2G, 2G+ oder 3G, Neuinfektionen oder Inzidenz, Intensivbetten oder Krankenhausampel – Bürger und Wirtschaft schütteln im Corona-Zahlenchaos und angesichts der sich ständig ändernden Regelungen nur noch frustriert den Kopf.
Dass die deutsche, im europäischen Vergleich schon etwas „spezielle“ Corona-Politik auf die Stimmung bei den Unternehmen hierzulande drückt, ist mehr als verständlich. Denn eigentlich gibt es andere, große Herausforderungen zu bewältigen.
Ganz besonders treibt uns das Thema Fachkräfte um. Hier sind – im Gegensatz zu den Corona-Kennwerten – die Zahlen eindeutig:
Bei unserer Konjunkturbefragung vom Januar 2022 haben zwei Drittel der Unternehmen angegeben, dass der Fachkräftemangel ein großes Risiko für ihre wirtschaftliche Entwicklung darstellt (siehe Seite 22 in dieser WiM-Ausgabe). Und der Bedarf an Fachkräften wächst weiter: Experten gehen davon aus, dass Deutschland eine Zuwanderung von 400 000 Personen benötigt, um die demografische Entwicklung mit immer weniger Schulabgängern und immer mehr älteren Menschen aufzufangen. Trotz Fachkräfteeinwanderungsgesetz sind bisher zu wenige geeignete Arbeitskräfte aus Drittstaaten zu uns gekommen.
Seit Jahren weisen Demografen und Wirtschaftswissenschaftler auf diese Situation hin – trotzdem ist wenig passiert. Deshalb ist es kaum überraschend, dass wir in Deutschland schon mittendrin im Fachkräftemangel stecken.
Wir als Wirtschaft leisten unseren Beitrag mit einem großen Angebot an Ausbildungsplätzen, das wir trotz Corona stabil gehalten haben. Die IHK setzt mit einer Vielzahl von Projekten einen Akzent auf Berufsbildung und Fachkräftesicherung. Die Politik aber hat bisher viel zu zögerlich agiert. Die neue Bundesregierung muss heute in der Arbeitsmarktpolitik und in der Verwaltung die Weichen stellen, um die Fachkräfte von morgen zu sichern.
