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Förderung für den Mittelstand

Startklar für den Außenhandel

Illu_WiM_1219_Original © Anton Atzenhofer

Förderprogramme, Veranstaltungen und Messen: Breite Unterstützung für kleine und mittlere Unternehmen im Auslandsgeschäft.

Auf die Exporterfolge kleiner Unternehmen in Bayern können wir sehr stolz sein!“ Mit diesem Lob über das internationale Engagement des Mittelstandes kommentierte Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger die Verleihung des „Exportpreises Bayern“ am 20. November 2019. Bereits zum 13. Mal vergab das Bayerische Wirtschaftsministerium diese Auszeichnung. Sie soll kleine und mittlere Unternehmen motivieren, Chancen auf ausländischen Märkten zu nutzen. Letztes Jahr wurde mit der Weatherdock AG ein mittelfränkisches Unternehmen zum Sieger in der Kategorie Industrie gekürt: Der Nürnberger Hersteller von elektronischen Sicherheits- und Navigationsgeräten für die Schifffahrt erhielt diese Anerkennung für seine internationale Expansion.

Die Erfolgsgeschichten der Exportpreis-Gewinner sollen Mut machen, denn die Stimmung der Außenhandelsakteure war schon einmal besser: „Die zunehmenden Handelskonflikte in der Welt verursachen aktuell einen beispiellosen finanziellen und bürokratischen Aufwand, der das globale Geschäft für deutsche Unternehmen immer schwieriger macht.“ – Zu dieser Einschätzung gelangt der vor kurzem veröffentlichte Außenwirtschaftsreport 2019 des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). Die derzeitigen geopolitischen Turbulenzen und Krisen – Stichworte Strafzölle, Sanktionen, Brexit, Klimawandel – können vor allem für kleine und mittlere Unternehmen eine mentale Hürde darstellen. So beschreibt die Studie „Unternehmensperspektiven 2019“ den Trend, „dass Unternehmen trotz Potenzial nicht den Schritt ins Ausland wagen“.

Gerade Mittelständler neigen dazu, sich auf den deutschen Markt zu konzentrieren, weil sie offensichtlich die Risiken von Auslandsaktivitäten höher bewerten als die Chancen einer Expansion jenseits der Landesgrenze. Hinzu kommt, dass kleine und mittlere Unternehmen (KMU) für den Gang auf das internationale Parkett weniger finanzielle und personelle Ressourcen aufbringen können als große Unternehmen. Damit auch KMU die Chancen auf Auslandsmärkten nutzen, ist diese Klientel eine wichtige Zielgruppe der Außenwirtschaftsförderung, die wiederum in einer exportorientierten Volkswirtschaft wie Deutschland einen hohen Stellenwert einnimmt.

Auch für Bayerns Wirtschaft spielt der Außenhandel eine Schlüsselrolle: 2018 bezifferten sich die Exporte des Bundeslandes auf 190,6 Mrd. Euro; der Wert der Importe betrug 186,1 Mrd. Euro. Die Exportquote im verarbeitenden Gewerbe liegt bei über 50 Prozent; das heißt, mehr als die Hälfte des Umsatzes wird im Ausland erwirtschaftet. Nach Angaben des Bayerischen Wirtschaftsministeriums ist jeder vierte Arbeitsplatz im Freistaat vom Auslandsgeschäft abhängig, in der Industrie sogar jeder zweite. „Innovative, exportstarke Produkte sind das Geschäftsmodell der bayerischen Industrie“, kommentierte Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger die Außenhandelszahlen des Freistaats. „Unsere Aufmerksamkeit gilt dabei den Start-ups und dem Mittelstand, weil dort flexibler Neuerungen eingesetzt oder umgesetzt werden können.“

Förderprogramm „Go International“

Speziell für diese Zielgruppe hat Bayern Angebote der Außenwirtschaftsförderung entwickelt. Dabei gilt stets der Grundsatz „Hilfe zur Selbsthilfe“, wie das Wirtschaftsministerium betont: Als Basis des internationalen Erfolgs braucht ein Unternehmen ein gutes Produkt und eine tragfähige Strategie. Der Freistaat sorgt jedoch für Rückenwind bei der Internationalisierung. Einen wesentlichen Part dabei spielt das Programm „Go International – Fit für Auslandsmärkte“.

Als Gemeinschaftsprojekt der bayerischen Industrie- und Handelskammern und Handwerkskammern in Kooperation mit dem Außenwirtschaftszentrum Bayern unterstützt „Go International“ kleinere und mittlere Unternehmen bei der Erschließung neuer Auslandsmärkte. Voraussetzung ist, dass die Betriebe ihren Sitz in Bayern, weniger als 250 Beschäftigte und einen Umsatz unterhalb der 50-Millionen-Euro-Schwelle haben. Förderfähig ist maximal die Markterschließung von zwei neuen Ländern. „Bezuschusst werden Maßnahmen, die das Unternehmen in einem neuen Land bekannt machen“, erklärt Christian Hartmann den Förderschwerpunkt. Er ist im IHK-Geschäftsbereich International der Ansprechpartner für „Go International“. Beispielsweise können Flyer und Prospekte, die Übersetzung der Firmen-Website, die gezielte Suche nach Geschäftspartnern oder Anzeigen in lokalen Medien des Ziellandes kofinanziert werden. Die Höhe des Zuschusses für förderfähige Maßnahmen ist auf 20 000 Euro pro Unternehmen und Zielmarkt begrenzt.

