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Oliver Dürrbeck

Oliver Dürrbeck

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Als vor 130 Jahren der so tragisch ums Leben gekommene bayerische König Ludwig II. 1886 bestattet wurde, dauerte allein der Trauerzug eine Stunde. Dienerschaft, Stabsbeamte, Erzbischöfe und Bischöfe sowie 25 sogenannte „Gugelmänner“ (benannt nach der schwarzen spitzen Gugelhaube) schritten dem Sarg voran.

Handschriftliches Angebot für Grabkreuze der Königlichen Eisen-Niederlage, um 1850.(Foto: BWA)

Handschriftliches Angebot für Grabkreuze der Königlichen Eisen-Niederlage, um 1850.

Dann folgte der „von 8 mit schwarzen Decken behangenen Pferden gezogene, prachtvolle, mit Blumen und Kränzen reich geschmückte Leichenwagen und Sarg mit den Reichs- und Ordensinsignien.“ Adjutanten und königliche Kammerherren schritten daneben, umgeben von königlichen Pagen und Hartschieren. Diese Pracht war freilich dem Königshaus vorbehalten.

Angebot für Grabausstattung der Firma L. Hacker, um 1920.(Foto: BWA)

Angebot für Grabausstattung der Firma L. Hacker, um 1920.

Doch auch einfache Menschen sorgten sich um eine – wenn auch bescheidene – Trauerzeremonie und um eine würdige letzte Ruhestätte. Bereits 1871 gründete sich in München der Christkatholische Begräbnisverein. Er wollte seinen Mitgliedern eine „Begräbnis nebst Gottesdienst dritter Klasse“ bieten, ohne dass den „Angehörigen die Kosten auf Beerdigung und Leichengottesdienst zur Last fallen“.

Auszug aus dem Katalog der Eisengießerei F. S. Kusterman.(Foto: BWA)

Auszug aus dem Katalog der Eisengießerei F. S. Kusterman.

Damals waren der Alte Südliche Friedhof und der Nördliche Friedhof an der Arcisstraße die einzigen großen Begräbnisstätten innerhalb Münchens. Für die Ausgestaltung der Gräber hielten die Werkstätten und Unternehmen der Residenzstadt ein breites Sortiment bereit. Zu den wichtigsten Anbietern gehörte die Eisenhandlung und Eisengießerei F. S. Kustermann, deren Wurzeln bis ins Jahr 1798 zurückreichen.

Aufnahmeurkunde des Christkatholischen Begräbnisvereins für die Schnitzerin Walburga Esterl, 1911.(Foto: BWA)

Aufnahmeurkunde des Christkatholischen Begräbnisvereins für die Schnitzerin Walburga Esterl, 1911.

Dienstvertrag der Baumwollspinnerei Kolbermoor mit der „Todtenfrau“ Cäcilie Bertl, 1873.(Foto: BWA)

Dienstvertrag der Baumwollspinnerei Kolbermoor mit der „Todtenfrau“ Cäcilie Bertl, 1873.

 

Lange vor der Einführung der Sozialversicherung bemühten sich viele Unternehmen, mit „Hilfskassen“ und Stiftungen ihre Belegschaft sozial abzusichern. Die Fürsorge endete nicht beim Ableben des Mitarbeiters. Die Baumwollspinnerei in Kolbermoor, deren Archivbestand wir betreuen, beschäftigte sogar eine „Todtenfrau“ für den werkseigenen Friedhof.

Dr. Richard Winkler, stv. Leiter des Bayerischen Wirtschaftsarchivs

Fotos: Bayerisches Wirtschaftsarchiv BWA

 
 
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