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Auslandshandelskammern

IHKs weltweit vernetzt

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Globale Geschäftsbeziehungen stärken: Die deutschen Auslandshandelskammern feiern ihr 125-jähriges Jubiläum.

Genau 140 Standorte in 92 Ländern auf allen Kontinenten: So präsentiert sich heute das Netz der deutschen Auslandshandelskammern (AHKs). In diesem Jahr feiert dieses bewährte Netzwerk, das vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in Berlin koordiniert wird, sein 125-jähriges Jubiläum. Denn die erste AHK wurde 1894 als Deutsche Handelskammer in Brüssel gegründet und ist heute unter dem Namen AHK Debelux für die Länder Deutschland, Belgien und Luxemburg zuständig. Vor Kurzem fand dort die offizielle Jubiläumsfeier statt, zu der auch Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, Belgiens Vize-Premierminister Kris Peeters und Luxemburgs Finanzminister Pierre Gramegna gekommen waren.

Inzwischen sind die AHKs in nahezu allen Weltregionen als Türöffner, Problemlöser und Brückenbauer für die deutsche Wirtschaft vertreten. Ihre Dienstleistungen sind umfassend, ein Ausschnitt: Beratung und Begleitung beim Markteinstieg, Vermittlung von Geschäftskontakten, rechtliche und steuerliche Informationen des Ziellandes, Messe-Dienstleistungen, Personaldienstleistungen, Informationen über Ausschreibungen usw.

Insgesamt zählen die AHKs mehr als 50 000 Mitglieder – darunter sowohl deutsche Unternehmen als auch Unternehmen des jeweiligen Landes. Rund 2 200 Unternehmerinnen und Unternehmer engagieren sich ehrenamtlich im AHK-Netz. Die 2 000 Mitarbeiter der AHKs weltweit haben im letzten Jahr über 300 000 Anfragen von Unternehmen bearbeitet. „Diese Zahlen sind beeindruckend und sie machen uns ein Stück weit stolz“, sagte DIHK-Präsident Dr. Eric Schweitzer. „Sie verpflichten uns aber auch, die Qualität unserer Dienstleistungen ständig zu verbessern und die Kontakte zu Entscheidern aus Wirtschaft und Politik vor Ort intensiv zu pflegen. Dabei ist die Unterstützung des Bundeswirtschaftsministeriums von wesentlicher Bedeutung.“

Den überwiegenden Teil ihrer Budgets erwirtschaften die AHKs mit Beratungsleistungen für die Unternehmen selbst. Das Bundeswirtschaftsministerium übernimmt rund ein Fünftel der Kosten des AHK-Netzes, das auch in Gegenden aktiv ist, die wirtschaftlich noch nicht stark entwickelt sind. Dort werden in der Regel zunächst Delegationen oder Repräsentanzen der Deutschen Wirtschaft eingerichtet, die als Vorstufen einer vollwertigen AHK gelten. So ist die deutsche Wirtschaft seit dem vergangenen Jahr beispielsweise mit einer Delegation in Kuba vertreten. Aktuell treibt der DIHK den Ausbau des Netzes vor allem in Afrika voran.

Historische Meilensteine der AHKs

1894 – erste AHK in Brüssel: Deutsche Kaufleute gründen die „Chambre de Commerce Belgo-Allemande“, die sich auch um das internationale Messe- und Ausstellungswesen kümmert und sich bei der Brüsseler Weltausstellung von 1897 engagiert. Der internationale Handel erreicht in der Zeit um die Jahrhundertwende immer neue Höhen – neben den USA, Deutschland, Großbritannien und Frankreich ist Belgien eine wichtige Wirtschaftsnation.

Anfang des 20. Jahrhunderts florieren die weltweiten Handelsbeziehungen, was zur Gründung weiterer AHKs führt, vor allem in Europa, aber auch in Lateinamerika und in der Karibik. Mit dem Ersten Weltkrieg zerbrechen viele Wirtschaftsbeziehungen, dennoch gründen deutsche Händler weitere AHKs, um die Kontakte aufrechtzuhalten.

Nach dem Ersten Weltkrieg bauen die deutschen Unternehmen die Handelsbeziehungen beharrlich wieder auf. Im September 1924 tagen erstmals alle deutschen Auslandshandelskammern gemeinsam und gründen ein weltweites Netzwerk.

Weltwirtschaftskrise und Zweiter Weltkrieg: Im Zuge der Weltwirtschaftskrise bricht der internationale Handel ab 1929 erneut zusammen. Der Zweite Weltkrieg bringt die deutschen Wirtschaftsbeziehungen zum Erliegen, die meisten AHKs stellen ihre Tätigkeit ein.

Nachkriegszeit: Nach dem Zweiten Weltkrieg steht der Handel zunächst unter alliierter Kontrolle, ebenso wie die ersten AHK-Neugründungen. Die Deutsch-Italienische Handelskammer ist die erste, die am 15. Dezember 1946 wieder eröffnet. Auch in den USA gibt es nun erstmals eine AHK – in New York City.

In den Jahren des „Wirtschaftswunders” nimmt der deutsche Außenhandel stetig zu, die AHKs kämpfen allerdings mit finanziellen Problemen. Eine Kommission unter Leitung des Ex-Diplomaten Hans von Herwarth erarbeitet neue Regelungen: Ab 1968 werden die Aufgaben der AHKs stärker von jenen der Botschaften abgegrenzt. Zudem verstärkt die Bundesregierung die finanzielle Förderung der AHKs.

1970er und 80er Jahre: Mit der ersten Ölkrise im Jahr 1973 endet der rasante wirtschaftliche Aufschwung der Nachkriegszeit, die Außenwirtschaft entwickelt sich aber weiter positiv – nicht zuletzt mit den Ostblockstaaten. Dort gestaltet sich aber die Gründung von AHKs schwierig, stattdessen hat die westdeutsche Wirtschaft seit den 60er Jahren Handelsförderungsstellen an Botschaften wie Moskau, Prag, Budapest und Warschau eingerichtet. Die DDR unterhält derweil Büros in China, Angola, Mozambique und Vietnam.

Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs werden die traditionellen Handelsverbindungen mit Osteuropa wieder aufgenommen. In Warschau entsteht die erste AHK in einem ehemals planwirtschaftlichen Land.

Die Globalisierung führt dazu, dass sich das Volumen der weltweiten Exporte zwischen 1990 und 2005 verdreifacht. Die AHKs weiten ihr Angebot aus, seit 2005 bieten sie ihre Dienstleistungen zudem unter der Marke „DEinternational“ an.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 07|2019, Seite 42

 
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