Die Fördermittel fließen aus dem Budget des Bayerischen Wirtschaftsministeriums sowie aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (Efre). Dieser differenziert bei der Zuwendung von Fördergeldern nach Schwerpunktgebieten. Deshalb hängt die maximale Förderquote im Rahmen von „Go International“ vom Standort des Unternehmens ab: Betriebe mit Sitz in Stadt und Landkreis Ansbach, in der Stadt Schwabach sowie in den Landkreisen Neustadt/Aisch-Bad Windsheim, Weißenburg-Gunzenhausen und Roth können mit einer Förderung von 50 Prozent der Projektkosten rechnen. Für Unternehmen in Erlangen, im Landkreis Erlangen-Höchstadt, Stadt und Landkreis Fürth, Nürnberg und im Landkreis Nürnberger Land liegt der Höchstsatz bei 30 Prozent.

Seit Beginn der aktuellen Förderperiode 2015 bis heute haben über 370 Firmen in Bayern „Go International“ genutzt. Die Top 5-Zielmärkte sind bislang Österreich, die USA, Großbritannien, China und Frankreich. „Nachdem sich dieses Förderinstrument bewährt hat, wird über eine Verlängerung über 2020 hinaus verhandelt“, erklärt Christian Hartmann.

Nicht nur bei Förderanträgen sind die Außenwirtschaftsfachleute der IHK gefragte Ansprechpartner für regionale Unternehmen mit internationalen Ambitionen. Etwa 13 500 Anfragen bearbeiten Hartmann und seine Kollegen pro Jahr; davon beziehen sich etwa 10 000 auf das Thema Zoll, der Rest auf konkrete Zielmärkte. Nach Schätzungen des IHK-Geschäftsbereichs International sind von den 2 500 Unternehmen, die bei ihm mit Auslandsaktivitäten registriert sind, über 90 Prozent kleine und mittlere Unternehmen. Der Großteil davon wiederum ist in den europäischen Nachbarländern tätig. Damit auch Wachstumsmärkte von morgen, etwa afrikanische Staaten oder Zentralasien, auf den Radar hiesiger Betriebe gelangen, bietet die IHK eine breite Palette von Informationsmöglichkeiten. 2018 nutzten über 2 700 Unternehmen die Gelegenheit, an mehr als 100 Außenwirtschaftsprojekten teilzunehmen, etwa Veranstaltungen zu bestimmten Ländern oder Branchen.

Darüber hinaus haben das Wirtschaftsministerium und die IHKs weitere Instrumente geschaffen, um den Unternehmen im Freistaat die ersten Schritte auf dem internationalen Parkett zu erleichtern. Dazu gehören ein Messebeteiligungsprogramm sowie Delegationsreisen unter der politischen Führung von Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger und Wirtschaftsstaatssekretär Roland Weigert: „Der Zugang zu internationalen Absatzmärkten ist die Basis unseres Erfolgs. Deshalb bin ich gern als Türöffner für unsere Unternehmen unterwegs“, so Aiwanger. Für 2020 sind zum Beispiel Delegationsreisen nach Israel, in die Ukraine, nach Tunesien sowie nach Zentralasien (Kasachstan, Kirgistan, Usbekistan) geplant.

Förderprogramme des Bundes

Auch auf Bundesebene gibt es neben Auslandsmesseprogrammen sowie Exportkredit- und Investitionsgarantien speziell auf KMU zugeschnittene Angebote der Außenwirtschaftsförderung. Sie sind unter der Dachmarke „Mittelstand Global“ gebündelt. Das KMU-Markterschließungsprogramm (MEP) richtet sich branchenübergreifend an kleine und mittlere Unternehmen und setzt zusätzliche Förderschwerpunkte in den Bereichen Umwelttechnologie, Gesundheitswirtschaft sowie zivile Sicherheitstechnologien und -dienstleistungen. Die Exportinitiative Energie fördert das Marktpotenzial für deutsche Energietechnologien im Ausland.

Ein weiterer Pfeiler der deutschen Außenwirtschaftsförderung sind die Auslandshandelskammern (AHK): An 140 Standorten in 92 Staaten weltweit unterstützen diese Einrichtungen Wirtschaftsbeziehungen zwischen deutschen Unternehmen und den Akteuren im jeweiligen Land.

Autor/in: 

Andrea Wiedemann

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2019, Seite 30

 
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