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Ferdinand Kreutzer-Sabamühle

Eine Schwäche für Stärke

2019tt_11850 © Thomas Tjiang

Geschäftsführer Fabian Frank, Familienunternehmer in vierter Generation, hat das Lager zu einer Art Schatzkammer ausgebaut und die Service-Angebote des Unternehmens erweitert.

Was nur klein in den Zutatenlisten von Lebensmitteln steht, ist für das Nürnberger Unternehmen ein großes Geschäft.

Es ist ein Firmenjubiläum, das nicht so häufig vorkommt: Die Unternehmerfamilie Frank hat mit einem Festakt im Historischen Rathaussaal in Nürnberg den 150. Geburtstag der Ferdinand Kreutzer-Sabamühle GmbH gefeiert. Das Unternehmen mit Sitz in Nürnberg ist ein Fachhändler insbesondere für Lebensmittelstärke und zählt als größter Stärkelieferant in Deutschland zu den Hidden Champions im Großraum Nürnberg.

Geschäftsführer Fabian Frank, Familienunternehmer in vierter Generation, stieg 2007 in die Firma ein. Der Betriebswirt bewies sich im Außendienst in Norddeutschland und durchlief mehrere interne Abteilungen. 2010 rückte er in die Geschäftsführung auf, die damals noch seine Tante Brigitte Kränzle innehatte und die den Führungsstab daraufhin an die nächste Generation übergab. Frank, Jahrgang 1981, baute das Geschäftsgebiet aus und erweiterte Schritt für Schritt die Services für die Kunden. Von zentraler Bedeutung ist das neu gebaute Lager mit 6 600 Quadratmetern, in dem rund 900 unterschiedliche Produkte vorgehalten werden. Durch die Rohware mit einem Wert von rund fünf Mio. Euro nehme der Fachhändler eine Pufferfunktion für seine Kunden ein: Denn diese erwarten auf der einen Seite zunehmend eine Just-in-time-Belieferung exakt nach Bedarf, auf der anderen Seite rationalisieren die Produzenten aber ihr Geschäft und bieten immer häufiger nur einheitliche und große Mengengebinde an. Die Sabamühle nimmt daher z. B. große Mengen von Stärkeherstellern ab und verkauft ihren Kunden davon kleinere Mengen, je nachdem, wie viel sie gerade benötigen.

Insgesamt hat das Unternehmen rund 130 Stärkeprodukte aus Kartoffeln, Weizen, Mais oder auch Reis im Sortiment. Ein Großteil kommt in der Lebensmittelherstellung zum Einsatz – etwa bei Backwaren, Molkereiprodukten, Babynahrung oder Diätkost. Auch in Sportlernahrung findet sich Stärke als energiereicher Ballaststoff. Für Speiseeis oder Süßwaren werden meist stärkebasierte Zuckerstoffe wie Dextrose sowie Polyolen, sogenannte Zuckeraustauschstoffe, eingesetzt. Auch die Industrie hat den nachwachsenden Rohstoff Stärke längst für sich entdeckt, z. B. für die Herstellung von Papier und Wellpappe oder neuerdings auch in Tabletten, Kosmetika, Textilien, Futtermitteln, Waschmitteln oder Farben. Hinzu kommen rund 390 erlesene Saaten, Gewürze und Gewürzmischungen. Darunter finden sich z. B. Anis, Kurkuma, Nelken oder Safran, die es ganz, geschrotet, gerebelt oder staubfein gemahlen gibt. Auch klassische Gewürzmischungen für regionale Spezialitäten wie Lebkuchen und Bratwürste gehören ins Repertoire. Bis heute wird das Rezept für das Saba-Gewürz Nr. 32 für Lebkuchen Nürnberger Art, das einst der Urgroßvater zusammenstellte, im Firmentresor verwahrt.

