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HMG Systems Engineering

Für jeden die richtige Medizin

190702_HMG_A8041_R_16-9 © Kurt Fuchs / IHK

Geschäftsführerin Herna Mary Muñoz-Galeano.

Die Software des Fürther IT-Unternehmens ermöglicht dem Arzt, für jeden Patienten die richtige Medikation zu finden.

Jeder Mensch verarbeitet Wirkstoffe in Medikamenten unterschiedlich. Das hat genetische Ursachen. Darum ist es für den Arzt oft schwer, die richtige Dosierung zu finden, besonders dann, wenn mehrere Medikamente kombiniert werden und sich in ihrer Wirkung wechselseitig beeinflussen. Damit hat Herna Mary Muñoz-Galeano 2013 eigene Erfahrungen gemacht: Bei einem Krankheitsfall im persönlichen Umfeld gab es Probleme mit der Medikamenteneinstellung. Deshalb entschloss sich die Unternehmerin, Ärzte dabei zu unterstützen, für jeden Patienten die richtige Medikation auszuwählen, die die persönlichen genetischen Merkmale berücksichtigt. Dafür hat sich die Elektro-Ingenieurin und Informatikerin eingehend mit der Pharmakogenetik beschäftigt.

Diese Wissenschaft erforscht, wie Menschen aufgrund ihrer genetischen Merkmale ein Medikament verarbeiten können. So kann bereits vor einer Therapie das Zusammenspiel zwischen den Arzneimitteln und den genetisch bedingten Stoffwechseleigenschaften des Patienten untersucht werden. Die technologischen Fortschritte in der molekularen Analyse ermöglichen den aufwändigen Test, jedoch ist die Menge an generierten Daten sehr groß und die Datenanalyse bzw. -interpretation sehr komplex. „Das müssten wir doch mit einer entsprechenden Software lösen können“, dachte sich Muñoz-Galeano und bildete ein Expertenteam. Mit ihren zwei Unternehmen für Ingenieurdienstleistungen und Software-Entwicklung hatte sich die gebürtige Kolumbianerin bereits seit 1998 darauf spezialisiert, solche komplexen Probleme zu lösen. „Wir fanden schnell heraus, dass wir damals weltweit zu den ersten gehörten, die sich dieses Themas annahmen.“

Anfang 2014 legte Herna Mary Muñoz-Galeano ihre Firmen zusammen und gründete in Fürth die HMG Systems Engineering GmbH, die IT-Systeme für die Bereiche Medizintechnik, Automatisierung, Telekommunikation und erneuerbare Energien entwickelt und international tätige Konzerne berät. Zu Beginn beschäftigte das Unternehmen 14 Mitarbeiter, heute sind es bereits 54, darunter Informatiker und Ingenieure, Ärzte und Biologen sowie zwei Auszubildende zum Fachinformatiker. In kurzer Zeit hat HMG Software wie „PGXperts“ entwickelt, die die Ergebnisse der pharmakologischen Forschung in die klinische Anwendung überträgt. Heute bietet HMG eine IT-Plattform, die klinisch relevante genetische Informationen des Patienten und ihre Wirkung auf Medikamente interpretiert. Kernstück ist eine eigene pharmakogenetische Datenbank, die derzeit 173 genetische Variationen betrachte und den aktuellen Stand der Wissenschaft widerspiegle.

Ärzte können Medikationspläne über ein Internet-Portal stationär in ihrer Praxis oder mobil bei Hausbesuchen überprüfen und Hinweise zu individuellen Interaktionsrisiken erhalten. Dabei werden derzeit die Wechselwirkungen von 40 000 Arzneimitteln sowie 60 Nahrungs- und Genussmitteln berücksichtigt. So können die Mediziner feststellen, ob ein genetischer Test vor dem Verschreiben eines Medikamentes notwendig oder empfehlenswert ist. In diesem Fall ist eine pharmakogenetische Untersuchung zu erwägen. Dafür hat HMG eine Kooperation mit dem Institut für Humangenetik der Uni-Klinik Bonn vereinbart. Ergebnisse und Interpretation der Untersuchung werden innerhalb einer Woche an den Arzt gesendet. Der Patient erhält außerdem das eigene pharmakogenetische Profil. Aktuell im deutschsprachigen Raum verfügbar, wird PGXperts künftig auch international angeboten.

Autor/in: 

(leo.)

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 09|2019, Seite 16

 
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