Der Harbni-Orden: „Im Zeichen des Vergissmeinnicht“
„Treffen sich drei Deutsche, gründen sie einen Verein“, heißt es in einem alten Witz. In einer Untersuchung aus dem Jahr 2014 geht die British American Tobacco-Stiftung für Zukunftsfragen von rund 600.000 Vereinen in Deutschland aus. Das Vereinsleben hat hierzulande Tradition.
Bereits im 19. Jahrhundert blühte eine Vielzahl von Freundeskreisen, Künstlergesellschaften, Vereinen und Kränzchen. Ab 1850 nahm in Bayern die Zahl sprunghaft zu, weil bei den nichtpolitischen Zusammenschlüssen die staatliche Genehmigungspflicht wegfiel. Damals gründete sich in München der Harbni-Orden – ein Geselligkeits-Verein wider den tierischen Ernst, der spielerisch mittelalterliches Ritterleben pflegte und bis 1981 bestand. Der Name ging wohl auf eine Zeile in einem alten Volksmusiklied zurück: „s‘Deandl is harb auf mi“. Die Mitglieder kamen aus der Oberschicht der königlich-bayerischen Residenzstadt. Es waren Professoren, Künstler, hohe Beamte und Offiziere, Kommerzienräte, Medizinalräte, die sich Ritter-Namen gaben und damit auch ansprachen. So verbarg sich hinter dem schönen Titel „Banzenburg der Fehltafinger“ kein anderer als der Brauereibesitzer August Pschorr. Zu den Höhepunkten im Vereinsjahr zählte das Ordensfest, bei dem sog. Novizen ihren Ritterschlag erhielten. Zur Anziehungskraft des Ordens trugen auch die „Lätizel“ bei, selbst verfasste Theaterstücke, die die Harbni-Mitglieder mit großer Hingabe zum Gaudium des geladenen Publikums zur Aufführung brachten.
Programm für das 75. Harbni-Ordensfest 1925 mit der Wappenblume Vergissmeinnicht.
Der Harbni-Ordensdienst 1900/1901 Vierter von links: Ritter Otto von Hexenstein alias Kommerzienrat Otto von Pfister, Ge-treidegroßhändler und Präsident der IHK München 1906-1911.
Programm des Lätizel von 1890 „Ich bleibe ledig.“
Programm für das 54. Harbni-Ordensfest, 1904.“
Fotos: Bayerisches Wirtschaftsarchiv BWA