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Editorial

Rettet den Kapitalismus!

Aufreger Kevin Kühnert hat schon Recht – die Schere der Vermögensverteilung in unserem Land geht in der Tat weiter auf. Man sollte aber genau hinsehen: Solange allgemeiner Zuwachs an Vermögen herrscht, sehe ich keinen Grund für fundamentale Systemkritik. Kritisch würde es allerdings, wenn Teile der Bevölkerung überhaupt keine Chance mehr zur Vermögensbildung haben.

Kühnerts Schlussfolgerung ist leider destruktiv. Der Privatbesitz an umfangreichen (bei Marx „agglomerierten“) Vermögenswerten sei schädlich, der Kapitalismus stoße an die Grenzen der Machtkonzentration in wenigen Händen, der Staat müsse enteignen. Zugegeben, selbst Ludwig Erhard hätte wenig Freude an marktbeherrschenden Strukturen im Zuge globaler Wirtschafts- und Finanzkonzentration. Aber Vergesellschaftung funktionierender privatwirtschaftlicher Einrichtungen?

Wesentlich sinnvoller scheint mir der gezielte Aufbau von Produktivvermögen in Arbeitnehmerhand zu sein. Ob mit oder ohne staatliche Förderung – Belegschaftsaktien, Genossenschaftsanteile oder steuerlich begünstigte Gewinnbeteiligung für Beschäftigte wären eine zeitgemäße Form der Sozialen Marktwirtschaft.

Verstaatlichung und Enteignungen hingegen machen Reiche ärmer, aber keinen Armen reicher. Statt tief in der verstaubten Mottenkiste des Sozialismus zu kramen, sollten wir über neue Ideen zum breiten Vermögensaufbau in unserer Gesellschaft nachdenken. Der vielgeschmähte Kapitalismus bietet hierzu jede Menge Denkansätze.

Autor/in: 

IHK-Präsident
Dirk von Vopelius

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2019, Seite 3

 
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