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Geschichte

„Stift“ und Schulbank: Berufsausbildung mit Tradition

 

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Oliver Dürrbeck

Oliver Dürrbeck

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Die berufliche Ausbildung ist eine Erfolgsgeschichte. Der Weg von der Ausbildung in den Zünften, für die Geld bezahlt wurde, bis zum selbstbewussten Azubi ist weit. Das Bayerische Wirtschaftsarchiv zeichnet den Weg nach.

Zum 1. September beginnt in vielen Berufen das neue Ausbildungsjahr. „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ – diese Redensart bekamen die Lehrlinge früherer Zeiten häufig zu hören. Bei den Zünften des Handwerks war die Ausbildung seit dem Mittelalter streng geordnet. Und auch die Kaufleute kannten strikte Regelungen für die Ausbildung des Nachwuchses. Über Jahrhunderte hinweg war ein Lehrgeld üblich, d.h. für Ausbildung, Verpflegung und Unterbringung hatten die Familien der Auszubildenden an den Lehrherren zu zahlen.

1. Klasse der Riemerschmid-Handelsschule für Mädchen, 1899.(Foto: BWA)

1. Klasse der Riemerschmid-Handelsschule für Mädchen, 1899.

Mit den 1860er Jahren begann verstärkt eine Gründungswelle des gewerblichen Schulwesens. So richtete der Münchner Likörfabrikant Anton Riemerschmid 1861 eine private Handelsschule für Mädchen ein – die erste Mädchen-Handelsschule in Deutschland überhaupt. Zusätzlich boten staatliche Gewerbeschulen sonn- und feiertags sowie an zwei Wochenenden Unterricht an. Die IHK München machte sich schon 1904 dafür stark, den Unterricht für die kaufmännischen Lehrlinge obligatorisch und an normalen Werktagen zu erteilen. Mit ihrem Vorstoß hatte sie schließlich Erfolg. 

Weibliche Lehrlinge bei Krauss-Maffei, um 1965‎(Foto: BWA)

Weibliche Lehrlinge bei Krauss-Maffei, um 1965.

Die aufkommende Industrie verfügte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch nicht über speziell ausgebildete Arbeitskräfte, sondern deckte ihren Bedarf mit Mitarbeitern, die ihre Lehrzeit im Handwerk durchlaufen hatten. Erst allmählich entwickelte sich eine industrielle Lehrlingsausbildung, weil Massenproduktion und technischer Fortschritt andere Kenntnisse voraussetzten. Der Großbetrieb der Maschinenfabrik Nürnberg vorm. Klett & Co. stellte 1890 die ersten Lehrlinge ein, bevorzugt Söhne von langjährigen eigenen Beschäftigten. 1928 legten erstmals Auszubildende aus dem industriellen und kaufmännischen Bereich vor der IHK München ihre Prüfungen ab. 1938 wurde die klassische Berufsfachschule schließlich Pflicht.

Dr. Richard Winkler, stv. Leiter des Wirtschaftsarchivs: „Für die Erfolgsgeschichte der beruflichen Ausbildung in Deutschland verfügt das Wirtschaftsarchiv über eine Vielzahl von schriftlichen und bildlichen Quellen. Eine Reihe von bayerischen Firmen wie das ehemalige Traditionsunternehmen Friedrich Deckel setzte Maßstäbe in Sachen Lehrlingsausbildung.“ 

Fotos: Bayerisches Wirtschaftsarchiv BWA

 
 
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