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Büschel

Produktion mit Schneid

Büschel_Geschäftsführer © Peter Doerfel

Die Geschäftsführer Fred Büschel (l.) und Rolf Büschel.

Der Werkzeugbauer aus Schwaig hat sich mit hoch präziser Feinschneidtechnik in seiner Branche etabliert.

Ganz leise sind im Foyer der H. u. E. Büschel GmbH im Industriegebiet von Schwaig die rhythmischen Geräusche der Feinschneidpressen zu hören. Das Zischen und Rauschen der Druckluft ist sozusagen der Soundtrack für die Expansion des 1921 gegründeten Unternehmens. Die Feinschneidtechnik hat in der Erfolgsgeschichte des in der dritten Generation familiengeführten Betriebs eine entscheidende Rolle gespielt. Dieses Verfahren ermöglicht die Herstellung von Präzisionsteilen aus Metall mit abrissfreien Schnittflächen. Weil der Glattschnitt nachgelagerte Arbeitsschritte wie Fräsen oder Schleifen überflüssig macht, lassen sich mit Feinschneiden komplexe Werkstücke sehr kosteneffizient produzieren. Diesen Vorzug erkannte Erich Büschel früher als seine Wettbewerber und führte das in der Schweiz zur industriellen Reife geführte Verfahren in seiner Werkzeugbaufirma ein. Mit dem Kauf der ersten Feinschneidpresse 1967 betrat er damals Neuland.

Der Erfolg gab ihm recht: Das Firmengelände im Nürnberger Westen wurde bald zu klein für den Werkzeugbauer, sodass der Betrieb 1986 mit etwa 70 Mitarbeitern nach Schwaig umzog. 1990 übergab Erich Büschel das Unternehmen an seine Söhne: Fred Büschel ist kaufmännischer Geschäftsführer, Rolf Büschel technischer Geschäftsführer. Unter ihrer Ägide expandierte die H. u. E. Büschel GmbH kräftig: Heute arbeiten fast 400 Beschäftigte am Stammsitz in Schwaig und am Standort Mohlsdorf in Thüringen, der 2001 dazu kam. Den Wachstumskurs haben die Geschäftsführer bewusst eingeschlagen: „Wir wären einfach zu klein gewesen, um langfristig mit den Anforderungen unserer Abnehmer mitzuhalten“, erklärt Rolf Büschel. Gerade in der Automobilindustrie seien große Mengen und große Lose üblich. Unterhalb einer kritischen Größe könnten sich Zulieferer wie Büschel perspektivisch nicht am Markt behaupten.

Autohersteller als größte Abnehmer

In der aktuellen Form hat sich das inhabergeführte Unternehmen allerdings bestens positioniert. Die Auftragsbücher sind gut gefüllt, produziert wird im Drei-Schicht-Betrieb. In den Werkhallen von Büschel sind über 20 Feinschneidpressen im Einsatz – die Powerpakete haben zwischen 40 und 880 Tonnen Presskraft und verarbeiten etwa 12 500 Tonnen Bandstahl jährlich. Über 200 Mio. Feinschneidteile liefert Büschel pro Jahr aus. Sie sind in der Elektroindustrie und Medizintechnik sowie im Maschinenbau und in der Luftfahrtindustrie gefragt, die größten Abnehmer sind jedoch Automobilhersteller. In Fahrzeugen sind die Präzisionsteile aus dem Nürnberger Land beispielsweise in Einspritz- und Bremssystemen, Getrieben, Gurtvorrichtungen und Sitzverstellungen verbaut. Teilweise nur ein paar Millimeter klein, spielen die Werkstücke aber eine große Rolle für die Sicherheit. Entsprechend hoch liegt die Messlatte für Zulieferer in puncto Qualitätssicherung. Büschel ist nach der Norm IATF 16949 zertifiziert, die die Anforderungen an Qualitätsmanagementsysteme in der Automobilindustrie definiert.

Gegen den rauen Wind, der Zulieferern in dieser Branche bisweilen entgegenweht, wappnet sich Büschel mit innovativen Technologien und Kundenorientierung. „Wir spüren durchaus den Preisdruck, aber wir sind nun mal keine Billigheimer“, erklärt Rolf Büschel, „Wir produzieren komplexe Teile, die nicht jeder fertigen kann. Insofern begegnen wir unseren Abnehmern auf Augenhöhe.“ Es gehöre zum Selbstverständnis des Familienunternehmens, sich nicht auf die Rolle des Zulieferers zu beschränken, sondern eine Partnerschaft mit dem Kunden einzugehen. In der Konstruktionsabteilung werden Teile oder komplette Baugruppen nach Wunsch entwickelt. Dabei zeigen die Ingenieure und Techniker großen Ehrgeiz, wie Rolf Büschel erzählt: „Wir loten die Grenzen des aktuell Machbaren aus und entwickeln dafür die Technologien immer weiter.“

Auf Nachwuchs setzen

Zu den Grundsätzen von Büschel gehört, dass jedes Feinschneidteil nur so gut sein kann wie das Werkzeug, das zu seiner Herstellung verwendet wird. Nach diesem Credo entwickelt und fertigt das Familienunternehmen seine Feinschneidwerkzeuge selbst und nutzt damit seine in mehr als neun Jahrzehnten erarbeitete Kompetenz im Werkzeugbau. Um dieses Know-how an die nächsten Generationen weiterzugeben, investiert die Firma in die Qualifizierung des Nachwuchses. Ausgebildet wird derzeit in vier Berufen: Feinwerkmechaniker, Mechatroniker, Fachinformatiker sowie Maschinen- und Anlagenführer.

Wie viele andere Betriebe bekommt auch Büschel den demografischen Wandel zu spüren. „Es wird schwieriger, Auszubildende sowie ausgebildete Fachkräfte zu finden. Da ist mehr Einsatz gefordert als früher“, so Fred Büschel. Auf Ebene der Geschäftsführung zeichnet sich kein Nachwuchsproblem ab, die vierte Generation der Gründerfamilie steht bereits in den Startlöchern: Nicklas Büschel absolviert gerade seine Ausbildung zum Feinwerkmechaniker. Benjamin Büschel hat nach externen Stationen unter anderem in München und China als Trainee angefangen; seit 2018 arbeitet er als Assistent der Geschäftsführung in der H. u. E. Büschel GmbH. Dass ihn sein Berufsweg ins Familienunternehmen führt, stand für ihn nie zur Diskussion: „Ich wusste schon immer, dass ich irgendwann einsteigen möchte, die Frage war nur wann.“

Autor/in: 

aw.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2019, Seite 70

 
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