Telefon: +49 911 1335-1335

IHK-Konjunkturklima Mittelfranken

Aufschwung mit Hürden

GettyImages-BraunS-489110042 © BraunS/GettyImages.de

Die Betriebe sind zuversichtlicher, sorgen sich aber um fehlende Fachkräfte, Lieferengpässe und steigende Preise.

Das Konjunkturklima in Mittelfranken hat sich dank steigender Umsätze in allen Branchen weiter aufgehellt. Die Unternehmen blicken größtenteils zuversichtlich in die Zukunft: Nachdem bereits im ersten Halbjahr 2021 die Industrie profitieren konnte, geht es nun auch in Handel und Dienstleistung bergauf. Der IHK-Konjunkturklima-Index hat nach dem historischen Absturz inmitten der Corona-Krise wieder mächtig Boden gut gemacht: Im Herbst ist er nochmals um fast 20 Punkte auf 117,4 Punkte geklettert und übertrifft damit erstmals wieder das Niveau vor der Krise. Damit ist die Erholung nun auf breiter Front in allen Branchen angekommen.

„Die mittelfränkische Wirtschaft konnte sich während des Sommers gut erholen“, betont IHK-Präsident Dr. Armin Zitzmann. „Kehrseite der kräftig anziehenden Nachfrage sind Sorgen um ausreichend Fachkräfte und nun auch um Preiserhöhungen, Lieferschwierigkeiten und Produktionsausfälle.“ Solche Engpässe könnten dazu führen, dass Betriebe weniger exportieren, weniger investieren und die Beschäftigtenzahlen lieber stabil halten als sie auszubauen.

Diese Hürden entwickeln sich bereits seit dem Spätsommer zum Flaschenhals für das Wachstum in Industrie und Bau. Die Geschäftslage und -erwartungen im Einzelhandel und in den verbrauchernahen Dienstleistungen hellen sich angesichts wachsender Nachfrage dagegen weiter auf. Wermutstropfen der gestiegenen Kauflaune: Auch in Handel und Dienstleistung rechnen die Betriebe für die kommenden Monate mit steigenden Verkaufspreisen.

Geschäftslage: Über alle Branchen der mittelfränkischen Wirtschaft hinweg setzt sich der Trend der gesamtwirtschaftlichen Erholung fort, weil die Nachfrage aus dem In- und Ausland anzieht. Unter den Befragten überwiegt die Zufriedenheit, der Saldo aus „gut“- und „schlecht“-Urteilen steigt auf plus 21 Punkte und liegt damit nur noch knapp unter dem Wert vor der Pandemie.

Geschäftserwartungen: Die Unternehmen blicken über alle Branchen hinweg mit Zuversicht auf die nächsten Monate. Der resultierende Saldo von plus 14 Punkten liegt bereits wieder höher als vor der Pandemie. Die Aussicht auf eine anhaltend gute Nachfrage dominiert noch. Dahinter treten erste Sorgen vor möglichen Bremseffekten aufgrund von Engpässen bei Material oder Personal noch zurück.

Investitions- und Beschäftigungspläne: Viele Unternehmen zeigen sich verunsichert, weil die Perspektiven hinsichtlich der Corona-Krise weiter unklar sind und weil sie die Regelungen für Lockerungsschritte als uneinheitlich oder unklar empfinden. Das Hin und Her zwischen Schließungen und Lockerungen im Verlauf der Pandemie wirkt nach und diese Unsicherheit erschwert die Planungen. Ein erheblicher Teil der Befragten legt den Fokus nach wie vor auf die Bewältigung der Corona-Krise, weshalb weiter auf Liquiditätssicherung und Ausgabenkürzungen gesetzt wird. Deshalb halten sich die Unternehmen mit Investitionen noch zurück. Aber es ist schon erkennbar, dass viele die Investitionsbremse etwas lockern, weil die Kapazitäten wieder besser ausgelastet sind und auf Eis gelegte Investitionsvorhaben wieder angegangen werden. Auch am Arbeitsmarkt ist die Wende eingeleitet: Weil die Betriebe mit einer weiteren Verbesserung der Auftragslage rechnen, geben sie nach fast zwei Jahren ihre Zurückhaltung auf und planen wieder mehrheitlich mit höheren Beschäftigungszahlen.