Waren individuell zusammengestellt

Die Lebensmittelindustrie kann sich zudem mit sämtlichen Grundstoffen wie Flüssigzucker, Süßungsmitteln, Ballaststoffen, Verdickungsmitteln, Karamellen und Milchpulverprodukten eindecken. Neben konventionell erzeugten Rohstoffen gibt es auch Bio-Produkte, pharmazeutische Grundstoffe sowie Phosphate im Sortiment. Der Stärke- und Gewürzhändler stellt die Waren in „Big Bags“ mit einer Tonne Gewicht oder in Säcken individuell zusammen. Außerdem werden über die eigene Abfüllanlage Wunschmengen von fünf bis 1 400 Kilogramm in Kanistern, Fässern oder Containern angeboten – auch mittels Pfandsystem. Hier geht es z. B. um Orangensaft- oder Ananassaft-Konzentrat, Karamellzuckersirup, Zitronensäure oder Kulöre zum Färben von Getränken.

Um unabhängig von externen Spediteuren zu sein, ist die eigene Lieferflotte auf mittlerweile elf Lastwagen angewachsen. Sie stellen von Nürnberg und dem zweiten Lagerstandort in der niedersächsischen Gemeinde Drage (Elbe) aus eine individuell abgestimmte Belieferung sicher. In diesem Produkt- und Dienstleistungsspektrum sieht Frank den großen Unterschied zu manchem Wettbewerber: In Deutschland und den angrenzenden Ländern herrsche ein Verdrängungswettbewerb. Außerdem, so der Geschäftsführer, richteten die Kunden ihre Lieferkette zunehmend danach aus, dass sie die Ware just in time erhalten. Generell könne sich die Entwicklung der Ferdinand Kreutzer-Sabamühle sehen lassen: 2009 setzte das Unternehmen mit 33 Mitarbeitern knapp 20 Mio. Euro um, im letzten Jahr sorgten 51 Beschäftigte für einen Umsatz von 32 Mio. Euro. Für dieses Jahr prognostiziert Frank einen Wert von rund 35 Mio. Euro.

Energy-Drink für den Endverbrauchermarkt

Unter dem Firmendach hat Frank 2015 mit seiner Großcousine und Prokuristin Christine Sparvoli-Frank die Tochtermarke „Guampa Energy“ aus der Taufe gehoben. Der Energy-Drink in grüner Dose ist das erste Produkt der Unternehmensgeschichte, das für den Endverbrauchermarkt gedacht ist. Es sei das erste Getränk weltweit, das ausschließlich mit Stevia gesüßt wird. Der aus der Stevia-Pflanze gewonnene Süßstoff sei dreihundertmal süßer als klassischer Zucker, ohne aber Einfluss auf den menschlichen Blutzuckerwert zu haben. Vermarktet wird „Guampa Energy“ als Alternative zu stark zuckerhaltigen oder zuckerreduzierten Getränken, die auf Süßstoffe chemischen Ursprungs setzen. In dem hart umkämpften Markt haben die beiden Geschäftsleute für ihren fränkischen Energy-Drink sehr viel Aufwand betrieben, um dem Handel das Produkt schmackhaft zu machen – allerdings mit noch mäßigem Erfolg. Sparvoli-Frank will aber durchhalten. Obwohl die Orderzahlen noch unbefriedigend seien, sähen manche Einkäufer darin ein zukunftsträchtiges Produkt, sagt sie. Denn der Markt für Stevia-Produkte verzeichne große Wachstumssprünge und angesichts der langen Firmengeschichte bringe das Unternehmen die nötige Ausdauer mit.

Den Grundstein zum heutigen Unternehmen setzte 1869 Eduard Kreutzer in Nürnberg, der mit Bonbonsirup, Stärkezucker und Maisstärkepuder handelte und das Unternehmen nach seinem Sohn Ferdinand benannte. Dieser erwarb sich mit Enkel Georg durch die Geschäftstätigkeit den Beinamen „Glukosekönige“. Während das Kreutzer´sche Unternehmen sich gut entwickelte, gründete 1933 Fabian Franks Urgroßvater Fritz Frank die ebenfalls in Nürnberg ansässige Sabamühle GmbH. Der Name erinnert an die Königin von Saba aus der Bibel, die König Salomon mit wertvollen Gewürzen beschenkte. Fritz Frank gehörte damals auch dem IHK-Präsidium an, das wegen der nationalsozialistischen Gleichschaltung 1933 zurücktrat, nach dem Zweiten Weltkrieg aber wiedergewählt wurde. 1979 bündelten beide Unternehmen ihr Geschäft und fusionierten zur Ferdinand Kreutzer-Sabamühle.

Autor/in: 

tt.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2019, Seite 62

 
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