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Hörluchs

Hightech fürs Ohr

Hörluchs © Hörluchs

Die Geschäftsführer Thomas Meyer (l.) und Norbert Deinhard vor einer neuen Laser-Fertigungsanlage für Titan-Otoplastiken.

Das Hersbrucker Unternehmen produziert Hörsysteme, Gehörschutz und In-Ear-Kopfhörer.

Rund 16 Mio. Menschen in Deutschland hören schlecht und die Betroffenen werden immer jünger. Lärmschwerhörigkeit gehört hierzulande zu den häufigsten Berufskrankheiten. Wer möchte da nicht gerne wieder hören wie ein Luchs? So ist Hörluchs wohl ein ziemlich passender Name für ein Unternehmen, bei dem sich alles um gutes Hören, Hörsysteme und Gehörschutz sowie um In-Ear-Kopfhörer für Musikschaffende und die Gaming-Szene dreht.

"Als wir starteten, wollten wir einen neutralen, aber einprägsamen Firmennamen und nicht nur Deinhard & Meyer", erklärt Thomas Meyer, der mit Norbert Deinhard 2004 die Hörgeräte Hörluchs GmbH und Co. KG in Hersbruck gegründet hat. "Wieder hören wie ein Luchs" sei damals das Motto gewesen, was aus Sicht der Gründer optimal zur Firmenphilosophie und dem inzwischen deutlich gewachsenen und breiter aufgestellten Unternehmen passe. Die beiden Hörakustikmeister kennen sich schon lange: 1986 absolvierten sie gemeinsam ihre Ausbildung in Hersbruck, sind seitdem Freunde und seit 2004 auch Geschäftspartner.

Von 2004 bis 2010 haben Meyer und Deinhard die Hörgeräte Hörluchs GmbH und Co. KG aufgebaut. Heute ist die Firma mit Fachgeschäften in Lauf, Pommelsbrunn, Hersbruck, Höchstadt/Aisch und zweimal in Nürnberg vertreten, hat 26 Beschäftigte, darunter zehn Hörakustiker-Auszubildende. Seit 2010 ist Deinhard für die Firma Hörgeräte Hörluchs verantwortlich und Meyer für den Aufbau und die Entwicklung der neu gegründeten Firma Hörluchs Hearing GmbH und Co. KG. Den Grundstein für das zweite Hörluchs-Unternehmen hatte Meyer zwischen 2008 und 2010 gelegt: Damals entwickelte und tüftelte er an neuartigen Gehörschutz-Artikeln, u. a. mit Filterelementen aus Kohlefaser und maßgefertigtem Gehörschutz.

Hörsystem mit Gehörschutz

Zudem entwickelte Meyer ein Produkt, das es vorher so noch nicht gab: ein Hörsystem mit Gehörschutz. Lärm am Arbeitsplatz belastet Gehör und Organismus, deswegen ist für sogenannte Lärmarbeitsplätze, an denen laut Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin fünf Mio. Menschen bundesweit arbeiten, das Tragen von geeignetem Gehörschutz gesetzlich vorgeschrieben. Hörgeschädigte hatten in der Vergangenheit Schwierigkeiten, da das Tragen von Hörsystemen am Lärmarbeitsplatz nicht zugelassen war. Bis Meyer es schaffte, in einem Gerät unerwünschten Lärm auszublenden und gleichzeitig Sprache und Warnsignale gut durchzulassen. Die Hörluchs-Neuheit erhielt 2011 vom Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung die Zulassung für Lärmarbeitsplätze und ist nach Unternehmensangaben bis heute weltweit die einzige mit dieser Zertifizierung. Das Hörluchs ICP-System (Insulating Communication Plastic) ist ein Medizinprodukt und zugleich eine baumustergeprüfte persönliche Schutzausrüstung. Dafür erhielt Hörluchs auch mehrere Preise auf Bundes- und Landesebene für besonders innovative unternehmerische Leistungen.