Industrie: Die Erholung der mittelfränkischen Industrie, die sich schon im Herbst 2020 angekündigt und seit Jahresbeginn 2021 Fahrt gewonnen hat, droht nun ins Stocken zu geraten. Die aktuelle Lage wird aber noch von einer deutlichen Mehrheit der Befragten positiv beurteilt, der Anteil übersteigt auch den Wert vom Frühjahr. Die Erwartungen dagegen gehen ein wenig zurück, da sich Lieferengpässe und erste Produktionsausfälle bereits als Wachstumsbremsen erweisen. Unter dem Strich bleibt das Konjunkturklima insgesamt auf etwa gleichem Niveau.

Bauwirtschaft: Die Branche pendelt zwischen aktuell guter Geschäftslage und eher negativen Erwartungen für die kommenden Monate. Die Baubetriebe haben ihre Personal- und Beschäftigungspläne deutlich reduziert, weil sie über Materialknappheit und insbesondere über starke Preissteigerungen klagen.

Handel: Der Handel zeigt dank der gestiegenen Kauflaune der Verbraucher eine positive Entwicklung und zieht den IHK-Konjunkturklima-Index in Mittelfranken wesentlich mit nach oben. Optimismus und verbesserte Geschäftslage haben dazu geführt, dass verstärkt Personal eingestellt und investiert wird. Vorreiter in punkto Zuversicht ist der Einzelhandel, während der Großhandel etwas kleinere Schritte nach vorne macht. Dort dämpfen unklare Aussichten bezüglich der Rohstoffpreise die Stimmung.

In den unternehmensnahen Dienstleistungen haben sich die Lage und die Erwartungen weiter verbessert. IT-Dienstleister und Beratungsunternehmen kommen besonders gut voran und profitieren von einer stabileren wirtschaftlichen Gesamtlage. Investitionen und erwartete Beschäftigtenzahlen bleiben stabil mit leicht steigender Tendenz.

Leichte Entspannung zeigt sich auch in den verbrauchernahen Dienstleistungen sowie im Gast- und Reisegewerbe. Nach ständigen Einbrüchen der Umsätze durch die Corona-Maßnahmen scheint das große Tief überwunden. Eine klare Tendenz für steigende Beschäftigtenzahlen ist noch nicht erkennbar, jedoch dürften die optimistischen Erwartungen und die schrittweise Verbesserung der Geschäftslage die Vorboten einer weiteren Erholung sein. Die verbrauchernahen Dienstleistungen und hier speziell das Gast- und Reisegewerbe machen den größten Sprung nach oben im Konjunkturklima, verharren jedoch mit einem Wert von 88 Punkten noch immer unter dem neutralen Index-Wert von 100 Punkten.

Risiken für den Aufschwung

Während der Pandemie war die schwache Nachfrage im In- und Ausland die größte Sorge der Unternehmen. Nun rücken altbekannte Risiken wieder in den Fokus, und außerdem die steigenden Einkaufspreise und Kosten. Weil verstärkt Stellen geschaffen werden, wird der Fachkräftemangel wieder als größtes Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung genannt. Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen sowie die Energie- und Rohstoffpreise folgen bei der Risikobewertung der Betriebe gleich danach. Mit den hohen Einkaufspreisen stellt sich auch die Frage, ob höhere Verkaufspreise durchgesetzt werden können und wie sich unter dem Strich die Erträge entwickeln. Die IHK-Konjunkturumfrage gibt eine klare Antwort: 66 Prozent der Betriebe setzen auf steigende Verkaufspreise, woraus sich zwangsläufig Gefahren für die Preisstabilität ergeben.

Entscheidend für den weiteren Weg aus der Corona-Krise wird somit zunächst die Eindämmung einer möglichen Inflationsgefahr sein. Dabei ist auch die Politik gefordert, nicht aktiv an der Preisschraube mitzudrehen, sondern im Gegenteil die preistreibenden Effekte von Regulierungen – etwa auf den Energiemärkten – aktiv zu dämpfen. „Nur wenn wir die Kosten für unsere Vorleistungen in den Griff bekommen und keine neuen Belastungen für Unternehmen erzeugen, kann unser Wirtschaftsstandort auch mittel- und langfristig erfolgreich im internationalen Wettbewerb bestehen“, resümiert IHK-Präsident Dr. Armin Zitzmann. Mittel- und langfristig sehen die mittelfränkischen Unternehmen drei Themen, die eine die Bundesregierung dringend anpacken muss: den Arbeitsmarkt flexibler machen und den Fachkräftemangel bekämpfen, die Digitalisierung forcieren sowie für eine investitionssichere und wettbewerbsneutrale Klimapolitik sorgen.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 11|2021, Seite 24

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick