von außen ist es, wenn sich eine Organisation überwiegend mit sich selbst beschäftigt.

Stichwort Angriff von außen: Gerne warnt man vor China und der chinesischen Industriepolitik, statt sich um die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu sorgen. Kann es sein, dass ein kommunistisches Regime mehr Verständnis für marktwirtschaftliche Zusammenhänge entwickelt als wir selbst? Das allerdings wäre dann eine echte Gefahr.

Unsere akuten Themen liegen doch vor der eigenen Haustüre: Unternehmenssteuern, Lohnzusatzkosten, bürokratische Hemmnisse und fehlende Antworten auf die drängenden Fragen von Demografie und Fachkräftemangel. Wie organisieren wir Zuwanderung, wie berufliche Weiterbildung insbesondere bei den von Arbeitslosigkeit bedrohten Ungelernten? Wie unterstützen wir Alleinerziehende, die auf eine Vollzeitbeschäftigung angewiesen sind?

Zurück zu China: Interessant finde ich die zunehmenden Ängste vor dem Einstieg chinesischer Investoren in deutsche Unternehmen. Hierzu in aller Kürze ein sachlicher und ein provokativer Kommentar. Der sachliche: Asiaten denken nachhaltig, das Geschäftsmodell „Heuschrecke“ hingegen wurde im Westen erfunden und perfektioniert. Bei den bisher in der Metropolregion Nürnberg gelaufenen Übernahmen gibt es kaum Grund zur Klage, auch nicht von Gewerkschaftsseite. Und die Provokation? Richtig schlimm wird es in meinen Augen erst dann, wenn sich die Chinesen nicht mehr für unsere Firmen interessieren.

Autor/in: 

IHK-Präsident
Dirk von Vopelius

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2018, Seite 3

 
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