Darauf bauten Meyer und sein Team auf, sodass sich die Hörluchs Hearing GmbH und Co. KG in den vergangenen Jahren zu einem von Europas größten Laboren für Otoplastiken, also ans Ohr angepasste Kunststoffteile, entwickelt hat und mittlerweile nach eigenen Angaben als Spezialist für maßgefertigten Gehörschutz und Hörsysteme gilt. Die Hörluchs-Produkte kommen nicht nur an Lärmarbeitsplätzen im Handwerk und der Industrie zum Einsatz, sondern werden auch bei der Jagd, im Schießsport, bei der Polizei und beim Militär genutzt – also in Bereichen, in denen Schusswaffen zum Einsatz kommen. "Maßgeschneiderter Gehörschutz ist weder teuer noch kompliziert", sagt Meyer. Im Vergleich zu Einweg-Produkten habe er sich meist schon nach ein bis zwei Jahren amortisiert, man spare Müll und die Beschäftigten hätten ein passendes Produkt.

Individuell angepasste Hörgeräte

Vor rund fünf Jahren hat Hörluchs Hearing sein Portfolio mit In-Ear-Kopfhörern für Musikschaffende und die Gaming-Szene nochmals erweitert. Auf die individuell angepassten In-Ear-Geräte von Hörluchs setzen beispielsweise David Garrett, Silbermond oder Matthias Schweighöfer sowie das E-Sport-Team des 1. FC Nürnberg. Gefertigt werden die Hörsysteme, der Gehörschutz und die In-Ears in einer Mischung aus Handarbeit und Hightech: So werden für die individuell angepassten Otoplastiken Abdrücke in den Ohren der Kunden genommen. Diese werden eingescannt, digitalisiert und anschließend in speziellen 3D-Druckverfahren oder seit Kurzem auch mit Lasertechnik hergestellt. Anschließend werden sie per Hand nachbearbeitet, mit Elektronik ausgestattet und auf Wunsch auch personalisiert, z. B. mit Initialen oder dem Firmenlogo.

Rund 1 200 Artikel verlassen täglich die Hörluchs-Produktion. Die Fertigungszahlen haben sich laut Meyer in den letzten vier Jahren verdoppelt, ebenso wie die Anzahl der Beschäftigten: In Hersbruck und Würzburg sind es insgesamt knapp 120. Das Fachwissen aus dem Bereich der Hörtechnik gibt das Unternehmen im firmeneigenen Weiterbildungs-Campus in Hersbruck weiter. Dort werden Info-Veranstaltungen rund um das Thema "Gutes Hören" für Fachleute aus der Hörakustik-Branche angeboten und Auszubildende auf ihre Prüfungen vorbereitet, derzeit Corona-bedingt verstärkt in Form von Webinaren und Online-Schulungen.

Ansonsten spürt das Unternehmen keine negativen Auswirkungen durch die Pandemie, wie Meyer betont: "Wir waren als Hersteller und Lieferant für systemrelevante Betriebe nie von einer Schließung betroffen, mussten aber dennoch im April und Mai die Produktion entsprechend der Auftragslage anpassen." Man habe aber bereits im Juni wieder steigende Auftragseingänge verzeichnet, sei derzeit wieder bei nahezu voller Auslastung und arbeite an neuen Produkten, die kurz vor der Marktreife stehen. Die Umsätze seien in den vergangenen Jahren stark angestiegen und auch für die Zukunft sieht Meyer Wachstumspotenzial. Zugewinne möchte der Hörsystem-Hersteller in den nächsten Jahren vor allem auch im Ausland erreichen, weshalb er in umliegende Länder wie die Benelux-Staaten, Polen und die Türkei expandiert hat. Mittelfristig wolle man auch den asiatischen Markt mit Ländern wie China, Singapur und Südkorea erschließen.

Autor/in: 

cp.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 02|2021, Seite 78

 
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